Erinnerungszeichen im Tanze der Salome gewidmet hat (S. 121).
Aber beinahe sechzehn Jahre sollten verfließen, ehe der Zyklus
vom saumseligen Maler vollendet wurde. Sein alter Gönner, der
Probst Inghirami, war darüber im Jahre 1460 hinweggestorben,
aber ein mächtigerer war ihm im Amte gefolgt: Carlo de’ Medici,
der uneheliche Sohn Cosimos. An ihn wendete sich denn auch
1464 der ungeduldige Magistrat von Prato, nachdem er wiederholt
fruchtlos die Rechnungen Lippis durchgesehen hatte (XXVII) und mit
wenig Freude die Summen verglichen, die der Maler verschluckt
hatte, und die Stücke des Werkes, die noch unvollendet waren.
Carlos Einschreiten wird nicht gewalttätig gewesen sein, denn Lippi
scheint weiter in seinem trödeligen Tempo fortgefahren zu haben,
da er sich noch bis gegen 1468 in Prato aufhielt. (XXVIII)
Der Chor der Pieve ist ein Kreuzgewölbe mit geradem Abschluß.
Die Darstellung wurde so verteilt, daß die Decke in ihren vier Kappen
in gewohnter Weise die vier Evangelisten enthalten sollte, während
die beiden Seitenwände für das Leben der beiden Stadtheiligen von
Florenz und Prato, Johannes den Täufer und den heiligen Ste-
phanus, bestimmt wurden. An der Abschlußwand des Chors, heute
nur noch an der Hand von Photographien näher zu bestimmen,
stehen die Heiligen Gualbertus und Albertus, Gründer des Valom-
broser- und Karmeliterordens. Die Zeit hat dem Hauptwerk des
Meisters übel mitgespielt, besonders sind die beiden oberen Dar-
stellungen, welche die Geburt der Heiligen erzählen, schwer er-
kennbar und in der Farbe völlig zerstört. Aber auch in den mittleren
und unteren Reihen sind nur noch die Kompositionen und die
Zeichnung für den Stil entscheidend, während die Farben auch hier
nur noch eine leise Ahnung von der einstigen Harmonie aufdämmern
lassen. Besser hat sich die Farbe an einzelnen Gestalten der Decke
gehalten. Der blaue Grund, der mit Goldstrahlen und Sternen be-
sät ist, soll das Himmelsgewölbe darstellen. Die vier durch Rippen
mit einem Ornament aus verkürzten Vierpässen eingerahmten Felder
enthalten im Scheitelpunkt ganz winzig das Lamm Gottes. In die
Kappen sind aus Wolken auftauchend und von einer Aureole von
US
8*
Aber beinahe sechzehn Jahre sollten verfließen, ehe der Zyklus
vom saumseligen Maler vollendet wurde. Sein alter Gönner, der
Probst Inghirami, war darüber im Jahre 1460 hinweggestorben,
aber ein mächtigerer war ihm im Amte gefolgt: Carlo de’ Medici,
der uneheliche Sohn Cosimos. An ihn wendete sich denn auch
1464 der ungeduldige Magistrat von Prato, nachdem er wiederholt
fruchtlos die Rechnungen Lippis durchgesehen hatte (XXVII) und mit
wenig Freude die Summen verglichen, die der Maler verschluckt
hatte, und die Stücke des Werkes, die noch unvollendet waren.
Carlos Einschreiten wird nicht gewalttätig gewesen sein, denn Lippi
scheint weiter in seinem trödeligen Tempo fortgefahren zu haben,
da er sich noch bis gegen 1468 in Prato aufhielt. (XXVIII)
Der Chor der Pieve ist ein Kreuzgewölbe mit geradem Abschluß.
Die Darstellung wurde so verteilt, daß die Decke in ihren vier Kappen
in gewohnter Weise die vier Evangelisten enthalten sollte, während
die beiden Seitenwände für das Leben der beiden Stadtheiligen von
Florenz und Prato, Johannes den Täufer und den heiligen Ste-
phanus, bestimmt wurden. An der Abschlußwand des Chors, heute
nur noch an der Hand von Photographien näher zu bestimmen,
stehen die Heiligen Gualbertus und Albertus, Gründer des Valom-
broser- und Karmeliterordens. Die Zeit hat dem Hauptwerk des
Meisters übel mitgespielt, besonders sind die beiden oberen Dar-
stellungen, welche die Geburt der Heiligen erzählen, schwer er-
kennbar und in der Farbe völlig zerstört. Aber auch in den mittleren
und unteren Reihen sind nur noch die Kompositionen und die
Zeichnung für den Stil entscheidend, während die Farben auch hier
nur noch eine leise Ahnung von der einstigen Harmonie aufdämmern
lassen. Besser hat sich die Farbe an einzelnen Gestalten der Decke
gehalten. Der blaue Grund, der mit Goldstrahlen und Sternen be-
sät ist, soll das Himmelsgewölbe darstellen. Die vier durch Rippen
mit einem Ornament aus verkürzten Vierpässen eingerahmten Felder
enthalten im Scheitelpunkt ganz winzig das Lamm Gottes. In die
Kappen sind aus Wolken auftauchend und von einer Aureole von
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