Beschreibung der alkoholfreien Wirtschaft
im Niederrheinischen Dorf der Werkbund;:Ausstellung.
Von Architekt Otto Müller-Jena, Köln.
Das vom Kölner Frauenverein errichtete Gebäude soll eine Musteranlage für
ein neues Wirtshaus abgeben und zugleich Propaganda für die Antialkohol-
bewegung machen. In den modernen industriellen Arbeitersiedlungen sind zwar
Milchausschänke und Verabreichung von alkoholfreien Getränken nichts Neues,
aber diese Wirtschaft will nicht nur alkoholfreie Getränke verabreichen, sondern
vor allen Dingen gute Speisen, kräftige Hausmannskost und neuzeitliche Milch-
produkte verabreichen und in Konstruktion und Ausstattung einen Mustertyp
schaffen.
Das Gebäude ist ganz für ländliche Verhältnisse entworfen. Es besteht aus
einem größeren Saal mit zugehörigem Büfettraum, Küche, Speisekammer, Spül-
küche und Gesinderaum. An 2 Seiten des Gebäudes ist eine offene Halle vor-
beigfeführt. Das Äußere ist als Rohbau aus Klinkern in holländischem P'ormat
hergestellt. Das schlichte Gebäude, mit einem einfachen blau gedämpften Pfannen-
dach bedeckt, hat am Eingang als einzigsten Schmuck einen an niederrheinische
Zopfarchitekturen anklingenden Aufbau mit der Eirmenaufschrift erhalten. Diese
gewählten einfachsten ländlichen Ausdrucksformen werden belebt durch eine
kräftige Farbengebung. Die Fenster und Türen sind nach alter niederrheinischer
und holländischer Manier von außen eingesetzt und geben mit ihrem breiten
kräftigen Rahmen und weißen Sprossungen ein sehr wirkungsvolles und farbiges
Element in Verbindung mit dem roten Fußboden der Halle und den darauf
stehenden Stühlen, welche in grün und weiß gehalten sind.
Im Innern des Hauses wird die P'arbe noch erheblich gesteigert. Über einen
2,50 m hohen grünen Rupfensockel, in welchem P'enster und Türen in starkem
gelb und weiß gehalten sind, ist ein Wandfries in einer niederrheinischen Hand-
malerei gemalt. Dem Eingang gegenüber an der Rückfront wurde ein größeres
dekoratives Bild eingesetzt, welches das Landleben darstellt.
Die heutigen Dekorationen von kleinen ländlichen Saalbauten stehen nach
Ansicht des Erbauers mit ihren städtischen Ornamenten und Linienverzierungen
auf meist grauweißen kalten nüchternen Putzflächen in schreiendem Gegensatz
zur lachenden und freundlichen Natur, und soll hier mit billigen Mitteln ein neuer
Weg gezeigt werden. Die Baukosten betragen auf der Ausstellung 17000 Mk.
Auf dem Lande müßte der Bau durch eine kleine Wohnung und Keller vervoll-
ständigt werden. In diesem Falle werden die Kosten 22000 Mk. betragen.
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im Niederrheinischen Dorf der Werkbund;:Ausstellung.
Von Architekt Otto Müller-Jena, Köln.
Das vom Kölner Frauenverein errichtete Gebäude soll eine Musteranlage für
ein neues Wirtshaus abgeben und zugleich Propaganda für die Antialkohol-
bewegung machen. In den modernen industriellen Arbeitersiedlungen sind zwar
Milchausschänke und Verabreichung von alkoholfreien Getränken nichts Neues,
aber diese Wirtschaft will nicht nur alkoholfreie Getränke verabreichen, sondern
vor allen Dingen gute Speisen, kräftige Hausmannskost und neuzeitliche Milch-
produkte verabreichen und in Konstruktion und Ausstattung einen Mustertyp
schaffen.
Das Gebäude ist ganz für ländliche Verhältnisse entworfen. Es besteht aus
einem größeren Saal mit zugehörigem Büfettraum, Küche, Speisekammer, Spül-
küche und Gesinderaum. An 2 Seiten des Gebäudes ist eine offene Halle vor-
beigfeführt. Das Äußere ist als Rohbau aus Klinkern in holländischem P'ormat
hergestellt. Das schlichte Gebäude, mit einem einfachen blau gedämpften Pfannen-
dach bedeckt, hat am Eingang als einzigsten Schmuck einen an niederrheinische
Zopfarchitekturen anklingenden Aufbau mit der Eirmenaufschrift erhalten. Diese
gewählten einfachsten ländlichen Ausdrucksformen werden belebt durch eine
kräftige Farbengebung. Die Fenster und Türen sind nach alter niederrheinischer
und holländischer Manier von außen eingesetzt und geben mit ihrem breiten
kräftigen Rahmen und weißen Sprossungen ein sehr wirkungsvolles und farbiges
Element in Verbindung mit dem roten Fußboden der Halle und den darauf
stehenden Stühlen, welche in grün und weiß gehalten sind.
Im Innern des Hauses wird die P'arbe noch erheblich gesteigert. Über einen
2,50 m hohen grünen Rupfensockel, in welchem P'enster und Türen in starkem
gelb und weiß gehalten sind, ist ein Wandfries in einer niederrheinischen Hand-
malerei gemalt. Dem Eingang gegenüber an der Rückfront wurde ein größeres
dekoratives Bild eingesetzt, welches das Landleben darstellt.
Die heutigen Dekorationen von kleinen ländlichen Saalbauten stehen nach
Ansicht des Erbauers mit ihren städtischen Ornamenten und Linienverzierungen
auf meist grauweißen kalten nüchternen Putzflächen in schreiendem Gegensatz
zur lachenden und freundlichen Natur, und soll hier mit billigen Mitteln ein neuer
Weg gezeigt werden. Die Baukosten betragen auf der Ausstellung 17000 Mk.
Auf dem Lande müßte der Bau durch eine kleine Wohnung und Keller vervoll-
ständigt werden. In diesem Falle werden die Kosten 22000 Mk. betragen.
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