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Österreich / Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale [Hrsg.]
Mittheilungen der K.K. Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale — 2.1857

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https://doi.org/10.11588/diglit.20631#0121
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Das von Fr. Baudri in Cöln redigirte „Organ fiir christliche
Kunst“ bringt in den beiden letzten Nummern (5 und 6) Aufsätze
über die „Restauration des Münsters zu Ulm“, über die Dombau-
vereine zu München, Worms, Speyer und Mainz, welche sich
zur Wiederherstellung und Vollendung der Kathedralen gebildet
haben, eine nekrologische Notiz über den französischen Gelehrten und
Archäologen P. Arthur Martin, einen biographischen Aufsatz über
jüngst verstorbenen englischen Archäologen John Britton, die
Mittheilung eines Erlasses des Cardinal Patrizi in Rom zur Rege-
nerirung der Kirchenmusik, eine Correspondenz aus London über
die dort eröffnete „Architectural Exhibition“, die Fortsetzung der
Abhandlung über die „Geschichte der Glasmalerei in Europa“, das
Resultat des Concurses über die Memorialkirche in Konstanti-
nope I, zwei literarische Anzeigen und eine reiche Auswahl verschie-
dener Kunstnotizen.

Die Buch- und Kunsthandlung Heinrich Kel 1er in Frankfurt am
Main kündigt an, dass sie im Vereine mit F. Barrot die Elfen-
bein- u n d H o 1 z s c h n i t z w e r k e des grossherzoglich-
hessischen Museums zu Darmstadt in Elfenbein-
Gypsabgüssen herstellen wird. Diese Kunstwerke bestehen in Relief-
Darstellungen, aus Diptychen, Triptychen, Buchdeckeln, Reliquien-
behältern, Portativ-Altären u. s. w. und sollen in möglichst getreuen
und scharfen Abgüssen abgeformt werden. Die Gegenstände werden
einfach in farbiger Elfenbeingypsmasse hergestellt, an den Stücken,
wo sich Metall daran befindet, dasselbe durch Vergoldung oder
Bronzirung nachgeahmt und die daran befindliche Malerei durch
Farben wieder gegeben: Die Preise der einzelnen Gypsabgüsse sind
sehr massig gehalten, so dass deren Anschaffung auch minder bemit-
telten Künstlern und Kunstfreunden nicht schwer fällt.

Aus dem deutschen Buchhandel sind in den letzten Monaten
an Neuigkeiten hervorgegangen: Lewy, Dr. M. A., Phönicische Stu-
dien. 1. Heft: Erklärung der grossen sidonischen und anderer phö-
nicischer Inschriften. Die ältesten Formen des phönicischen Alpha-
betes und das Princip der Schriftbildung, mit 3 Tafeln. (Breslau,
Leukart.) I Thlr. — Zahn, Prof. W., Die schönsten Ornamente und
merkwürdigsten Gemälde ausPompeji Herculaneum und Stabiä. 3.Folge,
8. Heft. Berlin, Reimer. 8 Thlr. — Dursch, G. M., Ästhetik der
christlichen bildenden Kunst des Mittelalters in Deutschland. 2. Aufl.
Tübingen 18S6. 2 Thlr. 24 Ngr. — Holz, F. W., Details griechi-
scher Hauptgesimse, zusammengestellt in 40 Blättern. 2. Auflage.
I. Lieferung. Berlin 18o6. ä 10 Ngr.

Neben den fortlaufenden literarischen Leistungen der von der
französischen Regierung eingesetzten Commission für Monumental-
statistik und den Publicationen des Comitc für die Geschichte und
Künste, neben Didron’s Annales archoologiques und Caumont’s
Bulletin monumental, neben den zahlreich erscheinenden Werken der
verschiedensten Gelehrten und den periodisch erscheinenden Schriften
in den Departements zur Erforschung der französischen Kunstdenk-
male, ist seit Beginn dieses Jahres in Paris nun auch eine „Revue
de l’art chretien“, herausgegeben von Abbe Jul. Corblet (bei
A. Pringuet in Paris) ins Leben getreten, welche, nach dem ausser-
ordentlichen Interesse der Franzosen für das Studium der christlichen
Kunst, von einem nicht geringeren Erfolge wie die schon bestehenden
periodischen Schriften begleitet sein dürfte. „Seitdem die religiöse
Archäologie“, heisst es in dem Vorworte des 1. Heftes, „genau
abgegränzt durch eine bestimmte Anzahl unbestrittener Principien,
Stellung genommen hat unter den positiven Wissenschaften, fand

sie eine günstige Aufnahme in den Akademien, in den gelehrten
Gesellschaften, in den literarischen Revuen und selbst in der Tages-
presse. Sie hat specielle Organe, welche mit löblichem Eifer das
geschichtliche Feld der christlichen Kunst bearbeiten; diese archäo-
logischen Sammlungen, diese Annalen der gelehrten Gesellschaften
zu Paris und in den Provinzen, diese zahlreichen Publicationen,
welche während dreissig Jahren in Frankreich und im Auslande
erschienen, sind gewiss wichtige und werthvolle Elemente zu Stu-
dien, aber sie sind häufig unzugänglich jenen, welche am meisten
nüthig haben beim Unterrichte daraus zu schöpfen. Es war daher
der Augenblick gekommen eine, durch ihren massigen Preis Allen
zugängliche Publieation zu unternehmen, welche in gediegenen
Artikeln alle erworbenen Kenntnisse, Entdeckungen und Arbeiten
zusammenfassen kann, deren Resultate niedergelegt sind in den
Memoiren der gelehrten Gesellschaften, und nicht selten die Gränze
des provinziellen Interesses überschreiten. Unsere Revue hat daher
den Zweck, die christliche Archäologie zu popularisiren, sie ver-
ständlich und praktisch den zahlreichen Zeichnern zu machen, die
Leser im Gange zu halten über alles das, was geschrieben, gemalt,
gemeisselt und gebaut wird, gemäss der gesunden Traditionen
der christlichen Kunst. Indem wir unsere Bewunderung aussprechen
für die Meisterwerke des Mittelalters und vor Allem des 13. Jahr-
hunderts, wird die Revue doch kein exclusives Vorurtheil haben
gegen irgend ein von echt religiösem Geiste beseeltes Kunstwerk,
mag dasselbe was immer für einer Zeit und einer Nationalität ange-
hören.“ In diesen Worten charakterisirt sich der wissenschaftliche
Standpunkt dieser neuen Erscheinung, und wir ersehen daraus,
dass sie vorzugsweise Gewicht legt auf die von religiösem Geiste
erfüllten Kunstanschauungen , dass sie die archäologischen For-
schungen der letzteren dreissig Jahre übersichtlich zusammenzu-
fassen und mit den Resultaten derselben die weitesten Kreise des
Klerus und der Künstler vertraut machen will, dass sie sich nicht
ausschliesslich auf die Style des Mittelalters beschränken, sondern
auch die Kunstwerke, der Renaissance und der Gegenwart in ihren
Bereich aufnehmen wird. Wenn sie nun hiebei auch wirklich den
nationalen Vorurtheilen zu entsagen und mit unbefangenem Auge
die monumentalen Kunstwerke des Auslandes zu beurtheilen im
Stande sein wird, so wäre diess ein grosses Verdienst, welches
die französischen Gelehrten bis jetzt nicht immer, namentlich in
Bezug auf Deutschland zu beanspruchen bemüht waren.

Die „Revue“ wird in ihre Studien folgende Stoffe einbeziehen.
Unter der Rubrik „Archäologie“ werden Aufsätze über Ästhetik,
die Geschichte der Kunst, Architectur, Sculptur, Goldschmiedekunst,
Eisengussarbeiten, Numismatique, Emails, Mosaiken, Tapeten, alte
Gewänder, priesterliehe Gebräuche, Liturgie, Iconographien, Grab-
mäler, Musik, religiöse Poesie des Mittelalters u. s. w. geliefert wer-
den. Eine Abtheilung, betitelt: „Anwendung der Grundsätze der christ-
lichen Ästhetik auf die moderne Kunst“ wird Alles das enthalten,
was die kirchlichen Wissenschaften von der Construction der Kirchen
bis zur Anfertigung der Bildwerke enthalten. Die Rubrik: „Verschie-
denes und Chronik“ wird Correspondenzen, Neuigkeiten, Entdeckun-
gen, Acte des Vandalismus, Neubauten romanischer und gothischer
Kirchen, Nachrichten über die archäologische Bewegung, die kirch-
liche Industrie, die Arbeiten der gelehrten Gesellschaften, wissen-
schaftliche Congresse, Programme zu Concursen der Architectur und
Archäologie, Ausstellungen der Malerei, Nekrologie u. s. w. und die
Abtheilung „Bibliographie“ Übersichten der vorzüglichsten archäo-
logischen Besprechungen Frankreichs und des Auslandes aufnehmen.
In und ausserhalb desTextes werden zahlreiche Holzschnitte gegeben
werden. Jeden Monat erscheint ein Heft; der Preis der zwölf Hefte
ist 12 Francs. Bis jetzt sind zwei Hefte ausgegeben, auf deren Inhalt
wir im nächsten Hefte eingehen wollen.

Aus der k. k. Hof- und Staatsdruckerei in Wien.
 
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