„Moora“ - Das Mädchen aus dem Uchter Moor II (MAN 47, 2015, 123 - 128)
123
Gesichtsrekonstruktion der Moorleiche
aus dem Uchter Moor
Eilin Jopp-van Well, Kerstin Kreutz, Steffi Burrath, Sabine Ohlrogge,
Caroline Wilkinson, Ursula Wittwer-Backofen, Dennis Säring, Klaus Püschel,
Andreas Bauerochse
Zusammenfassung Im Rahmen der Untersuchungen an der in den Jahren 2000 und 2005 im Großen Moor bei Uchte (Ldkr.
Nienburg, Niedersachsen) gefundenen eisenzeitlichen Moorieiche erfolgte die Rekonstruktion des Gesichts des Mädchens.
Basierend auf CT Scans des fragmentierten Skeletts wurde zunächst das Schädelskelett rekonstruiert. Die Schädelrekonst-
ruktion diente fünf, mit teilweise unterschiedlichen Rekonstruktionsverfahren und unabhängig voneinander arbeitenden Wis-
senschaftlerinnen als Basis für die Gesichtsrekonstruktionen.
Schlüsselwörter Archäologie - Anthropologie - Moorleiche - Computertomografie (postmortal) - Gesichtsrekonstruktion
Facial Reconstruktion of the Uchter Moor bog body
Abstract In context with the investigations on the Iron Age bog body found in the Grosses Moor near Uchte (County of Nien-
burg, Lower Saxony) in 2000 and 2005, a facial reconstruction of the girl was made. Based on CT scans of the fragmented
skeleton the skull was digitally reconstructed first, The reconstructed skull was the basis for the facial reconstructions made
by five individually working scientists using different methods.
Keywords Archaeology - anthropology - bog body -computerized tomography (post-mortem) - facial reconstruction
In den Jahren 2000 und 2005 wurde im Großen Uchter
Moor bei Uchte (Ldkr. Nienburg/Weser, Niedersach-
sen) bei Torfabbauarbeiten eine erheblich fragmentierte
Moorleiche aus der vorrömischen Eisenzeit gefunden.
Im Rahmen der interdisziplinären Bearbeitung des
zunächst als modernes Gewaltverbrechen eingestuf-
ten Falls (vgl. Püschel et al. 2008) durch Rechts-
mediziner, Anthropologen, Paläopathologen und
Archäologen erfolgte die Rekonstruktion des Gesichts
der als Mädchen aus dem Uchter Moor („Moora“)
bekannt gewordenen Moorleiche (Jopp et al. 2011; s.a.
Bauerochse et al. 2008). Dabei galt es zunächst den
durch die Lagerung im Moor und die mechanische
Belastung des Skeletts beim Herausreißen durch die
Torfstechmaschine stark deformierten Schädel des
Mädchens zu rekonstruieren (Säring et al. 2015). Das
Ergebnis dieser Arbeiten, ein im Rapid Prototyping-Ver-
fahren hergestellter Skelettschädel, diente als Basis für
die Gesichtsrekonstruktion, die nachfolgend von fünf
Wissenschaftlerinnen unter Anwendung unterschiedli-
cher plastischer und bildgebender Verfahren unabhän-
gig voneinander durchgeführt wurde.
Schon zu Beginn der anthropologischen und
rechtsmedizinischen Untersuchungen bestand das
Ziel, das Gesicht des Mädchens zu rekonstruieren.
Da es sich bei einer derartigen Rekonstruktion immer
nur um ein Modell, keinesfalls aber um die exakte
Nachbildung des Gesichts handeln kann - und damit
nur eine der Realität mehr oder weniger nahekom-
mende Abbildung entsteht - war es von Projektbeginn
an das Anliegen, diese Rekonstruktion methoden-
kritisch unter Anwendung unterschiedlicher Verfah-
ren und durch mehrere Spezialisten durchführen
zu lassen.
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Gesichtsrekonstruktion der Moorleiche
aus dem Uchter Moor
Eilin Jopp-van Well, Kerstin Kreutz, Steffi Burrath, Sabine Ohlrogge,
Caroline Wilkinson, Ursula Wittwer-Backofen, Dennis Säring, Klaus Püschel,
Andreas Bauerochse
Zusammenfassung Im Rahmen der Untersuchungen an der in den Jahren 2000 und 2005 im Großen Moor bei Uchte (Ldkr.
Nienburg, Niedersachsen) gefundenen eisenzeitlichen Moorieiche erfolgte die Rekonstruktion des Gesichts des Mädchens.
Basierend auf CT Scans des fragmentierten Skeletts wurde zunächst das Schädelskelett rekonstruiert. Die Schädelrekonst-
ruktion diente fünf, mit teilweise unterschiedlichen Rekonstruktionsverfahren und unabhängig voneinander arbeitenden Wis-
senschaftlerinnen als Basis für die Gesichtsrekonstruktionen.
Schlüsselwörter Archäologie - Anthropologie - Moorleiche - Computertomografie (postmortal) - Gesichtsrekonstruktion
Facial Reconstruktion of the Uchter Moor bog body
Abstract In context with the investigations on the Iron Age bog body found in the Grosses Moor near Uchte (County of Nien-
burg, Lower Saxony) in 2000 and 2005, a facial reconstruction of the girl was made. Based on CT scans of the fragmented
skeleton the skull was digitally reconstructed first, The reconstructed skull was the basis for the facial reconstructions made
by five individually working scientists using different methods.
Keywords Archaeology - anthropology - bog body -computerized tomography (post-mortem) - facial reconstruction
In den Jahren 2000 und 2005 wurde im Großen Uchter
Moor bei Uchte (Ldkr. Nienburg/Weser, Niedersach-
sen) bei Torfabbauarbeiten eine erheblich fragmentierte
Moorleiche aus der vorrömischen Eisenzeit gefunden.
Im Rahmen der interdisziplinären Bearbeitung des
zunächst als modernes Gewaltverbrechen eingestuf-
ten Falls (vgl. Püschel et al. 2008) durch Rechts-
mediziner, Anthropologen, Paläopathologen und
Archäologen erfolgte die Rekonstruktion des Gesichts
der als Mädchen aus dem Uchter Moor („Moora“)
bekannt gewordenen Moorleiche (Jopp et al. 2011; s.a.
Bauerochse et al. 2008). Dabei galt es zunächst den
durch die Lagerung im Moor und die mechanische
Belastung des Skeletts beim Herausreißen durch die
Torfstechmaschine stark deformierten Schädel des
Mädchens zu rekonstruieren (Säring et al. 2015). Das
Ergebnis dieser Arbeiten, ein im Rapid Prototyping-Ver-
fahren hergestellter Skelettschädel, diente als Basis für
die Gesichtsrekonstruktion, die nachfolgend von fünf
Wissenschaftlerinnen unter Anwendung unterschiedli-
cher plastischer und bildgebender Verfahren unabhän-
gig voneinander durchgeführt wurde.
Schon zu Beginn der anthropologischen und
rechtsmedizinischen Untersuchungen bestand das
Ziel, das Gesicht des Mädchens zu rekonstruieren.
Da es sich bei einer derartigen Rekonstruktion immer
nur um ein Modell, keinesfalls aber um die exakte
Nachbildung des Gesichts handeln kann - und damit
nur eine der Realität mehr oder weniger nahekom-
mende Abbildung entsteht - war es von Projektbeginn
an das Anliegen, diese Rekonstruktion methoden-
kritisch unter Anwendung unterschiedlicher Verfah-
ren und durch mehrere Spezialisten durchführen
zu lassen.