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Bauerochse, Andreas [Hrsg.]; Haßmann, Henning [Hrsg.]; Püschel, Klaus [Hrsg.]; Schultz, Michael [Hrsg.]
"Moora" - Das Mädchen aus dem Uchter Moor: eine Moorleiche der Eisenzeit aus Niedersachsen (Band 47): Naturwissenschaftliche Ergebnisse — Rahden/​Westf.: Verlag Marie Leidorf, 2018

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Schultz, Michael; Gresky, Julia; Schön, Michael; Mißbach-Güntner, Jeannine; Nováček, Jan: Ergebnisse mikroskopischer Untersuchungen an der Moorleiche "Moora"
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https://doi.org/10.11588/diglit.68699#0077
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„Moora“ - Das Mädchen aus dem Uchter Moor II (MAN 47, 2015, 73 - 96)

73

Ergebnisse mikroskopischer Untersuchungen an
der Moorleiche „Moora“
Michael Schultz, Julia Gresky, Michael P. Schön, Jeannine Mißbach-Güntner,
Jan Noväcek
Zusammenfassung Es werden die Ergebnisse der licht- und rasterelektronenmikroskopischen Untersuchungen an Hart- und
Weichgewebsresten der Moorleiche „Moora", eines (16) 17-19 jährigen Mädchen, vorgestellt und bewertet. Im Einzelnen wur-
den Proben aus dem Schädel, dem Postcranium, der Bauch- und Rückenhaut sowie feuchtaufbewahrter Weichgewebsstruk-
turen aus dem Rumpfbereich auf ihren normalen Bau, vor allem aber auf Krankheitsspuren untersucht. Die Ergebnisse der
mikroskopischen Untersuchungen konnten die makroskopisch und radiologisch erstellten Diagnosen stützen, teilweise aber
auch widerlegen. Dies verdeutlicht die Rolle der mikroskopischen Untersuchung in der Paläopathologie.
Schlüsselwörter Differentialdiagnose, Mikroskopie, Moorleiche, Paläopathologie
Results of microscopic investigations on the bog body of “Moora"
Abstract The results of the light and scanning-electron microscopic Investigation ofhard and soft tissue remains of the bog
body "Moora’’, a (16) 17-19-year-oldgirl, are presented and evaluated. Specimens were taken from the skull, thepostcranium,
the abdominal skin and the skin of the back and from soft tissue preserved under moist conditions, taken from the torso, all
examined with respect to normal structures, but especially with respect to signs of disease. The results of the microscopic
Investigation mostly supported the diagnoses made macroscopically and radiologically but partly also refuted some of them.
This illustrates the importance of the rote played by microscopic investigations in paleopathology.
Keywords bog body, differential diagnosis, microscopy, paleopathology

Einleitung
Die mikroskopische Untersuchung von Moorlei-
chengeweben ist ein relativ neues und innovatives
Arbeitsgebiet (Schultz et al. 2015), während die
makroskopische Untersuchung von Moorleichen-
funden auf eine lange Tradition zurückblickt (vgl.
van Der Sanden 1996). Die aufgrund der Einwir-
kung des sauren Moorbodenmilieus fortgeschrit-
tene Entkalkung des Knochengewebes bedingt einen
typischen Erhaltungszustand, der sich deutlich von
dem nicht-moorbödengelagerter Skeletfunde unter-
scheidet (vgl. Schultz 1997) und leicht zur Fehlin-
terpretation morphologischer Strukturen bis hin zu
einer Fehldiagnose im Sinne der „Pseudopathologie“
führen kann. Die Untersuchung dieser Gewebe ist
also mit gewissen Herausforderungen verbunden
(vgl. Asingh&Lynnerup 2008). Eines der Hauptziele

einer mikroskopischen Analyse von Moorleichenge-
webe ist die Diagnose von Krankheiten. In einer der
ersten großen Studien zur Histologie der Moorlei-
chenhaut hat F. G. Bechara im Rahmen seiner Disser-
tation interessante und vielversprechende Ergebnisse
vorgelegt (Bechara 2001). In den letzten Jahren
wurden im Rahmen eines Kooperationsprojektes
licht- und rasterelektronenmikroskopische Untersu-
chungen an Moorleichen aus dem Niedersächsischen
Landesmuseum für Natur und Mensch vorgenom-
men (z. B. Klingner et al. 2011; Schultz et al. 2010;
Schultz et al. 2011; Zustin& Schultz 2011). Die
Untersuchungen an der Moorleiche „Moora“ sollen
zu einer Erweiterung der Befundlage beitragen. Da
die Herstellung der licht- und rasterelektronenmik-
roskopischen Präparate (z.B. Knochendünnschliffe,
 
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