„Moora" - Das Mädchen aus dem lichter Moor II (MAN 47, 2015, 149 - 161)
149
Bestimmung von Spurenelementen im Haar des
Mädchens aus dem Uchter Moor und im Torf der
Fundstelle
Carla Vogt, Mareike Schwinger, Anja Dreyer, Jürgen Vogt
Zusammenfassung Haare von verschiedenen Moorleichen und drei heute lebenden Personen wurden mittels verschiedener
Analyseverfahren auf ihre Spurenelementgehalte untersucht. Zum Vergleich wurden auch im Boden der Fundstelle des Mäd-
chens aus dem Uchter Moor die Gehalte relevanter Elemente ermittelt. Für Schwefel und Kupfer wurden in allen untersuchten
Haaren nahezu.gleich hohe Gehalte gefunden, weshalb eine feste Bindung dieser Elemente an das oder im organischen Ma-
terial (Keratin) des Haares anzunehmen ist. Für Calcium und Zink wurden deutlich niedrigere Gehalte im Vergleich zu heute
lebenden Personen nachgewiesen. Hierfür kann einerseits die lange Lagerung im sauren Milieu und eine damit einhergehen-
de Mobilisierung der Elemente aus der Oberfläche des Haares oder eine bessere Versorgung mit diesen Spurenelementen in
moderner Zeit verantwortlich gemacht werden. Die mit Laserablation ICP-MS nachgewiesenen Konzentrationsunterschiede
für Kupfer und Zink im äußeren und inneren Bereich der Haare von Moorleichen unterstützen dabei die Hypothese einer
Freisetzung durch das umgebende saure Milieu des Moorbodens.
Schlüsselwörter Haaranalyse, Bodenanalyse, LA-ICP-MS, PIXE, Spurenelemente
Determination of trance elements in the hair of the girl from the Uchter Moor and in the peat of the finding site
Abstract Hair samples from two bog bodies and three iiving persons have been analyzed for trace element concentrations
using different analytical methods. Peatsampled from a profile taken at the site where the girl from the Uchter Moor was found
has been analyzed for comparison. In all investigated hair samples comparable high concentration levels have been found for
sulfur and copper thus making the binding to or fixation in the organic matrix of the hair (keratin) probable. In comparison to
modern humans the measured concentrations for calcium and zinc in the hair ofthe bog bodies are very low. This could either
be explained by the iong storage under acidic conditions in the bog and a thereby induced mobilization of these elements
from hair surface or by a better supply of these essential elements in modern times. Laser ablation ICP-MS experiments have
shown that the concentrations ofzinc and copper differ significantly between the outerand inner parts ofthe hairs ofthe bog
bodies, whlch Support the hypothesis of mobilization under bog conditions.
Keywords hair analysis, soil analysis, LA-ICP-MS, PIXE, trace elements
Einleitung
Das Biomonitoring biologischer Proben wird seit
vielen Jahren genutzt, um über die Gehalte an
Spurenelementen Informationen zum Gesund-
heits- und Ernährungszustand oder in jüngerer
Zeit auch über die Aufenthaltsorte von Personen
zu bestimmten Phasen ihres Lebens zu erhalten.
Neben verschiedensten Körperflüssigkeiten werden
dafür auch Haare untersucht. Diese Probenart weist
den Vorteil auf, dass sich die Zusammensetzung
über längere Zeiträume nicht wesentlich ändert, die
Spurenelementzusammensetzung über die Länge
des Haares betrachtet aber Informationen über die
Nahrungsaufnahme bzw. die Nährstoffversorgung
des Organismus liefern kann. In der Fachliteratur ist
die Spurenelementbestimmung in Haarproben zur
Ernährungsbeurteilung allerdings stark umstritten,
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Bestimmung von Spurenelementen im Haar des
Mädchens aus dem Uchter Moor und im Torf der
Fundstelle
Carla Vogt, Mareike Schwinger, Anja Dreyer, Jürgen Vogt
Zusammenfassung Haare von verschiedenen Moorleichen und drei heute lebenden Personen wurden mittels verschiedener
Analyseverfahren auf ihre Spurenelementgehalte untersucht. Zum Vergleich wurden auch im Boden der Fundstelle des Mäd-
chens aus dem Uchter Moor die Gehalte relevanter Elemente ermittelt. Für Schwefel und Kupfer wurden in allen untersuchten
Haaren nahezu.gleich hohe Gehalte gefunden, weshalb eine feste Bindung dieser Elemente an das oder im organischen Ma-
terial (Keratin) des Haares anzunehmen ist. Für Calcium und Zink wurden deutlich niedrigere Gehalte im Vergleich zu heute
lebenden Personen nachgewiesen. Hierfür kann einerseits die lange Lagerung im sauren Milieu und eine damit einhergehen-
de Mobilisierung der Elemente aus der Oberfläche des Haares oder eine bessere Versorgung mit diesen Spurenelementen in
moderner Zeit verantwortlich gemacht werden. Die mit Laserablation ICP-MS nachgewiesenen Konzentrationsunterschiede
für Kupfer und Zink im äußeren und inneren Bereich der Haare von Moorleichen unterstützen dabei die Hypothese einer
Freisetzung durch das umgebende saure Milieu des Moorbodens.
Schlüsselwörter Haaranalyse, Bodenanalyse, LA-ICP-MS, PIXE, Spurenelemente
Determination of trance elements in the hair of the girl from the Uchter Moor and in the peat of the finding site
Abstract Hair samples from two bog bodies and three iiving persons have been analyzed for trace element concentrations
using different analytical methods. Peatsampled from a profile taken at the site where the girl from the Uchter Moor was found
has been analyzed for comparison. In all investigated hair samples comparable high concentration levels have been found for
sulfur and copper thus making the binding to or fixation in the organic matrix of the hair (keratin) probable. In comparison to
modern humans the measured concentrations for calcium and zinc in the hair ofthe bog bodies are very low. This could either
be explained by the iong storage under acidic conditions in the bog and a thereby induced mobilization of these elements
from hair surface or by a better supply of these essential elements in modern times. Laser ablation ICP-MS experiments have
shown that the concentrations ofzinc and copper differ significantly between the outerand inner parts ofthe hairs ofthe bog
bodies, whlch Support the hypothesis of mobilization under bog conditions.
Keywords hair analysis, soil analysis, LA-ICP-MS, PIXE, trace elements
Einleitung
Das Biomonitoring biologischer Proben wird seit
vielen Jahren genutzt, um über die Gehalte an
Spurenelementen Informationen zum Gesund-
heits- und Ernährungszustand oder in jüngerer
Zeit auch über die Aufenthaltsorte von Personen
zu bestimmten Phasen ihres Lebens zu erhalten.
Neben verschiedensten Körperflüssigkeiten werden
dafür auch Haare untersucht. Diese Probenart weist
den Vorteil auf, dass sich die Zusammensetzung
über längere Zeiträume nicht wesentlich ändert, die
Spurenelementzusammensetzung über die Länge
des Haares betrachtet aber Informationen über die
Nahrungsaufnahme bzw. die Nährstoffversorgung
des Organismus liefern kann. In der Fachliteratur ist
die Spurenelementbestimmung in Haarproben zur
Ernährungsbeurteilung allerdings stark umstritten,