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Das Gräberfeld von Uelzen-Veerßen
Abb.41 Eindruckverzierungen (Dellen, Tupfen, Rosetten, Kanneluren) auf Gefäßen des Gräberfelds von Uelzen-Veerßen, Ldkr. Uelzen.
Ohne Maßstab.
34-39), die Kontakte in das nordseegermanisch
geprägte Stader Gebiet im östlichen Elbe-Weser-
Dreieck belegen. Dies entspricht der Beobachtung,
dass in diesem Raum zwischen dem vierten und dem
Ende des 6. Jahrhunderts eine Häufung der Roset-
tenzier zu konstatieren ist (Hegewisch 2007, Abb.
85,4). Im Harz-Aller-Raum tritt diese Zier hinge-
gen gehäuft im 3./4. Jahrhundert auf (Ludowici
2005, 67). Dieser ostniedersächsische Datierungs-
ansatz widerspricht der zeitlichen Stellung einiger
Uelzen-Veerßener Urnen mit Rosettenzier nicht, die
auch aufgrund formaler Kriterien in den genannten
Zeitraum gehören dürften (Kat.-Nr. 1000.1 Taf. 56,
1029.1 Taf. 58, 1089.1 Taf. 64, 1204.1 Taf. 78, 1816.1
Taf.134, 1980.1 Taf.152, 2076.1 Taf. 164). Die über-
wiegende Zahl der rosettenverzierten Gefäße dieses
Gräberfeldes ist hingegen nicht genauer als auf den
Untersuchungszeitraum (z. B. Kat.-Nr. 973.1, 1221.1
Taf. 80, 1961.1 Taf. 150, 2064.1 Taf. 163) bzw. das
3. bis 5. Jahrhundert (z. B. Kat.-Nr. 1985.1 Taf. 153,
2003.1 Taf. 156) einzugrenzen. Daneben sind wenige
Exemplare des 5./6. sowie des 5. bis 7. Jahrhunderts
zu nennen (Kat.-Nr. 1031.1 Taf. 58, 1072.1 Taf. 62,
2251.1 Taf. 179, 2281.1 Taf. 181, 2473.1 Taf. 188). Für
den im Hinblick auf das Uelzen-Veerßener Spektrum
gewählten zeitlichen Ansatz spricht auch die gleich-
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Abb.42 Die Rosettenvarianten des Gräberfelds von Uel-
zen-Veerßen, Ldkr. Uelzen (a= Punkt-, b= Keilstich-, c= Auslas-
sungs-, d= Kranzrosetten, e= Stilisierte Rosetten, f= Barocke
Rosetten; n. Hegewisch 2001).
mäßige Verteilung entsprechend verzierter Urnen
innerhalb des untersuchten Gräberfeldausschnitt
(Abb. 43).
Rosetten erfahren auf germanischer Keramik
vor allem ab dem 3. Jahrhundert weite Verbreitung
und stellen in elbgermanischen Zusammenhängen
keine Seltenheit dar (Hegewisch 2007, Abb. 84,
85). Bereits im urnenfelderzeitlichen Motivkanon
nachweisbar, lassen sie sich bis in das 6. Jahrhundert
hinein auf Keramikerzeugnissen nachweisen. Das
einprägsame Motiv wurde zudem auf Lanzenspit-
zen, der Gürteltracht, Fibeln, Kämmen, Spinnwirteln
oder Bronzegefäßen angebracht. Im Untersuchungs-
gebiet ist es bislang nur auf Keramikerzeugnissen
naehzuweisen. Dabei beinhaltet die während des
hier betrachteten Zeitraums übliche ikonographische
Bezeichnung „Rosette" keine inhaltliche Deutung.
Für die Urnenfelderzeit hingegen wurde demselben
Motiv mit der Bezeichnung als „Sonnenscheibe"
eine solche Interpretationsmöglichkeit zugebilligt
(Schön 2001, 123; Hegewisch 2007, 105-107). Die
Uelzen-Veerßener Urne 2674.1 (Taf. 197) zeigt eine
Rosettenvariante, die modernen Sonnensymbolen
nahe steht (vgl. M. Weber 2004, Kat.-Nr. 1205 Taf.
38). Es sollte nicht unbeachtet bleiben, dass sich der
auf Gegenständen der germanischen Lebenswirklich-
keit überlieferte Motivschatz kaum zufällig heraus-
gebildet haben wird (Brosseder 2004, 348-350).
Ein interessantes Beispiel bildet in diesem Zusam-
menhang die jenseits des Untersuchungsgebiets
dokumentierte Kombination aus zwei Rosetten mit
einer mittleren Knubbe oder auch einem Henkel, die
an eine bewusste Darstellung von Augen und Nase
denken lässt (Hegewisch 2007, 107; 2008, Abb. 9;
vgl. Bantelmann 1981, Abb. 1,2).
In Verbindung mit den anthropologisch be-
stimmten Skelettresten von Lüneburg-Oedeme deutet
sich ein möglicher Zusammenhang zwischen der
Auswahl eines mit Rosetten verzierten Grabgefä-
ßes und dem Alter bzw. Geschlecht des Bestatteten
an. Aus den 66 hier zur Beurteilung herangezoge-
nen Bestattungen von Kindern der Stufen Infans I
Das Gräberfeld von Uelzen-Veerßen
Abb.41 Eindruckverzierungen (Dellen, Tupfen, Rosetten, Kanneluren) auf Gefäßen des Gräberfelds von Uelzen-Veerßen, Ldkr. Uelzen.
Ohne Maßstab.
34-39), die Kontakte in das nordseegermanisch
geprägte Stader Gebiet im östlichen Elbe-Weser-
Dreieck belegen. Dies entspricht der Beobachtung,
dass in diesem Raum zwischen dem vierten und dem
Ende des 6. Jahrhunderts eine Häufung der Roset-
tenzier zu konstatieren ist (Hegewisch 2007, Abb.
85,4). Im Harz-Aller-Raum tritt diese Zier hinge-
gen gehäuft im 3./4. Jahrhundert auf (Ludowici
2005, 67). Dieser ostniedersächsische Datierungs-
ansatz widerspricht der zeitlichen Stellung einiger
Uelzen-Veerßener Urnen mit Rosettenzier nicht, die
auch aufgrund formaler Kriterien in den genannten
Zeitraum gehören dürften (Kat.-Nr. 1000.1 Taf. 56,
1029.1 Taf. 58, 1089.1 Taf. 64, 1204.1 Taf. 78, 1816.1
Taf.134, 1980.1 Taf.152, 2076.1 Taf. 164). Die über-
wiegende Zahl der rosettenverzierten Gefäße dieses
Gräberfeldes ist hingegen nicht genauer als auf den
Untersuchungszeitraum (z. B. Kat.-Nr. 973.1, 1221.1
Taf. 80, 1961.1 Taf. 150, 2064.1 Taf. 163) bzw. das
3. bis 5. Jahrhundert (z. B. Kat.-Nr. 1985.1 Taf. 153,
2003.1 Taf. 156) einzugrenzen. Daneben sind wenige
Exemplare des 5./6. sowie des 5. bis 7. Jahrhunderts
zu nennen (Kat.-Nr. 1031.1 Taf. 58, 1072.1 Taf. 62,
2251.1 Taf. 179, 2281.1 Taf. 181, 2473.1 Taf. 188). Für
den im Hinblick auf das Uelzen-Veerßener Spektrum
gewählten zeitlichen Ansatz spricht auch die gleich-
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Abb.42 Die Rosettenvarianten des Gräberfelds von Uel-
zen-Veerßen, Ldkr. Uelzen (a= Punkt-, b= Keilstich-, c= Auslas-
sungs-, d= Kranzrosetten, e= Stilisierte Rosetten, f= Barocke
Rosetten; n. Hegewisch 2001).
mäßige Verteilung entsprechend verzierter Urnen
innerhalb des untersuchten Gräberfeldausschnitt
(Abb. 43).
Rosetten erfahren auf germanischer Keramik
vor allem ab dem 3. Jahrhundert weite Verbreitung
und stellen in elbgermanischen Zusammenhängen
keine Seltenheit dar (Hegewisch 2007, Abb. 84,
85). Bereits im urnenfelderzeitlichen Motivkanon
nachweisbar, lassen sie sich bis in das 6. Jahrhundert
hinein auf Keramikerzeugnissen nachweisen. Das
einprägsame Motiv wurde zudem auf Lanzenspit-
zen, der Gürteltracht, Fibeln, Kämmen, Spinnwirteln
oder Bronzegefäßen angebracht. Im Untersuchungs-
gebiet ist es bislang nur auf Keramikerzeugnissen
naehzuweisen. Dabei beinhaltet die während des
hier betrachteten Zeitraums übliche ikonographische
Bezeichnung „Rosette" keine inhaltliche Deutung.
Für die Urnenfelderzeit hingegen wurde demselben
Motiv mit der Bezeichnung als „Sonnenscheibe"
eine solche Interpretationsmöglichkeit zugebilligt
(Schön 2001, 123; Hegewisch 2007, 105-107). Die
Uelzen-Veerßener Urne 2674.1 (Taf. 197) zeigt eine
Rosettenvariante, die modernen Sonnensymbolen
nahe steht (vgl. M. Weber 2004, Kat.-Nr. 1205 Taf.
38). Es sollte nicht unbeachtet bleiben, dass sich der
auf Gegenständen der germanischen Lebenswirklich-
keit überlieferte Motivschatz kaum zufällig heraus-
gebildet haben wird (Brosseder 2004, 348-350).
Ein interessantes Beispiel bildet in diesem Zusam-
menhang die jenseits des Untersuchungsgebiets
dokumentierte Kombination aus zwei Rosetten mit
einer mittleren Knubbe oder auch einem Henkel, die
an eine bewusste Darstellung von Augen und Nase
denken lässt (Hegewisch 2007, 107; 2008, Abb. 9;
vgl. Bantelmann 1981, Abb. 1,2).
In Verbindung mit den anthropologisch be-
stimmten Skelettresten von Lüneburg-Oedeme deutet
sich ein möglicher Zusammenhang zwischen der
Auswahl eines mit Rosetten verzierten Grabgefä-
ßes und dem Alter bzw. Geschlecht des Bestatteten
an. Aus den 66 hier zur Beurteilung herangezoge-
nen Bestattungen von Kindern der Stufen Infans I