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Meinert, Friedrich
Die schöne Landbaukunst oder neue Ideen und Vorschriften zu Landgebäuden, Landhäusern und Oekonomie-Gebäuden ... in Grundrissen, Aufrissen und Durchschnitten: dargestellt durch Kupfertafeln von einigen der besten Baumeister und Conducteure in Sachsen (Band 1, Abtheilung 1) — Leipzig, 1798

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https://doi.org/10.11588/diglit.8173#0014
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Auf einer Anhöhe aber, oder vor dem Dorfe, umgeben von einem
Garten, begränzt von angenehmen Wiesen und Fluren, zeige die vordere
Aussicht entfernte Dörfer oder eine Stadt, die Aussicht von der Rükseite
treffe auf ein Holz oder in einen Wald. So gestellt erregt die Aussicht auf
der einen Seite heitere Freude, und auf der andern ladet sie zur stillen
Einsamkeit ein, und stimmt die Seele zu melancholisch - angenehmen Ge-
fühlen.

Die kleinern Nebenwohnungen, in der Nähe oder Entfernung,
die den Landarbeiter genugsam, aber ungeschmükt gegen Kälte, Hitze und
Witterung schützen, erhöhen den Reitz des gegenwärtigen Gebäudes.

Es bewohne dieses Landhaus eine wohlhabende Familie, welche von
ihrem Ueberflusse dem ärmern Landbewohner Gutes thue; der Wirth, ein
Mann von Kenntnissen und fühlendem Herzen, sei Rathgeber den Minder-
verständigern, Hülfe den Armen, Muster der Tugend, und belehre durch
Worte und Beispiele.

Landbewohner dieser Art vergessen leicht die geräuschvollen Freuden
der Städte, benützen ihr Vermögen ungestört, und geniefsen die wahren
Vergnügungen des Lebens unbeneidet. Ihr Verstand, ihre Sittlichkeit, und
ihr froher Sinn bleibt nicht ohne Früchte; der Landmann, von Natur gut
und von städtischer Sitte unverdorben, kultivirt sich, durch solche Muster
gereitzt, ohne absichtliche Veranlassung.
 
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