Pompeo dall’ Aquila
Pietro Aquila.
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die Mitte des 16. Jahrh. blühete. Wenn die eben
erwähnten Kupferstiche, wieMariette versichert,
sehr gut die Art und Weise des Malers wiederge-
ben, so ersehen wir daraus, dass er sich den Par-
megianino zum Vorbilde gewählt hatte. Wir brau-
chen wol nicht hinzuzusetzen, dass die charak-
teristischen Fehler dieses schon merklich zum
Manierirten hinneigenden Meisters, die affektirte
Grazie und übermässige Formenschlankheit bei
dem Nachahmer in noch stärkerem Grade her-
vortreten.
s. 0 rlan di, Abecedario pittorico. 1719. p. 374.—
Domenici, Vite de’ Pittori Napolitani. II.
266. -— Titi, Studio etc. p. 32 und Descri-
zione. p. 27. —Heineken, Dictionnaire.
Nach ihm gestochen:
1) David mit dem Haupte des Riesen Goliath.
Gest. 1573 von Orazio de’ Santi. 4.
2) Die Verkündigung. Gest. 1572, von Dems.
Fol.
3) Die Anbetung der Hirten. Gest. 1572, von
Dems. gr. Fol.
4) Heilige Familie: Maria, Joseph, Elisabeth und
der kleine Johannes, welcher dem Christuskinde
ein Kreuz überreicht. Gest, von Dems. kl. Fol.
5) Heilige Familie: Maria säugt das Christuskind
und beschäftigt sich dabei mit Lesen in einem
Buche; ausserdem, Joseph und ein Engel. Gest,
zu Rom 1573, von Dems. gr. Fol.
6) Die Taufe im Jordan. Gest. 1572, von Dems.
Fol.
7) Die Kreuzigung; unter dem Kreuze Maria, Jo-
hannes und Magdalena. Gest. 1572, von Dems.
Fol.
8) Die Abnehmung vom Kreuze; Komposition von
9 Figuren, ganz im Geschmack des Parmegia-
nino. Maria und zwei andere heilige Frauen
beweinen den auf einem Leichentuch an der
Erde liegenden göttlichen Leichnam; im Hinter-
gründe, fünf andere Figuren. Gest. 1572, von
Dems. Fol.
9) Die Abnehmung vom Kreuze; Komposition von
5 Figuren. Maria betet knieend den Leichnam
Christi an, welchen ein Engel über dem Grabe
emporhält; im Hindergrunde, links, Nikodemus
und Joseph von Arimathia. Gest. 1574, von
Dems. gr. Fol. Hauptwerk des Malers sowol
als des Kupferstechers.
Danach Kopie von Giambattista de Caval-
ieri j s.
10) Die Grablegung; 7 Figuren. Maria und zwei
andere hl. Frauen beweinen den todten Christus,
der von einem Jünger über dem Grabe empor-
gehalten wird; nebenbei zwei andere Jünger.
Gest, von Dems. 4.
Es gibt eine Kopie dieses Bl. von Raph.
S a d e 1 e r.
11) Der auferstandene Christus erscheint der Mag-
dalena als Gärtner. Gest. 1572, von Dems. Fol.
12) Johannes der Täufer in der Wüste, ganz in der
Manier des Parmegianino. Gest. 1572, von
Dems. kl. Fol.
Eine Kopie von diesem BL, gestochen unter
der Aufsicht der Sadeler, die einen andern
landschaftlichen Hintergrund hinzufügte.
13) Die hh. Petrus, Paulus, Rochus und Sebastian,
nebeneinanderstehend. Gest. 1573, von Dems.
kl. qu. Fol.
Meyer, Künstler-Lexikon. II.
14) Der hl. Hieronymus, am Eingang seiner Grotte
sitzend und vor einem Kruzifix betend. Gest,
zu Rom, 1574, von Dems. Fol.
15) Der hl. Georg bekämpft den Drachen. Gest, von
Dems. (Ohne Namen des Stechers.) Fol.
16) Zwei auf einem Gewölbbogen sitzende Jüng-
lingsengel, die ein Kartell halten. Ohne Namen
der Künstler , aber, wie Bartsch, Band XVII,
p. 14, No. 17 behauptet, ganz gewiss von 0. de
Santi nach P. Aquilano gestochen, qu. Fol.
17) Die verschiedenen Versetzungen des allerhei-
ligsten Hauses von Loretto. Auf zwei Platten
mit italienischen Inschriften. Phil. Thomassin
excudit. gr. qu. Fol.
E. Kolloff.
Aquila. Pietro Aquila, italienischer
Kupferätzer, geb. zu Marsalla bei Palermo,
nach Basan im J. 1624, nach Huber und
Rost um 1677; allein von diesen zwei Jahr-
zalen ist die eine zu hoch, die andere zu nie-
drig angesetzt, denn mehrere Radirungen, welche
den Künstler in der vollen Stärke seiner Ge-
schicklichkeit zeigen, ich meine den betenden
hl. Gregor nach L. Scaramuccia und die Blätter
zu Rafael’s Bibel, tragen die Jahreszahlen 1674
und 1675. Wahrscheinlich fällt seine Geburt
zwischen 1640 und 1645, und sein Tod gegen
das Ende des 17. Jahrh.; auf seinen Kupfersti-
chen findet sich keine Andeutung, die über 1683
hinausreicht. In seiner Jugend studirte er Theo-
logie , um sich für den geistlichen Stand vor-
zubereiten, und empfing auch wirklich die Prie-
sterweihe; seine angeborene Neigung zur Kunst
bestimmte ihn jedoch dem vielleicht aufgedrun-
genen Beruf zu entsagen und sich der Kunst zu
widmen. Er bildete sich vermuthlich durch
eigene Kraft zum Künstler aus; wir kennen we-
nigstens seinen Lehrmeister nicht und wissen
auch nicht, wo er seinen ersten Unterricht ge-
noss, ob in Palermo oder in Rom, wo er wenn
nicht die meisten, doch die besten Jahre verlebte
und vielleicht auch starb. Ueberhaupt haben
wir von seinen Lebensverhältnissen keine rei-
chere Kunde als von denjenigen fast aller ita-
lienischen Kupferstecher damaliger Zeit, was
wol darin seinen Grund haben mag, dass ihre
Kunst immer noch als eine untergeordnete an-
gesehen wurde. Nach Baldinucci’s Angabe war
P. Aquila ein achtbarer Maler; Lanzi nennt ihn
ebenfalls unter den sizilischen Meistern der nea-
politanischen Malerschule und erwähnt von ihm
zwei Bilder, die sich zu Palermo in der Kirche
der Pieta befanden und Episoden aus der Ge-
schichte des verlorenen Sohnes darstellten. Als
Kupferstecher ist er jedoch den Kunstfreunden
allgemeiner und vielleicht verdienterweise be-
kannt, denn er gehört zu den Aetzkünstlern,
welche zuerst von dem regellosen, geistreich
aber flüchtig, oft wild skizzirenden Radiren,
wie es in seiner Zeit bei den italienischen Ma-
lern durchaus Mode geworden war, abgingen
und auf einen geregelten, sorgfältigen Vortrag
hinarbeiteten. Man rühmt ihn gewöhnlich als
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Pietro Aquila.
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die Mitte des 16. Jahrh. blühete. Wenn die eben
erwähnten Kupferstiche, wieMariette versichert,
sehr gut die Art und Weise des Malers wiederge-
ben, so ersehen wir daraus, dass er sich den Par-
megianino zum Vorbilde gewählt hatte. Wir brau-
chen wol nicht hinzuzusetzen, dass die charak-
teristischen Fehler dieses schon merklich zum
Manierirten hinneigenden Meisters, die affektirte
Grazie und übermässige Formenschlankheit bei
dem Nachahmer in noch stärkerem Grade her-
vortreten.
s. 0 rlan di, Abecedario pittorico. 1719. p. 374.—
Domenici, Vite de’ Pittori Napolitani. II.
266. -— Titi, Studio etc. p. 32 und Descri-
zione. p. 27. —Heineken, Dictionnaire.
Nach ihm gestochen:
1) David mit dem Haupte des Riesen Goliath.
Gest. 1573 von Orazio de’ Santi. 4.
2) Die Verkündigung. Gest. 1572, von Dems.
Fol.
3) Die Anbetung der Hirten. Gest. 1572, von
Dems. gr. Fol.
4) Heilige Familie: Maria, Joseph, Elisabeth und
der kleine Johannes, welcher dem Christuskinde
ein Kreuz überreicht. Gest, von Dems. kl. Fol.
5) Heilige Familie: Maria säugt das Christuskind
und beschäftigt sich dabei mit Lesen in einem
Buche; ausserdem, Joseph und ein Engel. Gest,
zu Rom 1573, von Dems. gr. Fol.
6) Die Taufe im Jordan. Gest. 1572, von Dems.
Fol.
7) Die Kreuzigung; unter dem Kreuze Maria, Jo-
hannes und Magdalena. Gest. 1572, von Dems.
Fol.
8) Die Abnehmung vom Kreuze; Komposition von
9 Figuren, ganz im Geschmack des Parmegia-
nino. Maria und zwei andere heilige Frauen
beweinen den auf einem Leichentuch an der
Erde liegenden göttlichen Leichnam; im Hinter-
gründe, fünf andere Figuren. Gest. 1572, von
Dems. Fol.
9) Die Abnehmung vom Kreuze; Komposition von
5 Figuren. Maria betet knieend den Leichnam
Christi an, welchen ein Engel über dem Grabe
emporhält; im Hindergrunde, links, Nikodemus
und Joseph von Arimathia. Gest. 1574, von
Dems. gr. Fol. Hauptwerk des Malers sowol
als des Kupferstechers.
Danach Kopie von Giambattista de Caval-
ieri j s.
10) Die Grablegung; 7 Figuren. Maria und zwei
andere hl. Frauen beweinen den todten Christus,
der von einem Jünger über dem Grabe empor-
gehalten wird; nebenbei zwei andere Jünger.
Gest, von Dems. 4.
Es gibt eine Kopie dieses Bl. von Raph.
S a d e 1 e r.
11) Der auferstandene Christus erscheint der Mag-
dalena als Gärtner. Gest. 1572, von Dems. Fol.
12) Johannes der Täufer in der Wüste, ganz in der
Manier des Parmegianino. Gest. 1572, von
Dems. kl. Fol.
Eine Kopie von diesem BL, gestochen unter
der Aufsicht der Sadeler, die einen andern
landschaftlichen Hintergrund hinzufügte.
13) Die hh. Petrus, Paulus, Rochus und Sebastian,
nebeneinanderstehend. Gest. 1573, von Dems.
kl. qu. Fol.
Meyer, Künstler-Lexikon. II.
14) Der hl. Hieronymus, am Eingang seiner Grotte
sitzend und vor einem Kruzifix betend. Gest,
zu Rom, 1574, von Dems. Fol.
15) Der hl. Georg bekämpft den Drachen. Gest, von
Dems. (Ohne Namen des Stechers.) Fol.
16) Zwei auf einem Gewölbbogen sitzende Jüng-
lingsengel, die ein Kartell halten. Ohne Namen
der Künstler , aber, wie Bartsch, Band XVII,
p. 14, No. 17 behauptet, ganz gewiss von 0. de
Santi nach P. Aquilano gestochen, qu. Fol.
17) Die verschiedenen Versetzungen des allerhei-
ligsten Hauses von Loretto. Auf zwei Platten
mit italienischen Inschriften. Phil. Thomassin
excudit. gr. qu. Fol.
E. Kolloff.
Aquila. Pietro Aquila, italienischer
Kupferätzer, geb. zu Marsalla bei Palermo,
nach Basan im J. 1624, nach Huber und
Rost um 1677; allein von diesen zwei Jahr-
zalen ist die eine zu hoch, die andere zu nie-
drig angesetzt, denn mehrere Radirungen, welche
den Künstler in der vollen Stärke seiner Ge-
schicklichkeit zeigen, ich meine den betenden
hl. Gregor nach L. Scaramuccia und die Blätter
zu Rafael’s Bibel, tragen die Jahreszahlen 1674
und 1675. Wahrscheinlich fällt seine Geburt
zwischen 1640 und 1645, und sein Tod gegen
das Ende des 17. Jahrh.; auf seinen Kupfersti-
chen findet sich keine Andeutung, die über 1683
hinausreicht. In seiner Jugend studirte er Theo-
logie , um sich für den geistlichen Stand vor-
zubereiten, und empfing auch wirklich die Prie-
sterweihe; seine angeborene Neigung zur Kunst
bestimmte ihn jedoch dem vielleicht aufgedrun-
genen Beruf zu entsagen und sich der Kunst zu
widmen. Er bildete sich vermuthlich durch
eigene Kraft zum Künstler aus; wir kennen we-
nigstens seinen Lehrmeister nicht und wissen
auch nicht, wo er seinen ersten Unterricht ge-
noss, ob in Palermo oder in Rom, wo er wenn
nicht die meisten, doch die besten Jahre verlebte
und vielleicht auch starb. Ueberhaupt haben
wir von seinen Lebensverhältnissen keine rei-
chere Kunde als von denjenigen fast aller ita-
lienischen Kupferstecher damaliger Zeit, was
wol darin seinen Grund haben mag, dass ihre
Kunst immer noch als eine untergeordnete an-
gesehen wurde. Nach Baldinucci’s Angabe war
P. Aquila ein achtbarer Maler; Lanzi nennt ihn
ebenfalls unter den sizilischen Meistern der nea-
politanischen Malerschule und erwähnt von ihm
zwei Bilder, die sich zu Palermo in der Kirche
der Pieta befanden und Episoden aus der Ge-
schichte des verlorenen Sohnes darstellten. Als
Kupferstecher ist er jedoch den Kunstfreunden
allgemeiner und vielleicht verdienterweise be-
kannt, denn er gehört zu den Aetzkünstlern,
welche zuerst von dem regellosen, geistreich
aber flüchtig, oft wild skizzirenden Radiren,
wie es in seiner Zeit bei den italienischen Ma-
lern durchaus Mode geworden war, abgingen
und auf einen geregelten, sorgfältigen Vortrag
hinarbeiteten. Man rühmt ihn gewöhnlich als
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