Bauerochse, Andreas [Hrsg.]; Haßmann, Henning [Hrsg.]; Püschel, Klaus [Hrsg.]; Schultz, Michael [Hrsg.]: "Moora" - Das Mädchen aus dem Uchter Moor: eine Moorleiche der Eisenzeit aus Niedersachsen (Band 47): Naturwissenschaftliche Ergebnisse (Rahden/Westf.: Verlag Marie Leidorf, 2018)

„Moora“ - Das Mädchen aus dem Uchter Moor II (MAN 47, 2015, 115 - 122)

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Computergestützte Schädelrekonstruktion der
Moorleiche „Moora“ - Von der digitalen
CT-Bildsequenz bis zur fertigen Replik
Dennis Säring, Philipp Käsemann, Sascha Scheuermann, Eilin Jopp-van Well
Zusammenfassung Die Moorleiche „Moora" bietet für die Wissenschaft einige seltene Einsichten in das Leben zur vorrömi-
schen Eisenzeit. 2008 hat sich eine Gruppe von Wissenschaftlern unterschiedlicher Disziplinen zusammengefunden, um eine
der ältesten Moorleichen Nordwestdeutschlands detailliert nach dem neuesten Stand der Forschung zu analysieren, im Rah-
men der Untersuchung wurden von den vorliegenden, teilweise stark verformten Knochenfragmenten computertomographi-
sche (CT) 3D-Bilddaten aufgenommen. Ziel dieser Arbeit war eine vollständige Rekonstruktion des Schädels, welcher dann
die Grundlage für eine Gesichtsrekonstruktion bildet. Hierzu wurden die Knochensegmente in der CT-Bildsequenz segmen-
tiert, 3D-Oberflächenmodelle generiert und der komplette Schädel virtuell rekonstruiert. Beim Rekonstruktionsprozess fanden
aktuelle Techniken der 3D-Bildverarbeitung Anwendung. Die Verwendung eines neuen virtuellen Konferenzraums ermöglicht
die Visualisierung und Besprechung von 3D-Modellen online mit einer Gruppe von Fachleuten rund um die Welt in Echtzeit.
Nach der virtuellen Rekonstruktion wurden mittels Rapid-Prototyping mehrere Kunststoffrepliken des Schädels für eine an-
schließende Gesichtsrekonstruktion erstellt.
Schlüsselwörter Computergestützte Rekonstruktion, 3D-Visualisierung, 3D-Druck
Computer based scull reconstruction of the bog body “Moora" - from the digital image sequence to the completed
reconstruction
Abstract From the scientific point of view the bog body “Moora “ enables rare insights into the life during the Pre-Roman Iron
Age period. In 2008 a number ofscientists from different disciplines came together to investigate one ofthe oldest bog bodies
ofNorth Germany in a joint project. The partially shaped bones and bone fragments were 3D scanned with a CT as base for
the scull and face reconstruction, Therefor the respective bone segments were partitioned in the CT scan, a 3D-model of the
surface was generated and the hole scull was virtually reconstructed, using 3D-rendering techniques. The use ofan online-mul-
ti-participant-conference enabled the realtime online rendering anddiscussion. After the virtualreconstruction a model ofthe
scull was made using rapid prototyping as base for the following reconstruction of the face.
Keywords Computer based reconstruction, 3D-rendering, 3D rapid prototyping

Einleitung
Im Jahr 2000 entdeckte ein Torfarbeiter die als
„Moora“, das Mädchen aus dem Uchter Moor,
bekannt gewordene Moorleiche im Großen Moor
bei Uchte. Zunächst als ungeklärte Leichensache
eingestuft, wurden erst nach dem Fund der gut erhal-
tenen rechten Hand, im Jahre 2005, die Untersuchun-
gen wieder aufgenommen (Bauerochse & Metzler
2005). Seitdem konnten eine Reihe von interessan-

ten Entdeckungen gemacht und wissenschaftliche
Erkenntnisse aus den Überresten und der Umgebung
gewonnen werden. So ergab die Radiokarbondatie-
rung ein Alter von ca. 2.650 Jahren und kann somit
der vorrömischen Eisenzeit zugeordnet werden(Pü-
schel et al. 2008). Die anthropologische Beurtei-
lung des Skeletts ergab ein geschätztes Lebensalter
von 16 -19 Jahren. Durch die große Bedeutung des