Die mythische Zeit.
Vom Ende der zwanziger bis Ende der dreißiger Jahre
Ein künstlerisches Programm.
Die Anbetung der Könige in der Sammlung Cook
zu Richmond.
it anschaulichen Worten beschreibt der heilige
M B Bonaventura einmal die Anbetung der Könige:
KL B Der Knabe in reifer Betrachtung und Würde, die
I®™ B rJ Madonna, die Augen schamhaft zur Erde gesenkt,
B jp die drei Könige, welche die Schätze anbieten
und verehrend den Fuß des Heilands küssen.7’2
Nichts als den schlichten Hauptvorgang erzählt der Franziskaner-
mönch. Daran hat sich Giotto in seinem Fresko in Padua gehalten;
nur durch zwei Knechte und ein paar Kamele deutet er die weite
Reise der drei Könige an. Sonst nichts von irdischer Herrlichkeit.
Der Engel, der zu Seiten Marias steht, zeigt, auf welcher Seite man
den Akzent zu suchen hat. Im 15. Jahrhundert wird aus der ein-
fachen Geschichte ein prachtvolles Schauspiel mit einer Fülle von
Episoden. Bei keinem biblischen Gegenstand bot sich soviel Gelegen-
heit, Prunk und höfische Sitte zu entfalten, als in einer Szerie, wo
drei weltliche Herrscher dem höchsten himmlischen Herrscher hul-
digen. Vielleicht hat auch hier zwischen der Kirche und der bilden-
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Vom Ende der zwanziger bis Ende der dreißiger Jahre
Ein künstlerisches Programm.
Die Anbetung der Könige in der Sammlung Cook
zu Richmond.
it anschaulichen Worten beschreibt der heilige
M B Bonaventura einmal die Anbetung der Könige:
KL B Der Knabe in reifer Betrachtung und Würde, die
I®™ B rJ Madonna, die Augen schamhaft zur Erde gesenkt,
B jp die drei Könige, welche die Schätze anbieten
und verehrend den Fuß des Heilands küssen.7’2
Nichts als den schlichten Hauptvorgang erzählt der Franziskaner-
mönch. Daran hat sich Giotto in seinem Fresko in Padua gehalten;
nur durch zwei Knechte und ein paar Kamele deutet er die weite
Reise der drei Könige an. Sonst nichts von irdischer Herrlichkeit.
Der Engel, der zu Seiten Marias steht, zeigt, auf welcher Seite man
den Akzent zu suchen hat. Im 15. Jahrhundert wird aus der ein-
fachen Geschichte ein prachtvolles Schauspiel mit einer Fülle von
Episoden. Bei keinem biblischen Gegenstand bot sich soviel Gelegen-
heit, Prunk und höfische Sitte zu entfalten, als in einer Szerie, wo
drei weltliche Herrscher dem höchsten himmlischen Herrscher hul-
digen. Vielleicht hat auch hier zwischen der Kirche und der bilden-
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