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Meyer, Julius [Editor]; Nagler, Georg Kaspar [Oth.]
Allgemeines Künstler-Lexikon: unter Mitwirkung der namhaftesten Fachgelehrten des In- u. Auslandes (1): Aa - Andreani — Leipzig: Engelmann, 1872

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https://doi.org/10.11588/diglit.49957#0125
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van Aeken.

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von Herzogenbusch eingeschrieben ist. Er selbst
findet sich in den Registern der »Illustre Lieve-
Vrouwe Broederschap« (der Brüderschaft von un-
serer lieben Frau) in jener Stadt vor. Da er
damals bereits 25 Jahre alt gewesen sein muss,
lässt sich annehmen, dass er zwischen 1460 und
1464 geb. worden. Jene Register bekunden auch,
dass er 1494, 1499, 1504, 1509 und 1512 in den
Niederlanden gewohnt habe (im letzten J.. 1512,
erhielt er für das Modell zu einem Kreuze 20
Stüber). Endlich geben sie auf folgende Weise
das Jahr seines Todes an: »Obitus fratrum:
A°. 1516. Hieronimus Aquen als Bosch, in-
signis Pictor«. Diese Angabe findet sich in dem
Namen- und Wappenregister der Mitglieder der-
selben Brüderschaft bestätigt; unter einem leeren
Wappenschilde steht: Hieronymus Aquens alias
Bosch seer verinaerd Schilder obiit 1516. Aquens
ist wol abgekürzt für Aquensis; das hiesse also,
das Bosch von Aachen stamme. Da er aber in
Herzogenbusch geb., so wäre mithin sein Vater
von Aachen gewesen ? Demnach würde van Aeken
soviel wie von Aachen heissen, und diese Be-
zeichnung des Ursprungs wäre hier ebenso zum
Namen geworden, wie bei dem Maler Johann
von Achen.
Aus den angeführten Daten ergibt sich, dass die
öfters vorgebrachteVermuthung, Bosch sei inSpa-
nien gewesen, ganz willkürlich ist; wenigstens
müsste sein Aufenthalt dort sehr kurz gedauert ha-
ben. Ebenso unbegründet ist die andere Behaup-
tung, dass der Anblick der Kunstwerke im Eskurial
auf die Kunstweise van Aekcns und die Gegen-
stände seiner Darstellung von bestimmendem
Einfluss gewesen. D. Felipe de Quevera, Hof-
junker Karl’s V., macht schon in seinen Kom-
mentaren, die in der Mitte des 16. Jahrh., noch
ehe der Bau des Eskurial begonnen hatte, ge-
schrieben sind, von unserem Meister Meldung
und berichtet, dass seine Malereien von Staub
upd Schmutz bedeckt seien.
1493 oder 1494 fertigte van Aeken die Zeich-
nungen für die Glasfenster der Kapelle der Bru-
derschaft in der St. Johanniskirche zu Herzo-
genbusch, die durch die Glasmaler Willem Lom-
bard und Hendrik Baeken oder Bueckinck aus-
geführt wurden. 1512 zeichnete er für die Bru-
derschaft die Skizze zu einem Kreuz. Vor dem
J. 1504 malte er für den Herzog Philipp den Schö-
nen; ein Register der Rechnungskammer zu Rys-
sel (Lille) enthält die Bemerkung: »A Jeronimus
van Aeken, dit Bosch, peintre, demourant au
Bois-le-Duc, la somme do XXXVj livres ä bon
compte sur ce qu’il pourroit estre den sur ung
grant tableau de paincture, de IX pieds de hault
en Xj pieds de long, oü doit estre le Jugeinent de
Dien, assavoir paradis et enfer, que Monseigneur
lui avait ordonne faire pour son tres noble plai-
sir«. Auch Margaretha von Oesterreich, 1507 zur
Regentin der Niederlande berufen, kam in den
Besitz eines Gemäldes von Bosch, das die Ver-
suchung des hl. Antonius schilderte. Ausserdem

sind noch einige andere Werke von alten Auto-
ren erwähnt. So hatte von ihm Karl van Mander
zu Amsterdam eine Flucht nach Aegypten ge-
sehen : J oseph fragt im Vordergrund einen Bauer
nach dem Weg, Maria sitzt mit dem Kinde auf
dem Esel, im Hintergrund zeigt sich eine Her-
berge mit viel Volks davor und einigen fremden
Seeleuten, die einen grossen Bären tanzen las-
sen ; ferner eine Hölle, daraus die Patriarchen
erlöst werden, während Judas, der auch heraus
möchte, durch allerlei phantastische Teufel fest-
gehalten wird; endlich noch eine Kreuztragung
in ernstem Stile. Derselbe Schriftsteller sah bei
einem Haarlem’schen Kunstsammler, Joan Die-
tringh, verschiedene Heiligenbilder, worunter
ein Mönch mit Ketzern streitend: da Alle ihre
Bücher in s Feuer geworfen hatten, verbrannten
die der Ketzer. das des Heiligen aber stieg un-
versehrt aus dem Feuer auf. Der Mönch und die
Seinen waren ernst und edel gehalten, die Ketzer
aber mit lächerlichen und absonderlichen Ge-
sichtszügen und Gebärden. Noch nennt van Man-
der ein Mirakel, worauf die Köpfe mit Haar und
Bart sehr natürlich und breit gemalt waren. Auch
seine Malereien für die St. Johanniskirche zu
Herzogenbusch werden von van Mander erwähnt;
nach dem Zeugniss von Grimaye waren sie noch
1611 daselbst. Sie stellten vor: die Erschaffung
der Welt, Abigail bei Salomo, die Anbetung der
Weisen, die Belagerung von Bethulia mit dem
Mord von Holofernes und der Flucht von dessen
Heer, Esther und Ahasverus. Bei der Einnahme
Herzogenbusch’s durch den Statthalter Friedrich
Heinrich, 1629, erhielt die katholische Geistlich-
keit die Erlaubniss, die Gemälde mitzunehmen;
seitdem weiss man nicht, was aus ihnen gewor-
den ist.
II, Nachrichten von Bildern in Italien, Belgien u, Spanien,
Seine Werke müssen schon frühe in Italien
bekannt gewesen sein, da der Anonymus des
Morelli auf seinen Reisen deren einige antraf,
u. A. bei dem Kardinal Grimani eine Hölle mit
Ungeheuern, eine phantastische Vorstellung des
Traumes und eine allegorische der Fortuna,
worauf das Verschlingen des Jonas durch den
Wallfisch veranschaulicht war. Noch sollen zwei
grosse Gemälde von v. A. in dem Rathssaal der
Zehnmänner zu Venedig gewesen sein? Prinz
Wilhelm von Oranien und Jan de Casembroot,
Herr von Backerseel, besassen Jeder ein Bild
von ihm, der Letztere eine Anbetung der Weisen.
Beide Gemälde nahm Philipp II. zu Brüssel an
sich, als die Güter der Aufständischen eingezo-
gen wurden. Rubens war im Besitz von vier
Bildern, einer Versuchung des hl. Antonius,
zweier halb lebensgrossen Köpfe und einer Hoch-
zeit. Endlich wird noch gemeldet, dass der Erz-
herzog Ernst 1494—95 über 100 Gulden für einen
Christus am Kreuz, worunter die Vorhölle zu
sehen war, und die Hälfte dieser Summe für ein
anderes' Bild von Bosch bezahlt hatte.
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