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Meyer, Julius [Editor]; Nagler, Georg Kaspar [Oth.]
Allgemeines Künstler-Lexikon: unter Mitwirkung der namhaftesten Fachgelehrten des In- u. Auslandes (1): Aa - Andreani — Leipzig: Engelmann, 1872

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https://doi.org/10.11588/diglit.49957#0064
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Antonio Abondio.

als Zauberer und Alchymist in Koburg die Rolle
eines grossen Herrn spielte und die Herzogin
verführte. Auch in München scheint unser Mei-
ster verschiedene Male und einmal längere Zeit
verweilt zu haben. Vom J. 1572 sind die Me-
daillen mit den Bildnissen des Prinzen Ernst von
Bayern und des Sebastian Zäh von Augsburg;
die letztere von besonderem Interesse durch die
breite Sicherheit der Behandlung, die Abondio
auch in kleinem Format zu erreichen wusste.
Unser jüngerer Antonio muss auch jener Abon-
dio sein, von dem berichtet wird, dass er Anfangs
der achtziger Jahre eine Zeitlang in München
gewesen und dort verschiedene Werke ausge-
führt habe. Es existirt von ihm eine undatirte
Medaille mit der Büste des Herzogs Wilhelm V.
von Bayern; und so sind wol auch von seiner
Hand jene lebensgrossen Bildnisse für den Her-
zog Wilhelm V. — offenbar dessen eigenes und
dasjenige der Herzogin Renata — die ein Abon-
dio nach jenem Bericht 1582 in München gemalt
haben soll. Dass unser Antonio auch lebens-
grosse Porträts malte, kann nicht Wunder neh-
men. Er wird in den Hofakten eigens als Maler
aufgeführt, und wie zu seiner Zeit oft eine und
dieselbe Hand in den verschiedenen Zweigen der
Kunst gleich geschickt war, ist bekannt.
So lange scheint unser Meister von Prag ent-
fernt gewesen zu sein, dass er 1582 in seinem
Hofamte aufs Neue bestätigt werden musste.
Er stand dann bei Rudolf in der alten Gunst;
1583 erhielt er als sechzigmonatlichen Rückstand
3200 fl. (die Besoldungen am kaiserlichen Hofe
flössen immer nur langsam und in Unterbrechun-
gen), zudem noch 150 fl. zu seiner »Rayss an-
haimbs in Italia«. Doch muss er nur kurze Zeit
in der alten Heimat gewesen sein ; noch in dem-
selben Jahre wird sein Sold auf 33 fl. monatlich
erhöht, während sonst der Monatsgehalt für die
Hofkünstler selten 20 fl. überstieg. Er wird dann
noch einmal 1590 für eine bezahlte Arbeit ge-
nannt. Er starb, wie Jos. v. Bergmann (vgl.
unten die Quellenangabe) in einem Wiener Tod-
tenbuche gefunden, den 22. Mai 1591.
Aut. Abondio’s Schaumünzen.
Abondio arbeitete namentlich für die kaiser-
liche Familie und die durch Geburt oder Stellung
in den österreichischen Landen hervorragenden
Männer : die Freiherren von Harrach , Kheven-
hüller, Fernstem und Trautson, den ungarischen
Primas Franz Verantius u. s. f. Auch auf be-
deutende Künstler hat er Medaillen gefertigt, so
auf den berühmten Edelsteinschneider Trezzo
(den er noch in Mailand gekannt haben kann),
»Nizzola de Trizzia« 1572, und Ferabosco, den
Baumeister des Prager Schlosses. Seine erhal-
tenen Denkmünzen fallen überhaupt in den
Zeitraum von 1567 bis 1587. Bergmann (s. unten)
zählt ihrer, soweit sie mit seinem Monogramm,
die früheren meistens mit AA, die späteren mit
AN : AB bezeichnet sind, 27 auf, wovon neun

mit Jahreszahlen. Unter seinen Schaumünzen
mit den Bildnissen der kaiserlichen Familie sind
namentlich hervorzuheben die auf Maximilian II.
und seine Gemahlin, mehrere auf Rudolf II. mit
verschiedenen Reversen, diejenigen auf Kaiser
Friedrich IV. und Maximilian I., dann auf Fer-
dinand I. mit dem Bildnisse der Kaiserin auf
dem Revers (1575), auf die Erzherzoge Mat-
thias und Maximilian, Albert und Wenzes-
laus im Knabenalter. Stempel zu Münzen hat er
schwerlich geschnitten, da sich davon nirgends
eine Spur erhalten hat, dagegen, wie sich aus
archivalischen Daten ergibt, auch grössere
Kunstwerke in Metall geformt und gegossen.
Aut. Abondio als Wachsbildner.
Wachsbildner ist natürlich dieser Antonio
— -- Abondio schon als Me-
f _ dailleur gewesen. Allein
3 | /w I auch selbständige Arbeiten
fi l | kann er in jener Eigen-
~ 1 schäft gefertigt haben.
Auf mythologischen Darstellungen, welche in
Wachs in feiner halberhabener Arbeit ausge-
führt sind,'kommt das nebenstehende Mono-
gramm vor. Ein solches Wachsbasrelief, eine auf
dem Bette liegende Venus, welche von Amor ge-
küsst wird, fand sich in der Brackenhoffer sehen
Kunstkammer zu Strassburg (nach der un-
gedruckten Beschreibung derselben) und wurde
mit Bestimmtheit einem Ant. Abondio zuge-
schrieben. Auch ein Kupferstich existirt mit
jenen Zeichen nach einem Medaillon in Wachs,
bekannt unter dem Namen der Toilette der Ve-
nus: der Venus, neben welcher Amor sitzt, hält
ein Amorette einen Spiegel vor, während zwei
Nymphen ihr das Haar ordnen. Ob nun diese
Werke in Wachs von Ant. Ab. dem Aelteren
oder dem Jüngeren herrühren, lässt sich nicht
mit Sicherheit ausmachen; doch ist es wahr-
scheinlich , dass die feinere Hand des Jüngeren
sie eher hat bilden können, als die an schwere
Arbeit gewöhnte des Aelteren. Sie dem Aless.
Ab. (s. folg. Art.) zuzuschreiben, verbietet das
Monogramm.
Unstreitig gehören die Medaillen des jüngeren
Abondio zu den besten Leistungen jener Epoche,
die es zudem auf diesem Felde, wie auf allen
andern der bildenden Kunst, zur Meisterschaft
gebracht hatte. Sie zeigen eine Lebendigkeit
der Auffassung, eine Sicherheit und Energie der
Darstellung, welche die Individualität einfach
und gediegen auf die überzeugendste Weise wie-
dergeben ; dabei bekundet die fein durchgebil-
dete und doch zugleich, auch im kleinen Mass-
stab , breit und gross behandelte Form einen
Meister, der in der Blütezeit der italienischen
Kunst und unter dem Einfluss des Studiums der
Antike sich entwickelt hat.
s. IT. Bolzenthal, Skizzen p. 166f.; daselbst
abgebildet die Schaumünze mit dem Bildnisse Maxi-
 
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