Zeit, da die Werke entstanden, die vielen Freunden seiner Kunst
für die meisterlichsten gelten, recht kümmerlich durchschlagen
28. Mai 1877 wurden 45 Bilder von Caillebotte, Pissarro, Renoir und Sisley im
Drouot verkauft. Durand Ruel, der Veranstalter, blieb fern, da die kurz vorher
in seinem Lokal veranstaltete zweite Ausstellung- der Impressionisten wieder
einen Sturm der Entrüstung entfesselt hatte, und er auf diese Weise die Gemüter
zu beruhigen hoffte. Der Erfolg war der gleiche. Die 16 Gemälde Renoirs
brachten 2005 Frcs. Die Preise haben sich in den nächsten zehn Jahren nur wenig
verändert. Das Porträt der Mme. Charpentier und ihrer Kinder wurde Renoir
von seinem Freunde, dem Verleger Charpentier, mit 300 Frcs. bezahlt. (Es
brachte auf der Vente Charpentier 1907 84000 Frcs.) Das Bildnis der Schau-
spielerin Samary, das mit der „Familie Charpentier“ im Salon von 1879
figurierte, eins der schönsten Bildnisse Renoirs, erwarb Durand Ruel vom Künstler
für 1500 Frcs. (Er verkaufte es dem Prince de Polignac für 2000 Frcs. und
kaufte es in den neunziger Jahren von dem Sammler für 8000 Frcs. zurück. Es
ging dann in verschiedene Sammlungen, bis es vor einigen Jahren dem Sammler
Morosoff in Moskau für eine hohe Summe zufiel.) Auf der Vente Hochede im
Juni 1878 brachten drei Gemälde Renoirs zusammen 156 Frcs. Es waren der
Pont de Chatou (42 Frcs.), Jeune fille dans un jardin (30 Frcs., gegenwärtig in
der Privatsammlung Durand Ruels) und die Femme au Chat, die 1900 auf der
Pariser Centennale ausgestellt war (84 Frcs.), ebenfalls bei Durand Ruel, (hier
abgebildet). In den achtziger Jahren stiegen die Preise langsam. Die hier ab-
gebildeten „Pecheuses de Moules“ wurden Renoir von Durand Ruel mit 2500 Frcs.
bezahlt. Die erste Renoir-Ausstellung, die Durand Ruel in einer Wohnung des Hauses
9 Boulevard de la Madeleine vom 1. bis 25. April 1883 veranstaltete, für die
Duret eine kurze Vorrede schrieb, hatte in einem kleinen Kreise einen gewissen
Erfolg. Viele Bilder waren aber auch noch in den neunziger Jahren spottbillig
zu haben, Das Bildnis einer Dame als Page, heute eine der Perlen der Sammlung
Prince Wagram, stand lange vor einem Trödlerladen der Rue de Rennes auf
der Straße. Der Trödler hatte mit Kreide den verlangten Preis auf die Lein-
wand geschrieben: 80 Francs. Ein anderes Bild derselben Sammlung, „Les enfants
de Catulle Mendes (Salon 1890) wurde dem gutmütigen Künstler, der damals
noch keineswegs aller Sorgen ledig war, von seinem Freunde (?) Catulle Mendes
mit 100 Frcs. bezahlt. Aber auch die normalen Preise für Werke, die nicht gerade
den beliebten siebziger Jahren angehörten, waren auf den großen Ventes der
letzten Jahre recht bescheiden. Renoirs Hauptwerk, „L’apresmidi des enfants a
Wargemont“ (Nationalgalerie, Berlin), wurde auf der Vente Berard im Mai 1905
von den Experten auf 20000 Frcs. geschätzt und zu 14000 Frcs. verkauft. Duret
erzählt in seinen „Peintres Impressionistes“ ausführlich, welche Schwierigkeiten
Renoir als Testamentvollstrecker des 1894 gestorbenen Caillebotte zu überwinden
hatte, um auch nur einen Teil des Vermächtnisses an das Musee du Luxembourg
zu bringen. Ich erinnere mich noch gut des Entsetzens, das der Caillebotte-Saal
anfangs hervorrief. Und noch vor wenigen Jahren verursachte die Aufnahme des
geschenkten Bildnisses der Schwarzen Dame Renoirs an dasselbe Museum nicht
geringe Bedenken.
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für die meisterlichsten gelten, recht kümmerlich durchschlagen
28. Mai 1877 wurden 45 Bilder von Caillebotte, Pissarro, Renoir und Sisley im
Drouot verkauft. Durand Ruel, der Veranstalter, blieb fern, da die kurz vorher
in seinem Lokal veranstaltete zweite Ausstellung- der Impressionisten wieder
einen Sturm der Entrüstung entfesselt hatte, und er auf diese Weise die Gemüter
zu beruhigen hoffte. Der Erfolg war der gleiche. Die 16 Gemälde Renoirs
brachten 2005 Frcs. Die Preise haben sich in den nächsten zehn Jahren nur wenig
verändert. Das Porträt der Mme. Charpentier und ihrer Kinder wurde Renoir
von seinem Freunde, dem Verleger Charpentier, mit 300 Frcs. bezahlt. (Es
brachte auf der Vente Charpentier 1907 84000 Frcs.) Das Bildnis der Schau-
spielerin Samary, das mit der „Familie Charpentier“ im Salon von 1879
figurierte, eins der schönsten Bildnisse Renoirs, erwarb Durand Ruel vom Künstler
für 1500 Frcs. (Er verkaufte es dem Prince de Polignac für 2000 Frcs. und
kaufte es in den neunziger Jahren von dem Sammler für 8000 Frcs. zurück. Es
ging dann in verschiedene Sammlungen, bis es vor einigen Jahren dem Sammler
Morosoff in Moskau für eine hohe Summe zufiel.) Auf der Vente Hochede im
Juni 1878 brachten drei Gemälde Renoirs zusammen 156 Frcs. Es waren der
Pont de Chatou (42 Frcs.), Jeune fille dans un jardin (30 Frcs., gegenwärtig in
der Privatsammlung Durand Ruels) und die Femme au Chat, die 1900 auf der
Pariser Centennale ausgestellt war (84 Frcs.), ebenfalls bei Durand Ruel, (hier
abgebildet). In den achtziger Jahren stiegen die Preise langsam. Die hier ab-
gebildeten „Pecheuses de Moules“ wurden Renoir von Durand Ruel mit 2500 Frcs.
bezahlt. Die erste Renoir-Ausstellung, die Durand Ruel in einer Wohnung des Hauses
9 Boulevard de la Madeleine vom 1. bis 25. April 1883 veranstaltete, für die
Duret eine kurze Vorrede schrieb, hatte in einem kleinen Kreise einen gewissen
Erfolg. Viele Bilder waren aber auch noch in den neunziger Jahren spottbillig
zu haben, Das Bildnis einer Dame als Page, heute eine der Perlen der Sammlung
Prince Wagram, stand lange vor einem Trödlerladen der Rue de Rennes auf
der Straße. Der Trödler hatte mit Kreide den verlangten Preis auf die Lein-
wand geschrieben: 80 Francs. Ein anderes Bild derselben Sammlung, „Les enfants
de Catulle Mendes (Salon 1890) wurde dem gutmütigen Künstler, der damals
noch keineswegs aller Sorgen ledig war, von seinem Freunde (?) Catulle Mendes
mit 100 Frcs. bezahlt. Aber auch die normalen Preise für Werke, die nicht gerade
den beliebten siebziger Jahren angehörten, waren auf den großen Ventes der
letzten Jahre recht bescheiden. Renoirs Hauptwerk, „L’apresmidi des enfants a
Wargemont“ (Nationalgalerie, Berlin), wurde auf der Vente Berard im Mai 1905
von den Experten auf 20000 Frcs. geschätzt und zu 14000 Frcs. verkauft. Duret
erzählt in seinen „Peintres Impressionistes“ ausführlich, welche Schwierigkeiten
Renoir als Testamentvollstrecker des 1894 gestorbenen Caillebotte zu überwinden
hatte, um auch nur einen Teil des Vermächtnisses an das Musee du Luxembourg
zu bringen. Ich erinnere mich noch gut des Entsetzens, das der Caillebotte-Saal
anfangs hervorrief. Und noch vor wenigen Jahren verursachte die Aufnahme des
geschenkten Bildnisses der Schwarzen Dame Renoirs an dasselbe Museum nicht
geringe Bedenken.
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