LARS HAGENEIER
Die frühen Staufer bei Otto von Freising oder
Wie sind die Gesta Friderici entstanden?
Das als »Chronik« weithin bekannte erste Geschichtswerk des Freisinger Bi-
schofs Otto1 - das von diesem dezidiert als Historia de duabus civitatibus be-
zeichnet wurde2 und damit in seiner dualistischen, geschichtstheologischen
und philosophischen Konzeption und Durchführung3 unzweifelhaft weit zu-
treffender benannt ist - gilt der Forschung seit langem als »absoluter Höhe-
punkt der mittelalterlichen Weltchronistik«4, sein Autor folgerichtig als der
»größte Geschichtsschreiber des Mittelalters«5. Zwischen 1143 und 1146 ver-
faßt und in einer heute verlorenen Fassung dem Mönch und späteren Abt von
Ottobeuren Isingrim6 gewidmet7, übersandte Otto ein weiteres Exemplar8 im
1 Ottonis episcopi Frisingensis Chronica sive Historia de duabus civitatibus, ed. Adolf HOF-
MEISTER (MGH SS rer. Germ. [45]), Hannover/Leipzig 1912 (hierauf beziehen sich im folgen-
den die Seitenangaben); Otto von Freising, Chronik oder die Geschichte der zwei Staaten, ed.
WALTHER Lammers (Ausgewählte Quellen zur deutschen Geschichte des Mittelalters 16),
Darmstadt 1960.
2 HOFMEISTER, in: Ottonis episcopi Frisingensis Chronica (wie Anm. 1), S. X-XII.
3 Vgl. den Prolog zum ersten Buch, in dem Otto dem ersten Adressaten seiner Schrift Isingrim
den geschichtstheologischen Hintergrund und seine dualistische Geschichtsauffassung erläu-
tert; auch seine maßgeblichen Vorbilder Augustinus und Orosius werden genannt: Ottonis
episcopi Frisingensis Chronica (wie Anm. 1), S. 6ff.; WALTHER LAMMERS, Weltgeschichte und
Zeitgeschichte bei Otto von Freising, in: Die Zeit der Staufer. Geschichte - Kirnst - Kultur. Kata-
log der Ausstellung des Württembergischen Landesmuseums Stuttgart 1977, Bd. 5 Supplement:
Vorträge und Forschungen, Stuttgart 1979, S. 77-90; Ders., Einleitung, in: Otto von Freising,
Chronik (wie Anm. 1), S. XI-LXII; HANS-WERNER GOETZ, Das Geschichtsbild Ottos von Frei-
sing. Ein Beitrag zur historischen Vorstellungswelt und zur Geschichte des 12. Jahrhunderts
(Beihefte zum Archiv für Kulturgeschichte 19), Köln/Wien 1984.
4 GOETZ, Geschichtsbild (wie Anm. 3), S. 22.
5 CORNELIA Kirchner-Feyerabend, Otto von Freising als Diözesan- und Reichsbischof (Europä-
ische Hochschulschriften 413), Frarikfurt/Main u. a. 1990, S. 4.
6 Zum Verhältnis Ottos zu Isingrim siehe ebd., S. 87-90.
7 Ottonis episcopi Frisingensis Chronica (wie Anm. 1), S. 8; HOFMEISTER, ebd., S. Xllf.
8 Die dem Kaiser überreichte Fassung der Chronik (von HOFMEISTER postuliertes Exemplar F) ist
verloren, wird nach HOFMEISTER aber am besten repräsentiert durch eine Handschrift der Klas-
se B (Bl), die an einigen Stellen aus den Handschriftenklassen B2 und C zu ergänzen ist; vgl.
HOFMEISTER, in: Ottonis episcopi Frisingensis Chronica (wie Anm. 1), S. XVIff.; zwar lassen sich
in einer weiteren Handschriftenklasse (C) Spuren einer älteren Fassung greifen; diese sind je-
doch nicht mit dem Exemplar an Isingrim in Verbindung zu bringen: vgl. Adolf HOFMEISTER,
Studien über Otto von Freising. I. Der Bildungsgang, in: Neues Archiv der Gesellschaft für älte-
re deutsche Geschichtskunde 37, 1911/12, S. 99-161, S. 633-768, hier S. 676f. u. 696; Ders., in:
Ottonis episcopi Frisingensis Chronica (wie Anm. 1), S. XXI; dieses ist verloren; HOFMEISTER
postuliert weiterhin ein Autograph (X), das Otto zwischen 1147 und 1157 geführt haben soll,
Die frühen Staufer bei Otto von Freising oder
Wie sind die Gesta Friderici entstanden?
Das als »Chronik« weithin bekannte erste Geschichtswerk des Freisinger Bi-
schofs Otto1 - das von diesem dezidiert als Historia de duabus civitatibus be-
zeichnet wurde2 und damit in seiner dualistischen, geschichtstheologischen
und philosophischen Konzeption und Durchführung3 unzweifelhaft weit zu-
treffender benannt ist - gilt der Forschung seit langem als »absoluter Höhe-
punkt der mittelalterlichen Weltchronistik«4, sein Autor folgerichtig als der
»größte Geschichtsschreiber des Mittelalters«5. Zwischen 1143 und 1146 ver-
faßt und in einer heute verlorenen Fassung dem Mönch und späteren Abt von
Ottobeuren Isingrim6 gewidmet7, übersandte Otto ein weiteres Exemplar8 im
1 Ottonis episcopi Frisingensis Chronica sive Historia de duabus civitatibus, ed. Adolf HOF-
MEISTER (MGH SS rer. Germ. [45]), Hannover/Leipzig 1912 (hierauf beziehen sich im folgen-
den die Seitenangaben); Otto von Freising, Chronik oder die Geschichte der zwei Staaten, ed.
WALTHER Lammers (Ausgewählte Quellen zur deutschen Geschichte des Mittelalters 16),
Darmstadt 1960.
2 HOFMEISTER, in: Ottonis episcopi Frisingensis Chronica (wie Anm. 1), S. X-XII.
3 Vgl. den Prolog zum ersten Buch, in dem Otto dem ersten Adressaten seiner Schrift Isingrim
den geschichtstheologischen Hintergrund und seine dualistische Geschichtsauffassung erläu-
tert; auch seine maßgeblichen Vorbilder Augustinus und Orosius werden genannt: Ottonis
episcopi Frisingensis Chronica (wie Anm. 1), S. 6ff.; WALTHER LAMMERS, Weltgeschichte und
Zeitgeschichte bei Otto von Freising, in: Die Zeit der Staufer. Geschichte - Kirnst - Kultur. Kata-
log der Ausstellung des Württembergischen Landesmuseums Stuttgart 1977, Bd. 5 Supplement:
Vorträge und Forschungen, Stuttgart 1979, S. 77-90; Ders., Einleitung, in: Otto von Freising,
Chronik (wie Anm. 1), S. XI-LXII; HANS-WERNER GOETZ, Das Geschichtsbild Ottos von Frei-
sing. Ein Beitrag zur historischen Vorstellungswelt und zur Geschichte des 12. Jahrhunderts
(Beihefte zum Archiv für Kulturgeschichte 19), Köln/Wien 1984.
4 GOETZ, Geschichtsbild (wie Anm. 3), S. 22.
5 CORNELIA Kirchner-Feyerabend, Otto von Freising als Diözesan- und Reichsbischof (Europä-
ische Hochschulschriften 413), Frarikfurt/Main u. a. 1990, S. 4.
6 Zum Verhältnis Ottos zu Isingrim siehe ebd., S. 87-90.
7 Ottonis episcopi Frisingensis Chronica (wie Anm. 1), S. 8; HOFMEISTER, ebd., S. Xllf.
8 Die dem Kaiser überreichte Fassung der Chronik (von HOFMEISTER postuliertes Exemplar F) ist
verloren, wird nach HOFMEISTER aber am besten repräsentiert durch eine Handschrift der Klas-
se B (Bl), die an einigen Stellen aus den Handschriftenklassen B2 und C zu ergänzen ist; vgl.
HOFMEISTER, in: Ottonis episcopi Frisingensis Chronica (wie Anm. 1), S. XVIff.; zwar lassen sich
in einer weiteren Handschriftenklasse (C) Spuren einer älteren Fassung greifen; diese sind je-
doch nicht mit dem Exemplar an Isingrim in Verbindung zu bringen: vgl. Adolf HOFMEISTER,
Studien über Otto von Freising. I. Der Bildungsgang, in: Neues Archiv der Gesellschaft für älte-
re deutsche Geschichtskunde 37, 1911/12, S. 99-161, S. 633-768, hier S. 676f. u. 696; Ders., in:
Ottonis episcopi Frisingensis Chronica (wie Anm. 1), S. XXI; dieses ist verloren; HOFMEISTER
postuliert weiterhin ein Autograph (X), das Otto zwischen 1147 und 1157 geführt haben soll,