32
Alessandro Abondio
Abraham.
Auch dieser Alessandro hat, so scheint es,
vom Vater angeleitet, sich an der Antike gebil-
det und namentlich durch seine »Contrafäte« in
gefärbtem Wachs viel bei Rudolf II. und ande-
ren Fürsten-gegolten. Er gleichfalls habe ihre
Bildnisse in »Medaglien und Gnadenpfenige« ge-
bracht (Sandrart); war er des jlingern Antonio
Sohn, so übte auch er also die Kunst des Vaters.
In München verfertigte er unter anderm das be-
rühmte (lebensgrosse) wächserne Vesperbild,
Maria, den Leichnam Christi umfassend' das
gegenwärtig Eigenthum der lateinischen Kon-
gregation daselbst und in der Dreifaltigkeits-
kirche aufgestellt ist; eine Arbeit von wirkungs-
vollem Ausdruck und vortrefflicher Modellirung.
Das Werk war von dem bekannten Erzgiesser
Hans Krumpper aus Weilheim erworben worden,
der gleichfalls für jenen Kurfürsten Maximilian
arbeitete und von ihm Besoldung bezog; später-
hin hatte es ein Verwandter desselben der 1635
errichteten »mittleren« Kongregation geschenkt,
von welcher es dann gegen Ende des 18. Jahrh.
in den Besitz der grossen lateinischen Kongre-
gation überging (Mittheilung des Prof. A. Kuhn
in München nach Urkunden dieser Kongregation).
Das schöne Bildwerk ist von C. G. ab Amling
1677 gestochen worden. Unter den in Bayern
gefertigten Bildnissen dieses Meisters werden
noch hervorgehoben das des Dr. Paul Freher
und seiner Frau in Nürnberg, sowie das sei-
nes Schülers Johann Männlich, der 1635 in
Augsburg als Wachsbossirer thätig war und spä-
ter in bayrische Dienste kam (früher bei Paul
von Stetteu in Augsburg). Äusser jenem Ves-
perbilde ist uns noch ein treffliches Werk
von ihm erhalten, in der Ambraser Sammlung
zu Wien: das geharnischte Bildniss Rudolfs II.
in halber Figur, Flachrelief von mehrfarbigem
Wachs auf einer runden Glasscheibe von P/2"
im Durchmesser; auf der Rückseite eine stehende
Siegesgöttin, neben ihr zwei gefesselte Türken
mit allerlei Kriegszeug, dabei die Ueberschrift:
Victoria Dacica. Die Darstellung kann sich nur
auf die Wiedereroberung Siebenbürgens 1599
oder die dortigen Ereignisse im J. 1603 beziehen;
in beiden Fällen muss das Werk vom jüngeren
Alessandro sein. Es kommen auch eben solche
Medaillen vor; offenbar hat jenes Wachsgebilde
dazu als Modell gedient.
Sein Bildniss gest. von G. Chr. Kilian. 8.
s. Sandrart, deutsche Akademie, Nürnb. 1675.
II. 341. — J. Bergmann, an dem angef. 0. s.
die Quellenang. bei Antonio Abondio. — J. C.
Schlager im Archiv für Österreich. Geschichtsq.
III. Jahrg. Bd. V. 701. — Lipowsky, bay-
risches Künstlerlexicon. — Ed. v. Sacken,
Kunstwerke u. Geräthe des Mittelalters u. der Re-
naissance in der k. k. Ambraser-Sammlung in Orig.
Phot. Wien 1864. II. 122.
J. Meyer.
Abraham, Bildhauer, s. Awram.
Abraham. Abraham von Leyden, Glasma-
ler in Köln 1394.
s. Merlo, Meister d. altköln. Malerschule. 1852.
p. 192.
Fr. W. Unger.
Abraham. Frere Abraham von der Abtei
Orval, s. Jean Henri Gilson.
Abraham. Guillaume und Pierre Abra-
ham, Maler von Rouen, finden sich bei den
Unterzeichnern der Malergemeinschaft dieser
Stadt, den 17. September 1631.
s. Archives de l’art fran^ais.
J. J. Guiffrey.
Abraham. Jakob Abraham (auch Abram ,
A. I. A. geb. zu Strelitz 1723, j- zu Berlin
17. Juni 1800, Medailleur u.Steinschneider, arbei-
tete über 50 Jahre an den Münzstätten zu Stettin
(1752), Königsberg (1757) und Berlin. Er begann
als gewöhnlicher Wappenstecher und brachte es,
ohne zeichnen und modelliren zu können, doch zu
Arbeiten, so gut sie in der damals mangelhaften
Stempelschneidekunst überhaupt zu Stande ka-
men. Unter seinen Denkmünzen sind als die bes-
seren zu nennen: diejenigen auf die Siege Frie-
drichs des Grossen im siebenjährigen Kriege,
insbesondere den bei Torgau erfochtenen, nach
Ramler’s Erfindung und Meifs Zeichnung; die
Medaillen mit dem Bildnisse des Fürsten Potem-
kin und der Festung Otschakow: Otschakovia
Expugnata; zum Jubelfeste der französischen
Gemeinde zu Berlin am 10. Juni 1772, nach dem
Entwürfe von D. Chodowiecki; mit dem Bild-
nisse von Sigmund van der Heyde, dem Verthei-
diger von Kolberg 1760.
s. Füssli, Künstlerlex. II. 2. — Schlick-
eysen, Erkl. der Abkürz. p. 144.
W. Schmidt.
Abraham. Abraham, Architekt. Von ihm
ist nur bekannt, dass nach seinen Plänen die
Kirche des alten Kapitels von Lenze im Henne-
gau, welche in ihrer ursprünglichen gothischen
Gestalt (aus dem 13. Jahrh.) 1741 abgebrannt
war, 1742 wieder aufgebaut wurde. Sie ist in
ihrer neuen Form eine der grössten Belgiens.
Das Aeussere ist sehr einfach, die innere Anord-
nung aber von schönerWirkung. Die drei Schiffe
sind von zwei Reihen gekuppelter dorischer Säu-
len gebildet; über dem Hauptaltar der Kreuzung
erhebt sich eine Kuppel, welche auf vier gros-
sen Pfeilern mit Komposit-Pilastern aufsetzt.
Letztere auch in Chor und Kreuzschiff.
s. A. G. B. Schayes, Histoire de l’Architecture
en Belgique, 2. ed. Bruxelles 1853. II. 445.
Nach einer Notiz des H. Ad. Siret wäre der
eigentliche Name des Meisters: Florent,
dessen Vorname vielleicht Abr.
J. Meyer.
Abraham. TancredeAbra h a in, Maler und
Radirer der neufranzös. Schule, geb. zu Vitre
(Dep. Ille - et-Vilaine) 7. Jan. 1836, Schüler von
J. Noel und Nazon. Er ist seit 1S64 mit Land-
Alessandro Abondio
Abraham.
Auch dieser Alessandro hat, so scheint es,
vom Vater angeleitet, sich an der Antike gebil-
det und namentlich durch seine »Contrafäte« in
gefärbtem Wachs viel bei Rudolf II. und ande-
ren Fürsten-gegolten. Er gleichfalls habe ihre
Bildnisse in »Medaglien und Gnadenpfenige« ge-
bracht (Sandrart); war er des jlingern Antonio
Sohn, so übte auch er also die Kunst des Vaters.
In München verfertigte er unter anderm das be-
rühmte (lebensgrosse) wächserne Vesperbild,
Maria, den Leichnam Christi umfassend' das
gegenwärtig Eigenthum der lateinischen Kon-
gregation daselbst und in der Dreifaltigkeits-
kirche aufgestellt ist; eine Arbeit von wirkungs-
vollem Ausdruck und vortrefflicher Modellirung.
Das Werk war von dem bekannten Erzgiesser
Hans Krumpper aus Weilheim erworben worden,
der gleichfalls für jenen Kurfürsten Maximilian
arbeitete und von ihm Besoldung bezog; später-
hin hatte es ein Verwandter desselben der 1635
errichteten »mittleren« Kongregation geschenkt,
von welcher es dann gegen Ende des 18. Jahrh.
in den Besitz der grossen lateinischen Kongre-
gation überging (Mittheilung des Prof. A. Kuhn
in München nach Urkunden dieser Kongregation).
Das schöne Bildwerk ist von C. G. ab Amling
1677 gestochen worden. Unter den in Bayern
gefertigten Bildnissen dieses Meisters werden
noch hervorgehoben das des Dr. Paul Freher
und seiner Frau in Nürnberg, sowie das sei-
nes Schülers Johann Männlich, der 1635 in
Augsburg als Wachsbossirer thätig war und spä-
ter in bayrische Dienste kam (früher bei Paul
von Stetteu in Augsburg). Äusser jenem Ves-
perbilde ist uns noch ein treffliches Werk
von ihm erhalten, in der Ambraser Sammlung
zu Wien: das geharnischte Bildniss Rudolfs II.
in halber Figur, Flachrelief von mehrfarbigem
Wachs auf einer runden Glasscheibe von P/2"
im Durchmesser; auf der Rückseite eine stehende
Siegesgöttin, neben ihr zwei gefesselte Türken
mit allerlei Kriegszeug, dabei die Ueberschrift:
Victoria Dacica. Die Darstellung kann sich nur
auf die Wiedereroberung Siebenbürgens 1599
oder die dortigen Ereignisse im J. 1603 beziehen;
in beiden Fällen muss das Werk vom jüngeren
Alessandro sein. Es kommen auch eben solche
Medaillen vor; offenbar hat jenes Wachsgebilde
dazu als Modell gedient.
Sein Bildniss gest. von G. Chr. Kilian. 8.
s. Sandrart, deutsche Akademie, Nürnb. 1675.
II. 341. — J. Bergmann, an dem angef. 0. s.
die Quellenang. bei Antonio Abondio. — J. C.
Schlager im Archiv für Österreich. Geschichtsq.
III. Jahrg. Bd. V. 701. — Lipowsky, bay-
risches Künstlerlexicon. — Ed. v. Sacken,
Kunstwerke u. Geräthe des Mittelalters u. der Re-
naissance in der k. k. Ambraser-Sammlung in Orig.
Phot. Wien 1864. II. 122.
J. Meyer.
Abraham, Bildhauer, s. Awram.
Abraham. Abraham von Leyden, Glasma-
ler in Köln 1394.
s. Merlo, Meister d. altköln. Malerschule. 1852.
p. 192.
Fr. W. Unger.
Abraham. Frere Abraham von der Abtei
Orval, s. Jean Henri Gilson.
Abraham. Guillaume und Pierre Abra-
ham, Maler von Rouen, finden sich bei den
Unterzeichnern der Malergemeinschaft dieser
Stadt, den 17. September 1631.
s. Archives de l’art fran^ais.
J. J. Guiffrey.
Abraham. Jakob Abraham (auch Abram ,
A. I. A. geb. zu Strelitz 1723, j- zu Berlin
17. Juni 1800, Medailleur u.Steinschneider, arbei-
tete über 50 Jahre an den Münzstätten zu Stettin
(1752), Königsberg (1757) und Berlin. Er begann
als gewöhnlicher Wappenstecher und brachte es,
ohne zeichnen und modelliren zu können, doch zu
Arbeiten, so gut sie in der damals mangelhaften
Stempelschneidekunst überhaupt zu Stande ka-
men. Unter seinen Denkmünzen sind als die bes-
seren zu nennen: diejenigen auf die Siege Frie-
drichs des Grossen im siebenjährigen Kriege,
insbesondere den bei Torgau erfochtenen, nach
Ramler’s Erfindung und Meifs Zeichnung; die
Medaillen mit dem Bildnisse des Fürsten Potem-
kin und der Festung Otschakow: Otschakovia
Expugnata; zum Jubelfeste der französischen
Gemeinde zu Berlin am 10. Juni 1772, nach dem
Entwürfe von D. Chodowiecki; mit dem Bild-
nisse von Sigmund van der Heyde, dem Verthei-
diger von Kolberg 1760.
s. Füssli, Künstlerlex. II. 2. — Schlick-
eysen, Erkl. der Abkürz. p. 144.
W. Schmidt.
Abraham. Abraham, Architekt. Von ihm
ist nur bekannt, dass nach seinen Plänen die
Kirche des alten Kapitels von Lenze im Henne-
gau, welche in ihrer ursprünglichen gothischen
Gestalt (aus dem 13. Jahrh.) 1741 abgebrannt
war, 1742 wieder aufgebaut wurde. Sie ist in
ihrer neuen Form eine der grössten Belgiens.
Das Aeussere ist sehr einfach, die innere Anord-
nung aber von schönerWirkung. Die drei Schiffe
sind von zwei Reihen gekuppelter dorischer Säu-
len gebildet; über dem Hauptaltar der Kreuzung
erhebt sich eine Kuppel, welche auf vier gros-
sen Pfeilern mit Komposit-Pilastern aufsetzt.
Letztere auch in Chor und Kreuzschiff.
s. A. G. B. Schayes, Histoire de l’Architecture
en Belgique, 2. ed. Bruxelles 1853. II. 445.
Nach einer Notiz des H. Ad. Siret wäre der
eigentliche Name des Meisters: Florent,
dessen Vorname vielleicht Abr.
J. Meyer.
Abraham. TancredeAbra h a in, Maler und
Radirer der neufranzös. Schule, geb. zu Vitre
(Dep. Ille - et-Vilaine) 7. Jan. 1836, Schüler von
J. Noel und Nazon. Er ist seit 1S64 mit Land-