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Meyer, Julius [Editor]; Nagler, Georg Kaspar [Oth.]
Allgemeines Künstler-Lexikon: unter Mitwirkung der namhaftesten Fachgelehrten des In- u. Auslandes (1): Aa - Andreani — Leipzig: Engelmann, 1872

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https://doi.org/10.11588/diglit.49957#0065
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Alessandro Abondio.

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milian’s II. in ovalem Medaillon und die Med. auf Se-
bastian Zäh. — J.Bergmann, Medaillen berühm-
ter Männer des österreichischen Kaiserstaates. II. 81.
Die Med. auf Nikolaus von Madruzzo ebenda abge-
bildet. I. tab. III. Nr. 13. — D ers elb e in den "Wie-
ner Jahrbüchern der Literatur, Bd. CXII. Anzeigebl.
S. 1 — 25 und Bd. CXIV. Anzeigebl. S. 43—45. —
J. E. Schlager, Beiträge zur Kunstgesch., im
Archiv Österreich. Geschichtsquellen. III. Jahrg.
V. 701. — Nagler, Monogrammisten 1, 1005,
1006 u. 1007. — Persönliche Mittheilungen des
Herrn Dr. J. von Bergmann.
Zu den sicher beglaubigten Arbeiten des Ant.
Ab. gehören noch zwei kleine Reliefs in Medail-
len-Format, welche sich im k. Miinzkabinete zu
München befinden. Sie sind sehr fein und kunst-
reich in farbigem Wachs modellirt und mit Per-
len und Steinen eingefasst. Man deutete früher
diese beiden Porträts auf den Herzog Wilhelm V.
von Bayern und seine Gemahlin Renata ; allein
durch Vergleichung mit einer im Miinzkabinete
gleichfalls befindlichen (bei Hergott, Numoth.
princ. Austr. II. tab. VIII, 22 abgebildeten) Me-
daille ergibt sich, dass die Wachsreliefs die Bild-
nisse Kaiser Maximilians II. und seiner Gemahlin
Maria und wol die Originale zu jener Schau-
münze sind, deren schon weiter oben gedacht
ist. Sie variiren von derselben nur in Neben-
dingen der Gewandung.
s. Sitzungsberichte des Münchener Alter-
thumsvereins, Heft I, 1866—67.
fXotis von Prof. A. Kulm in München).
A1 e s s a n d r o A b o n d i o, der Aeltere, Maler
und Wachsbildner. Von ihm berichtet unseres
Wissens blos Sandrart, der mit seinem Sohne
(s. unten) vertrauten Umgang und von ihm na-
türlich die Nachrichten über den Vater hatte.
Derselbe soll, aus einem edlen Florentiner Ge-
schlechte entsprossen, ein Schüler Michelangelo’s
gewesen sein und sich in historischen Darstellun-
gen, insbesondere aber in Bildnissen aus farbigem
Wachs, ausgezeichnet haben. Dabei zeigte er
eine seltene Kunstfertigkeit im Kolorit: wie er-
habene Bilder, bemerkt Sandrart, erschienen
seine wächsernen Gemälde. Auch seien seine
Stücke nur bei grossen und vornehmen Herren
gefunden worden. Der Grossherzog von Tos-
cana habe ihn sehr geschätzt und seine Werke
immer für sich behalten, jedoch eine figurenreiche
Darstellung der Geburt Christi (mitHirten, Thie-
ren, Gebäuden und Landschaft) dem Kaiser Ru-
dolf II. zum Geschenk gemacht. Dieser, so fährt
Sandrart fort, liess das Werk in seine Schatz-
kammer bringen und berief den Künstler selber
nach Prag, wo dann derselbe viele »erhobene
Contrafäte« aus colorirtem Wachs gemacht habe.
Er soll nach einer Nachricht, deren Quelle mir
unbekannt ist, 1606 gest. sein.
Allein seltsam, dieses Alessandro Abondio ist
in den Hofregistern, den Ausgabenverzeichnis-
sen , welche Schlager (s. unten) veröffentlicht
hat, nirgends gedacht, und ebenso wenig scheint

sich in den Rechnungen der »geheimen Kammer«
der Kaiser (Privatkasse), die gerade aus Ru-
dolfs Zeit, 1576— 1606, vorhanden sind, der
Name des Meisters gefunden zu haben. Sollte
vielleicht Sandrart im Vornamen sich geirrt und
von dem Medailleur Antonio Abondio haben
sprechen wollen ? Wachsbossirer ist dieser auch
gewesen, und seine Medaillenarbeiten könnte er
übersehen haben, weil ihm die grösseren Kom-
positionen in Wachs bedeutender schienen und
darin auch sein Freund, der Sohn, sich auszeich-
nete. Die Nachricht, dass die Stücke des älteren
Abondio nur bei grossen und vornehmen Herren
gefunden wurden, passt sehr gut auf jenen An-
tonio. Doch, wie dem auch sein mag, der Vater
des Letzteren ist dieser Alessandro sicher nicht
gewesen (wie man bisweilen angenommen), son-
dern, wenn er wirklich existirte und mit Jenem
zusammenhing, der Bruder.
Alessandro Abondio, der Jüngere, der
Sohn also entweder des älteren Alessandro oder
des jüngeren Antonio, in der Wachsbossirkunst
einer der namhaftesten Meister vom Anfang des
17. Jahrh. Nach den neu entdeckten archiva-
lischen Quellen (s. Schlager unten) wurde der-
selbe 1606 als kaiserl. Majestät Hofsculptor mit
monatlich 20 fl. aufgenommen. Sandrart be-
richtet , dass er nach Rudolfs Tod zum Herzog
Maximilian in Bayern gekommen sei, woraus
man dann allgemein geschlossen, dass dies 1612
der Fall gewesen. Das ist falsch : wenn es heisst,
dass Abondio nach Rudolfs Tod — der 1612
eingetreten — an den bayrischen Hof gezogen,
so heisst das noch lange nicht, dass es sofort,
also ebenfalls 1612 geschehen sei. Vielmehr
wurde der Künstler 16 J 3 als »Bildhauer und Pos-
sirer« auch vom Kaiser Matthias aufgenommen ;
noch 1625 erhielt er rückständige Besoldung als
des Kaisers Matthias »gewester Cammerbild-
hauer«. Schlager schliesst (s. unten) wol aus dem
Resultat der Soldrechnungen, dass ihn erst Kai-
ser Ferdinand II., also 1619, seines Dienstes ent-
lassen habe. Folglich kann er erst damals, um
zu bleiben, an den bayrischen Hof zu Herzog-
Maximilian gekommen sein. Sicher ist, dass er
1630 in dessen Diensten war; in einem bayri-
schen Hofakte von diesem Jahre wird ihm vom
Kurfürst Maximilian I. ein Wartgeld von 150 fi.
zugesichert. Nach Sandrart stand er bei diesem
in hohem Ansehen; gleich einer Adelsperson
wurde er gehalten, »auch wegen seiner edlen
Kunst und Herkommen«. Noch in Prag hatte er
sich (1616) mit der Wittwe des Malers Johann
von Achen verheirathet. Nach Lipowsky findet
sich sein Name in alten Rechnungen zu München
bis 1641; auch ist er daselbst nach Sandrart
1675 gest. Sandrart erzählt noch, dass er mit die-
sem j ungern Aless. Ab. in vertraulicher Freund-
schaft gelebt, und ihm die Mittheilung vieler
zum Theil schon vom Vater gesammelten Nach-
richten verdanke.
 
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