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stalten, nur ist die Komposition auf die andere Seite geschoben.
Der ungeschickt aus der Bildecke hervorsehende Heilige fehlt und
wird durch einen links in den Hintergrund gerückten Beter ersetzt,
der durch Nimbus und Tracht als heiliger Bernhard gekennzeichnet
ist. Als Betschemel dienen ihm die Felsstufen, auf denen er mit
gefalteten Händen kniet. Der Johannesknabe, ein drei- bis vier-
jähriges Kind, steht etwas vorgebeugt mit leicht gekrümmten Bein-
chen, wie dicke Kinder zu tun pflegen; rechts drückt er sein rosa
Gewand an sich, unter dem das weiße Schaffell sichtbar wird, links
faßt er gleich einem Spielzeug das Kreuz, um das sich das Spruch-
band schlingt. „ECCE ANGNUS DEI ECCE M . . . .“ lautet die
Inschrift in dem mangelhaften Latein der damaligen Zeit. Die
typische Gebärde des Weisens, welche die Kunst sonst dem älteren
Johannes zu geben pflegte, ist hier durch den lockeren Zeigefinger
nicht ausgedrückt, sondern nur angedeutet. Das Mäulchen ist halb


geöffnet und läßt
die Zähne sehen,
was dem Gesicht
einen kindlichen
Ausdruck verleiht.
Dieses gotische
„Zähneweisen“ ist
bei Lippi nichts
Neues, er hat es
schon reichlich und
unangenehm in
seinem Richmond-
bilde angewendet
und kommt in Zu-
kunft noch häufig
darauf zurück.
Statt der die An-
wesenheit Gott Va-
ters andeutenden

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