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Mau, August
Pompeji in Leben und Kunst ([Hauptbd.]): mit einem Kapitel über Herculaneum, mit 304 Abbildungen im Text, 14 Tafeln und 6 Plänen — Leipzig: Verlag von Wilhelm Engelmann, 1908

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https://doi.org/10.11588/diglit.61619#0082
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VII. Das Forum.

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Vermutlich war das Forum in ältester Zeit nichts anderes
als ein offener Platz zwischen vier Straßen, ohne Portiken. Und
es ist nicht unwahrscheinlich, daß damals die Strada dell’ Abbon-
danza mit ihrer Fortsetzung, der Strada della Marina, die Süd-
grenze desselben bildete. Aus dieser ältesten Zeit des Forums
stammt der westlich anliegende Apollotempel: seine Längenachse
folgt der Richtung der einst hier am Forum entlang führenden
Straße, in Übereinstimmung mit der Straßenrichtung im nörd-
lichen Teil der Stadt. Er ist also älter als die Säulenhallen des
Forums, bei deren Erbauung etwas von dieser Richtung abge-
wichen wurde; die Divergenz ist, wie auf dem Plane ersichtlich,
durch Pfeiler verschiedener Dicke ausgeglichen.
V. Popidius Ep. f. q. porticus faciendas coeravit, so lautet
eine in der Nähe der Südwestecke gefundene Inschrift. Wann
aber ließ der Quästor Vibius Popidius, Sohn des Epidius, die
Portiken des Forums bauen? Sicher vor der Zeit der römischen
Kolonie; denn in dieser gab es keinen Quästor. Auch vor der
Zeit des Bundesgenossenkrieges; denn während desselben wird
man nicht gerade Säulenhallen gebaut haben; auch hätte man
sicher in dieser Zeit nationaler Bestrebungen die Inschrift in
oskischer Sprache gesetzt. Anderseits deutet doch eben die
lateinische Sprache auf die späteren Zeiten der Bundesgenossen-
schaft mit Rom. Also nicht lange vor dem Jahre 100, jedenfalls
in der 2. Hälfte des 2. Jahrh. v. Chr.
Reste der Säulenhallen des Popidius sind erhalten auf der
Südseite und dem anstoßenden Teil der Ostseite bis über die
Strada dell’ Abbondanza. Deutliche Spuren auch auf der ganzen
Westseite, wo sie später umgebaut worden sind, nicht aber auf
dem durch spätere Bauten gänzlich umgestalteten nördlichen Teil
der Ostseite. Daß sie sich aber auch über diesen erstreckten
oder doch erstrecken sollten, ist zweifellos anzunehmen.
Unsere Figur 16 zeigt die untere, dorische Säulenstellung
der Portiken des Popidius; von der oberen, ionischen, sind nur
ganz geringe Reste erhalten. Wie das ganze aussehen mochte,
zeigt Figur 29. Bauart und Stil sind die der Tuffperiode (S. 38),
die Formen nicht die der klassischen Zeit, aber doch von feinem
griechischen Formgefühl beherrscht. Die niedrigen Verhältnisse
— Säulenhöhe 5 Durchmesser — während sonst im vorrömischen
 
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