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Bauerochse, Andreas [Hrsg.]; Haßmann, Henning [Hrsg.]; Püschel, Klaus [Hrsg.]; Schultz, Michael [Hrsg.]
"Moora" - Das Mädchen aus dem Uchter Moor: eine Moorleiche der Eisenzeit aus Niedersachsen (Band 47): Naturwissenschaftliche Ergebnisse — Rahden/​Westf.: Verlag Marie Leidorf, 2018

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Bauerochse, Andreas; Niemuth, Andreas; Vajen, Leander: Das Große Moor bei Uchte - 3D-Rekonstruktion einer eisenzeitlichen Moorlandschaft
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https://doi.org/10.11588/diglit.68699#0187
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„Moora" - Das Mädchen aus dem Uchter Moor II (MAN 47, 2015, 183-195)

183

Das Große Moor bei Uchte - 3D-Rekonstruktion
einer eisenzeitlichen Moorlandschaft
Andreas Bauerochse, Andreas Niemuth, Leander Vajen
Zusammenfassung Für den Zeitraum etwa der Mitte des ersten vorchristlichen Jahrtausends wurde die Moorausdehnung des
Großen Moores bei Uchte rekonstruiert, kartographisch abgebiidet und in einem 3D-Modell dargestellt. Das Modell zeigt die
Topographie der Mineralbodenoberfläche sowie die Moorausdehnung und Torfmächtigkeit zu unterschiedlichen Zeiten.
Schlüsselwörter Landschaftsrekonstruktion, 3D-Modellierung, GIS, Großes Moor bei Uchte, vorrömische Eisenzeit
The Große Moor near Uchte - 3D-reconstruction of an Iron Age peatland
Abstract The extension of the Großes Moor bei Uchte has been reconstructed for the period around the middle of the first
millennium BC. The Situation /'s mapped and given in a 3D-model which shows the topography ofthe mineral surface as well
as the extension ofthe bog and the thickness ofthe peat layer for differend periods.
Keywords Landscape reconstruction, 3D-modelling, GIS, Großes Moor near Uchte, Pre-Roman Iron Age

Einleitung

In den Jahren 2000 und 2005 wurden bei Torfab-
bauarbeiten im Großen Moor bei Uchte (Ldkr. Nien-
burg/Weser) die sterblichen Überreste eines jungen
Mädchens aus der vorrömischen Eisenzeit entdeckt
(Püschel et al. 2005; Bauerochse et al. 2005,2008).
Damit war nach 50 Jahren in Niedersachsen erst-
mals wieder eine in einem archäologischen Kontext
stehende Moorleiche gefunden worden. Funde von
Moorleichen, Moorwegen und unzähligen anderen
Artefakten aus Mooren verdeutlichen immer wieder,
welch großen Stellenwert die Moorgebiete Nordwest-
deutschlands für die Menschen bereits in vor- und
frühgeschichtlicher Zeit besessen haben. Gleich-
zeitig zeigt sich dadurch, welche große Bedeutung
als außergewöhnliche Bodenarchive ihnen heute
unter archäologischen Gesichtspunkten zukommt
(z.B. Hayen 1989; van der Sanden 1996; Bergen et
al. 2002; Metzler 2004; Bauerochse 2003; Kossian
2007; Fansa&Both 2011).
Bei der wissenschaftlichen Bearbeitung dieses
Themenfeldes gilt es zu berücksichtigen, dass sowohl
in den Mooren als auch in den von ihnen bedeck-
ten Mineralböden Spuren früherer Besiedlungen

vorhanden und konserviert sind. Denn mit ihrer
fortschreitenden Ausdehnung unterlag die Land-
schaft insbesondere seit dem Atlantikum nachhalti-
gen Veränderungen. Große Teile der besiedelbaren
Landschaft wurden im Verlauf von Jahrtausenden
zu Moor- und Sumpflandschaften und gingen damit
als potentielles Siedelland verloren (vgl. Bauerochse
et al. 2008; Behre 2008). Für die Archäologie stellt
sich in diesen Regionen daher immer wieder auch die
Frage nach der räumlichen Ausdehnung der Moore
in bestimmten Zeitabschnitten; Fragen, deren Beant-
wortung zumeist mit großen Unsicherheiten verbun-
den ist. Zwar lassen sich beispielsweise mit Hilfe
der Pollenanalyse Aussagen hinsichtlich von Vege-
tationsbedeckung und anthropogenen Nutzungen
(Ackerbau, Beweidung etc.) treffen, zur räumlichen
Ausdehnung der Moore sind hingegen in der Regel
nur sehr generelle Aussagen möglich. Dabei liefern
aber gerade derartige Kenntnisse wichtige Informa-
tionen, wenn es darum geht, die Siedlungsprozesse
und kulturhistorischen Abläufe in den Moorregionen
nachzuzeichnen.
 
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