Mendelsohn, Henriette: Fra Filippo Lippi (Berlin: Verlag von Julius Bard, 1909)

ANHANG
Verzeichnis einiger dem Lippi irrtümlich zu-
geschriebener Bilder.

Madonna. Ashridge, Lord Brownlow.

n voller Vorderansicht bis zu den Knieen sichtbar
sitzt die Madonna vor einem Fensterausschnitt, durch
den man auf den leichtbewölkten Himmel ohne
Landschaftsdurchblick schaut. Durch die Drehung
und Neigung des Hauptes kommt etwas Bewegung
«^jiund eine weiche Anmut in ihre Gestalt. Aus müden


Lidern schaut sie zum Bilde hinaus über das Kindchen hinweg,
das auf ihrem Schoße ruht. Sie stützt es hauptsächlich mit der

Linken, während ihre Rechte sich nur ausstreckt, um es nötigen-
falls vor dem Heruntergleiten zu schützen. Der kleine, braunhaarige,
dicke Knabe hat etwas Starres. Kopf und Körperchen sind gleich-
mäßig in das Dreiviertel genommen; nur das ausgestreckte rechte Bein
bringt im Gegensatz zu dem gekrümmten linken etwas kümmerliche
Bewegung in das Körperchen. Auch das kindliche Motiv, daß es mit
der Rechten ein Vögelchen liebkosend an die Lippen führt, mildert
nur wenig die Steifheit. Die Madonna hat flachsblonde Haare, die
das übliche weiße Schleiertuch deckt, über welches ein violettes Tuch
mit Goldbordüren gezogen ist. Ihre Gestalt ist in einen dunkel-
blauen Mantel mit Goldbordüren gehüllt, aus dessen Öffnung vorn

13

195