Zum Andenken an Offo Wessner f
Die Erben des Herrn Otto Wessner sei. schicken sich an, einen weiteren Teil von
dessen hinterlassenen Kunstsammlungen der Oeffentlichkeit anzubieten, nachdem bereits
im Herbst 1922 und 1924 2 grosse Auktionen aus seinem Nachlass die Bewunderung der
schweizerischen Sammlerwelt erregt haben.
Es mag bei dieser Gelegenheit am Platze sein, einige Erinnerungen an diesen ein-
zigartigen Sammler wieder aufleben zu lassen. Wessner war kein Kunsthistoriker
vom Fach, kein Sammler aus Tradition, aus Zeitvertreib oder Snobismus. Er
war ein vielbeschäftigter Kaufmann, der neben den Pflichten, die ihm sein grosses
Geschäft auferlegte, das Bedürfnis empfand, sich mit den schönsten Erzeugnissen Schweiz.
Kunst und Kunstgewerbes zu umgeben. Sein ausgeprägt feiner Geschmack, sein Unab-
hängigkeitssinn, der ihn unbekümmert um Modeströmungen das Schöne und technisch
Wertvolle Zusammentragen liess, kamen ihm dabei zu statten und verhallen ihm im
Laufe der Jahre zu einem wohl ganz einzigartig reichhaltigen und wertvollen Kunstbesitz
aus allen Kunstgebieten und Epochen. Seine Sammlerfreuden erreichten ihren Höhepunkt,
als Otto Wessner kurz vor dem Kriege sein weites schönes Haus am Rosenberg errichtete,
eine glückliche Verbindung des gemütlichen Familienheims mit dem grossangelegten
Privatmuseum.
Wer den Vorzug genoss, bei ihm aus und eingehen zu dürfen, wusste zunächst
nicht, was er mehr bewundern sollte : Die Fülle des zusammengetragenen Kunstgutes,
dessen gelungene Anpassung an die Anforderungen des modernen Haushaltes oder die
Liebenswürdigkeit des greisen Hausherren, der mit jugendlichem Eifer seine Schätze
immer und immer wieder zu zeigen und zu besprechen bereit war. Hatte man das Glück,
sein Vertrauen zu gemessen und von ihm gar als ernsthafter Kunstfreund erkannt zu
werden, so erlebte man Stunden reichster Belehrung und Anregung, die unvergesslich
bleiben und die kein Handbuch oder Golleg oder Museum zu vermitteln vermag.
In allen Gebieten schweizerischen Kunstschaffens der vergangenen Epochen war
er in gleicher Weise zu Hause, und die riesigen Bestände seiner Sammlungen boten das
gewünschte Demonstrationsmaterial in schönster Weise. Durfte man ihn über den Er-
werb dieses oder jenes Objektes, über dessen Herkunft oder Bedeutung, über seine Erfah-
rungen im Allgemeinen erzählen hören, den unzähligen Anekdoten aus seinem Samm-
lerleben lauschen, zu deren temperamentvoller Wiedergabe ihn die Führung durch
seine Bestände immer wieder zu ermuntern schien, so erkannte man nicht nur den
hervorragenden Kenner, den consequenten Käufer, sondern auch den warmherzigen
Menschen. Frug man nach seinen Beweggründen zum Ankauf dieses oder jenes Stückes,
so lautete die Antwort oft treuherzig: ((Vielleicht kann ich damit einmal Freude machen.»
Entdeckte er in den Beständen junger Sammlerfreunde Lücken, galt es alten Fami-
lienbesitz, der sich auf den Antiquitätenmarkt verirrt hatte, wieder an seinen Ursprungs-
ort zurückzuführen, suchte ein lokales Museum Antiquitäten zur Geschichte oder Kunst-
betätigung seines Gebietes, so durfte man bei Otto Wessner auf Verständnis und grosses
Entgegenkommen hoffen. Der Genuss am eigenen Besitz genügte ihm nicht. Seine
Schätze schienen ihm Pflichten aufzuerlegen, mit denen er es ernst nahm.
Die Erben des Herrn Otto Wessner sei. schicken sich an, einen weiteren Teil von
dessen hinterlassenen Kunstsammlungen der Oeffentlichkeit anzubieten, nachdem bereits
im Herbst 1922 und 1924 2 grosse Auktionen aus seinem Nachlass die Bewunderung der
schweizerischen Sammlerwelt erregt haben.
Es mag bei dieser Gelegenheit am Platze sein, einige Erinnerungen an diesen ein-
zigartigen Sammler wieder aufleben zu lassen. Wessner war kein Kunsthistoriker
vom Fach, kein Sammler aus Tradition, aus Zeitvertreib oder Snobismus. Er
war ein vielbeschäftigter Kaufmann, der neben den Pflichten, die ihm sein grosses
Geschäft auferlegte, das Bedürfnis empfand, sich mit den schönsten Erzeugnissen Schweiz.
Kunst und Kunstgewerbes zu umgeben. Sein ausgeprägt feiner Geschmack, sein Unab-
hängigkeitssinn, der ihn unbekümmert um Modeströmungen das Schöne und technisch
Wertvolle Zusammentragen liess, kamen ihm dabei zu statten und verhallen ihm im
Laufe der Jahre zu einem wohl ganz einzigartig reichhaltigen und wertvollen Kunstbesitz
aus allen Kunstgebieten und Epochen. Seine Sammlerfreuden erreichten ihren Höhepunkt,
als Otto Wessner kurz vor dem Kriege sein weites schönes Haus am Rosenberg errichtete,
eine glückliche Verbindung des gemütlichen Familienheims mit dem grossangelegten
Privatmuseum.
Wer den Vorzug genoss, bei ihm aus und eingehen zu dürfen, wusste zunächst
nicht, was er mehr bewundern sollte : Die Fülle des zusammengetragenen Kunstgutes,
dessen gelungene Anpassung an die Anforderungen des modernen Haushaltes oder die
Liebenswürdigkeit des greisen Hausherren, der mit jugendlichem Eifer seine Schätze
immer und immer wieder zu zeigen und zu besprechen bereit war. Hatte man das Glück,
sein Vertrauen zu gemessen und von ihm gar als ernsthafter Kunstfreund erkannt zu
werden, so erlebte man Stunden reichster Belehrung und Anregung, die unvergesslich
bleiben und die kein Handbuch oder Golleg oder Museum zu vermitteln vermag.
In allen Gebieten schweizerischen Kunstschaffens der vergangenen Epochen war
er in gleicher Weise zu Hause, und die riesigen Bestände seiner Sammlungen boten das
gewünschte Demonstrationsmaterial in schönster Weise. Durfte man ihn über den Er-
werb dieses oder jenes Objektes, über dessen Herkunft oder Bedeutung, über seine Erfah-
rungen im Allgemeinen erzählen hören, den unzähligen Anekdoten aus seinem Samm-
lerleben lauschen, zu deren temperamentvoller Wiedergabe ihn die Führung durch
seine Bestände immer wieder zu ermuntern schien, so erkannte man nicht nur den
hervorragenden Kenner, den consequenten Käufer, sondern auch den warmherzigen
Menschen. Frug man nach seinen Beweggründen zum Ankauf dieses oder jenes Stückes,
so lautete die Antwort oft treuherzig: ((Vielleicht kann ich damit einmal Freude machen.»
Entdeckte er in den Beständen junger Sammlerfreunde Lücken, galt es alten Fami-
lienbesitz, der sich auf den Antiquitätenmarkt verirrt hatte, wieder an seinen Ursprungs-
ort zurückzuführen, suchte ein lokales Museum Antiquitäten zur Geschichte oder Kunst-
betätigung seines Gebietes, so durfte man bei Otto Wessner auf Verständnis und grosses
Entgegenkommen hoffen. Der Genuss am eigenen Besitz genügte ihm nicht. Seine
Schätze schienen ihm Pflichten aufzuerlegen, mit denen er es ernst nahm.