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Österreich / Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale [Editor]
Mittheilungen der K.K. Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale — 2.1857

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.20631#0297
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Die Inschrift am oberen Rande lautet:

das heisst:

- 288

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TENDO TRINVM PER ENNE. HOC JOHANNES
PRESBYTER SVB TEMPORE WISSAS | CLAVO DVC1
OPVS BENE COMPOSVIT DEVOTE.

Die Inschriften auf den beiden Flächen zur Seite des
Kreuzes lauten:

auf der rechten Seite des Kreuzes:

INHONOITDLtTSTI

d. h. IN HONORE VIDELICET SANCT1

und auf der linken Seite :

I0HSK.PT ST STTTNIÜPT P
CLIENT VL0QESV0

lOIIANIS PAPTISTI VT 1NTERCEDAT
PRO EO | CLIENTVLOQVE SVO.

Diese Inschrift gehört sowohl der Form ihrer Buch-
staben nach, als nach der barbarischen theilweise gräcisirten
Latinität, z. B. ENNE den ersten Jahrhunderten des Mittel-
alters, d. h. der Zeit vom IX. bis XI. Jahrhundert an. Die
langen gestreckten Buchstaben, insbesonder das [ für G,
die Verbindung mehrerer Buchstaben, besonders des A, E,
L, R, deutet eher auf die Zeit vor dem Jahre 1000 als nach
demselben. Auch die Ornamente, die umlaufende Perlen-
schnur, die gerifften Säulchen und das Bandornament im
Kreuze sind Formen, welche der Zeit der Langobarden und
der Karolinger geläufiger gewesen sind als der späteren
Zeit.

Selbst das Vorkommen der Worte: Ions, illuminatus,
presbyter, clientulus und die ausdrückliche Hinweisung auf
die Trinität (bekanntlich haben einige Häretiker in den
Gegenden des oberen Italiens, lllyriens u. s. w. über diese
häretische Ansichten gehabt ), ist ein Zeichen höheren Alters.
Ausdrücke, wie clientulus, fons, gleich mit (iz'Wj> xoXv/i-
ßy/flpa, piscina) bedürfen keiner Erläuterung. Der Ausdruck
„illuminatus“, wodurch der Täufling nach vollzogener Taufe
bezeichnet wird, bezieht sich auf die tropische Bezeichnung

der Taufe als „<pa)Tio[idtr, ipcoua/ua, illuminatio, sacramen-
tum illuminationis, des Taufortesbaptisterium als „locus illu-
rninationis, tpcoTurrqpiov“, und des Täuflings als „<pcozi-
ffi^ecc. Dass diese Bezeichnung eine symbolische Bedeutung
habe, ist eben so bekannt, als dass die Kirche, um dieser
Bedeutung einen entsprechenden Ausdruck im Ritus zu
geben, das Aufhängen von Lampen in den Arcaden, welche
die piscina häufig umgaben und das Halten von brennenden
Wachskerzen (cerei baptismales) in den Händen der Neo-
phyten anordnete.

In der Randinschrift werden zwei Personen erwähnt,
der Presbyter Johannes und der Dux Wissasclavus.
Wer diese beiden Personen gewesen, wann und wo sie ge-
lebt haben, wissen wir nicht. Wir wissen nicht ob dieser
Presbyter ein Bischof (Landbischof) gewesen oder ein ein-
facher Presbyter, die als auUscroupyo'c consacerdotes, com-
ministri, mit der Ausspendung der Sacramente von den Bi-
schöfen beordert wurden. Eben so wenig wissen wir etwas
über den dux Wissasclavus. Dass er einem slavischen
Volksstamme angehört, ist ausser Zweifel und gewiss ist,
dass die Form Wissasclavus eine altslavische Form ist,
welche wohl dem Sprachgebiete, zu dem Krain, Istrien ge-
hört, am nächsten verwandt ist. Wissasclav ist derselbe
Name, der im Böhmischen Wseslaw, im Altslavischen
Vseslav (griechisch IJuvtoxXyc) lautet.

In der „Gazz. uffiz. di Venezia“ (Jahrgang 18S3,
Feuilleton von Nr. 102) ist zwar die Vermuthung ausge-
sprochen worden, dass dieser Wissasclav niemand An-
dererwäre als der russische Fürst Izjaslav *), der in der
Geschichte Gregor VII. und Heinrich IV. eine unbedeutende
Rolle spielt. Der Verfasser dieses Artikels hat aber ver-
gessen, dass Izjaslav und Wissasclav zwei ganz ver-
schiedene Namen sind, die mit einander ausser dem zweiten

*) S. S t r a li l’s „Geschichte des russisch. Reiches“ Bd. I, S. 180 und die
dort citirten Stellen des La mbert von Aschaffenburg-, — die „Annalen
des B ar oni us“ (XXI, p. 472), — und die „Epistolae Gregor“ VII, L. II,
p. 73.
 
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