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Österreich / Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale [Hrsg.]
Mittheilungen der K.K. Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale — 2.1857

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https://doi.org/10.11588/diglit.20631#0095
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— 86 —

Für Restaurationen im antiken Style an der
St. Ambrosius-Basilica in Mailand wurde

eine jährliche Dotation von......... 10,000 fl.

Allergnädigst bewilligt und gleichfalls verfügt, dass diese
Summe, falls sich im Laufe der Jahre ihre theilweise oder
ganze Verwendung zu dem gedachten Zwecke nicht mehr
als nothwendig heraussteilen würde, capitalisirt und die
Interessen zur Erhaltung der Basilica und der ihr angehö-
renden Monumente zu verwenden sind.

Mit Allerhöchster Entschliessung vom 8. Februar be-
fahlen Seine k. k. apost. Majestät, dass Leonardo da
Vinci’s Frescogemälde, das Abendmahl im Refeetorium
nächst der Kirche Maria delle Grazie, sowie die übertünchten
anderen Gemälde und Zeichnungen herzustellen und diesem
Künstler ein Denkmal zu errichten sei, wozu 20,000 fl. aus
dem Staatsschätze angewiesen wurden.

Mit Allerhöchstem Cabinetsschreiben vom 11. Jänner
wurden für den Baufond der Pfarrkirche in Monteforte
(Provinz Verona) eine Unterstützung von 2000 Lire aus
dem Staatsschätze zur Restauration des Kirchendaches
bewilligt.

Wir lassen andere durch kaiserliche Munificenz ange-
regte Restaurationen von Baudenkmalen, wie jene in der
Kirche von S. Satiro in Mailand, vorläufig unberührt, weil
wir noch später darauf zurückzukommen Gelegenheit haben
werden, und erwähnen schliesslich nur, dass Seine k. k.
apost. Majestät auch anzuordnen geruhten, dass für die,
von dem berühmten Bildhauer Canova modellirte und in Erz
gegossene Statue des Kaisers Napoleon, weichein
der k. k. Akademie der schönen Künste zu Mailand auf-
bewahrt wurde, ein entsprechendes Piedestal angefertigt und
dieselbe sodann in den Giardini pubblici aufgestellt werde.

Die Kleinodien des heil, römisch-deutschen Reiches.

II.

Die artistisch - materielle Beschreibung der Kron-
Insignien.

Von Franz Bock, Conservator des erzbischöflichen Museums
in Cöln.

Interessante Ergebnisse und Aufschlüsse wird die aus-
führliche Beschreibung der stofflichen und artistischen
Seite des Krönungs-Ornates der römisch-deutschen Kaiser
unter erläuternder Hinzufügung von vielen stylgetreuen
Zeichnungen im Texte liefern. Bei Aufzählung der einzelnen
Ornatstücke wird die Ordnung, wie sie angelegt und dem
Kaiser bei der Krönung dargereicht wurden, beobachtet wer-
den. An dieser im Prospectus schon angedeuteten Reihenfolge
festhaltend, lassen wir hier in gedrängter Kürze einige An-
deutungen über den Charakter jedes einzelnen Gewandstückes
folgen und sehen uns nur veranlasst, die Bemerkung voraus-
zuschicken, dass unter dem Einflüsse einer an den Krönungs-
Ornat anzulegenden wissenschaftlichen Kritik allerdings
manche herkömmliche Annahme über das Alter und das
Herkommen einzelner Stücke sich als unhaltbar erweisen
dürften, dass aber nicht im mindesten dadurch das hohe
geschichtliche Interesse des Gegenstandes alterirt werden
wird.

Die heute noch vorhandenen Tibialien (caligae,
tibialia) in Form von Strümpfen, die aus rothen Seiden-
stoffen zusammengesetzt bis über das Kinn reichten, sind
nach Massgabe einer äusserst kunstvoll gewirkten Inschrift
an dem oberen Saume durch maurischen Kunstfleiss in
Sicilien angefertigt worden. Damit stimmen auch überein
die meist geometrischen in Gold gestickten Ornamente, wie
dieselben auf maurischen Kunstwerken des XII. Jahrhunderts
häufig gefunden werden. Der Untertheil dieser Tibialien ist
von rothem Seidenstoffe ohne Ornamente. Das Legendarium

in arabischer, mit Laubornamenten vermischter Current- oder
Neschi-Schrift gehalten, ist bis zur Stunde noch nicht
erschöpfend entziffert und gedeutet worden. Nach Ansicht
eines kenntnissreichen Orientalisten stellt sich die Lesung,
wie sie sich bei Murr befindet, „ein prächtiges königliches
Strumpfband“ als durchaus unrichtig und nicht vorhanden
heraus. Weil aber unserer Ansicht nach diese Einfassung an
dem oberen Rande der Tibialien nicht als besonderer Spruch
eigendsfür diesen untergeordneten Zweck angefertigt wurde,
sondern vielmehr diese Charaktere Bruchtheile eines län-
geren fortlaufenden Spruches sein mögen, so dürfte sich
wohl schwerlich eine für sich abgeschlossene Sentenz mit
besonderem Bezüge auf dieses Bekleidungsstück ermitteln
lassen. Die bestimmte Lesung und Feststellung dieser In-
schrift, sowie auch das Nähere über die Technik dieses
merkwürdigen in Gold brochirten Gewebes wird später des
Weiteren erörtert werden.

Die Sandalen (calceamenta, sandaliae), von älteren
Schriftstellern auch „socculi“ genannt, erinnern, was ihre
äussere Form betrifft, an die älteren römischen Sandalen,
die den Fuss oben freiliessen, und mit schmäleren, zuweilen
reich verzierten Bandstreifen (ligulae) auf dem Fusse
befestiget waren. Diese kaiserlichen Fussbekleidungen sind
aus rotlier Seide angefertigt, von ähnlicher Textur wie die
vorhergehenden Tibialien und mit reichen Gold- und Perl-
stickereien ornamentirt. Die kunstreich gewirkten Goldborten
mit ihren eingewebten Thierornamenten lassen ebenfalls mit
Sicherheit schliessen, dass dieselben in Sicilien in der letzten
Hälfte des XII. Jahrhunderts ihr Entstehen gefunden haben.
In diesen Goldwebereien (aureae listae) kommen in Medaillons
abwechselnd die Darstellungen von kleinen geflügelten Grei-
fen und jene der Syrenen vor, wie wir sie analog in ähnlichen
Texturen aus dem Beginne des XII. Jahrh. orientalischer
Fabrication meistens angehörend, häufig gefunden haben.
 
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