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Seibert, Hubertus; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Grafen, Herzöge, Könige: der Aufstieg der frühen Staufer und das Reich (1079 - 1152) — Mittelalter-Forschungen, Band 18: Ostfildern, 2005

DOI Artikel:
Weller, Tobias,: Auf dem Weg zum ›staufischen Haus‹. Zu Abstammung, Verwandtschaft und Konnubium der frühen Staufer
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https://doi.org/10.11588/diglit.34732#0054

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Tobias Weller

Über die beiden Friedriche, die laut der Konsanguinitätstafel gleichsam
den staufischen Reigen eröffnen, ist viel gerätselt worden. Aufbauend auf
älteren Forschungsbeiträgen4 hat Fleinz Bühler die Ansicht vertreten, die ag-
natischen Vorfahren der Staufer stammten ursprünglich aus dem Ries; erst mit
dem Großvater des ersten Stauferherzogs hätten sie im Remstal Fuß gefaßt5.
Diese These mag zutreffen, aber mangels eindeutiger Quellenaussagen bewegt
man sich hier auf unsicherem Terrain. Ob es sich bei den zu 1030 und 1053
urkundlich belegten Riesgaugrafen mit Namen Friedrich6 7 um direkte Staufer-
ahnen handelt, läßt sich weder stringent beweisen noch widerlegen. Die Na-
mengleichheit allein kann jedenfalls noch nicht als hinreichendes Argument
gelten. Auch scheinen die diversen besitzgeschichtlichen Indizien, die zur
Stützung dieser These zusammengetragen wurden, mehr als vage, denn sicher
darf von einer vermuteten oder auch tatsächlichen Besitznachbarschaft zweier
Familien noch nicht auf ihre agnatische Abstammungsgemeinschaft geschlos-
sen werden'. Ähnlich sieht es mit der Annahme aus, die staufischen Vorfahren
hätten bereits Mitte des 11. Jahrhunderts die schwäbische Pfalzgrafenwürde
innegehabt. Wenn Ludwig, dem Bruder Herzog Friedrichs I., einmal der
Pfalzgrafentitel beigelegt wurde8, und 50 Jahre früher ein Pfalzgraf Friedrich
bezeugt ist9, so beweist das noch nicht, daß es sich hier um »Angehörige des-

4 Genannt seien hier ERNST KLEBEL, Zur Abstammung der Hohenstaufen, in: Zeitschrift für die
Geschichte des Oberrheins NF 63, 1954, S. 137-187, und Emil Kimpen, Zur Königsgenealogie
der Karolinger- bis Stauferzeit, in: Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins NF 64, 1955,
S. 35-115, hier S. 99-112, deren Ergebnisse allerdings schon von KARL JORDAN als »stark hypo-
thetisch« bewertet wurden (vgl. ÖERS., Investiturstreit und frühe Stauferzeit, in: Gebhardt-
Handbuch der deutschen Geschichte, Bd.l, hg. von HERBERT GRUNDMANN, Stuttgart 91970,
S. 322-425, hier S. 343, Anm. 2).
5 Vgl. HEINZ Bühler, Schwäbische Pfalzgrafen, frühe Staufer und ihre Sippengenossen, in: Jahr-
buch des Historischen Vereins Dillingen 77, 1975, S. 118-156, hier S. 140-149; Ders., Zur Ge-
schichte der frühen Staufer, in: Hohenstaufen. Staufer-Forschungen im Stauferkreis Göppingen,
hg. von WALTER Ziegler (Veröffentlichungen des Geschichts- und Altertumsvereins Göppin-
gen, 10. Folge), Göppingen 1977, S. 1-44, hier S. 5-23. Noch einmal - mit gewissen genealogi-
schen Modifikationen - HEINZ BÜHLER, Wie kommen die frühen Staufer ins Remstal?, in: Zeit-
schrift für württembergische Landesgeschichte 50,1991, S. 37-49.
6 MGH D K II. 144 (17. Januar 1030, Dortmund): in loco Uueride dicto sito in pago Rieze in comitatu
Friderici; MGH D HIII. 303 (17. Mai 1053, Goslar): in comitatu Friderici comitis in pago Reciae.
7 So allerdings BÜHLER, Wie kommen die frühen Staufer (wie Anm. 5), S. 38f., der aufgrund
derartiger Beobachtungen eine Verwandtschaft zwischen den Staufern und der Stifterfamilie
des Klosters Anhausen bestätigt sah.
8 Im Jahre 1103 restituierte Herzog Friedrich I. dem Würzburger Bischof zum Seelenheil seines
Bruders, des Pfalzgrafen Ludwig, zu Lehen gehaltenen Waldbesitz bei Waigoldshausen. Vgl.
Urkundenbuch der Benediktiner-Abtei St. Stephan in Würzburg, Bd. 1, mit einer Einleitung von
Anton Chroust, bearb. von Franz Joseph Bendel, neu bearb. von Franz Heidingsfelder/
Max Kaufmann (Veröffentlichungen der Gesellschaft für fränkische Geschichte, III. Reihe,
Bd. 1), Leipzig 1912, Nr. 30, S. 41f.: [...], qualiter ego FRIDERICVS dei gratia dux partem beneficii mei
episcopo Wurciburgensi domno Emehardo causa salutis anime fratris mei LUDEWICI palatini comitis
restituerim [...].
9 Vgl. MGH D H III. 303 unter den aufgeführten optimates, die der königlichen Verfügung zu-
stimmen: Friderico palatino comite et Friderico comite.
 
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