Das Leben des hervorragenden /Vlalers Bartholomäus Sprangers 133
Reissig mit Zeichnen auszufüllen. Diesen Rat befolgte Spran-
gers und nahm, ebenfalls auf Anraten des jungen Deutschen,
um nicht viel Zeit zu verlieren, nur Kohle und Kreide und
kopierte auf blauem Papier die Stiche nach Parmegiano
und Floris, um deren geistreicher Auffassung willen und
versuchte dann selbständig etwas in Licht und Schatten
Richtiges zu erfinden; denn sein Genosse versicherte ihn,
dass ihm dies glücken würde. Nachdem Sprangers in
wenigen Wochen auf diese Weise verschiedene Kompositionen
fertiggestellt hatte, wollte er sich daran machen, einige davon
zu malen; da jedoch der Zeitpunkt nahte, an dem er seinem
Versprechen gemäss mit seinem Freunde nach Paris reisen
sollte, konnte er nicht einmal mehr den Versuch machen,
wie er mit der Farbe zurechtkäme. Als er also Antwerpen
verlassen hatte und nach Paris gekommen war, nahm ihn
der Maler der Königinmutter, ein guter Miniaturist
namens Markus,2118 der eine Zeitlang in Rom bei Don
Giulio (Clovio)157 gewesen war, als Lehrling an. Hier
machte Sprangers sechs Wochen lang nichts anderes als
Porträts nach den Crayons seines Meisters. Dieser Markus
bewohnte ein grosses Haus mit weissen Mauern, das eines
Edelmannes würdig war, und es dauerte nicht lange, da waren
alle Wände ganz schwarz von Kohle und vom Speicher bis
zum Hausflur mit grossen und kleinen Figuren vollgezeichnet.
Da nun Markus wohl sah und begriff, dass Sprangers
kein Vergnügen daran fand, immer nur kleine Porträts zu
machen, Hess er jenen, der ihn zu ihm in die Lehre gebracht
hatte, kommen und sagte zu ihm, es sei besser, Sprangers
zu einem Meister zu bringen, bei dem er Figuren und ganze
Kompositionen malen könne, und damit zeigte er ihm die voll-
gezeichneten Wände mit dem Bemerken, wenn sein Haus
auch ganz hübsch gross sei, so sei es für den Jungen doch
zu klein. Als dies Sprangers erzählt wurde, suchte er
sich am gleichen Tage einen anderen Meister und fand ihn
in einem feinen und trefflichen Mann, der jedoch ein schlechter
Maler war. Am anderen Morgen gab dieser Meister Spran-
gers ein präpariertes Malbrett von ungefähr sechs handbreit
Reissig mit Zeichnen auszufüllen. Diesen Rat befolgte Spran-
gers und nahm, ebenfalls auf Anraten des jungen Deutschen,
um nicht viel Zeit zu verlieren, nur Kohle und Kreide und
kopierte auf blauem Papier die Stiche nach Parmegiano
und Floris, um deren geistreicher Auffassung willen und
versuchte dann selbständig etwas in Licht und Schatten
Richtiges zu erfinden; denn sein Genosse versicherte ihn,
dass ihm dies glücken würde. Nachdem Sprangers in
wenigen Wochen auf diese Weise verschiedene Kompositionen
fertiggestellt hatte, wollte er sich daran machen, einige davon
zu malen; da jedoch der Zeitpunkt nahte, an dem er seinem
Versprechen gemäss mit seinem Freunde nach Paris reisen
sollte, konnte er nicht einmal mehr den Versuch machen,
wie er mit der Farbe zurechtkäme. Als er also Antwerpen
verlassen hatte und nach Paris gekommen war, nahm ihn
der Maler der Königinmutter, ein guter Miniaturist
namens Markus,2118 der eine Zeitlang in Rom bei Don
Giulio (Clovio)157 gewesen war, als Lehrling an. Hier
machte Sprangers sechs Wochen lang nichts anderes als
Porträts nach den Crayons seines Meisters. Dieser Markus
bewohnte ein grosses Haus mit weissen Mauern, das eines
Edelmannes würdig war, und es dauerte nicht lange, da waren
alle Wände ganz schwarz von Kohle und vom Speicher bis
zum Hausflur mit grossen und kleinen Figuren vollgezeichnet.
Da nun Markus wohl sah und begriff, dass Sprangers
kein Vergnügen daran fand, immer nur kleine Porträts zu
machen, Hess er jenen, der ihn zu ihm in die Lehre gebracht
hatte, kommen und sagte zu ihm, es sei besser, Sprangers
zu einem Meister zu bringen, bei dem er Figuren und ganze
Kompositionen malen könne, und damit zeigte er ihm die voll-
gezeichneten Wände mit dem Bemerken, wenn sein Haus
auch ganz hübsch gross sei, so sei es für den Jungen doch
zu klein. Als dies Sprangers erzählt wurde, suchte er
sich am gleichen Tage einen anderen Meister und fand ihn
in einem feinen und trefflichen Mann, der jedoch ein schlechter
Maler war. Am anderen Morgen gab dieser Meister Spran-
gers ein präpariertes Malbrett von ungefähr sechs handbreit