Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Seibert, Hubertus; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Grafen, Herzöge, Könige: der Aufstieg der frühen Staufer und das Reich (1079 - 1152) — Mittelalter-Forschungen, Band 18: Ostfildern, 2005

DOI Artikel:
Krieg, Heinz,: Adel in Schwaben: Die Staufer und die Zähringer
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.34732#0077

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
HEINZ KRIEG

Adel in Schwaben:
Die Staufer und die Zähringer

»Sie heißen alle bis auf den heutigen Tag Herzoge, ohne über ein Herzogtum zu
verfügen, und haben somit nur Anteil am Namen ohne die Sache«1. In diesem
polemischen, ja vernichtenden Urteil bringt Otto von Freising im ersten Buch
seiner Gesta Frederici auf den Punkt, was aus seiner Sicht das entscheidende
Manko der Zähringerherrschaft darstellte. Der notorisch parteiliche Chronist
Friedrich Barbarossas bezichtigt hier die Zähringer, die ihren Anspruch auf das
Herzogtum Schwaben gegenüber ihren staufischen Konkurrenten nicht hatten
durchsetzen können, sich den Herzogstitel anzumaßen, ohne das legitimierende
Substrat, eine echte Herzogsherrschaft nämlich, erlangt zu haben. Dieses Ver-
dikt hat Gerd Althoff in der zugespitzten Formel »Herzoge ohne Herzogtum«
wieder auf genommen und kam, obgleich er die antizähringische Tendenz des
stauferzeitlichen Geschichtsschreibers durchaus in Rechnung stellte, schließlich
im wesentlichen zum gleichen Ergebnis wie schon Otto von Freising2. Bis heute
werden die Zähringer somit vor dem Hintergrund ihrer letztlich erfolglosen
Bemühung um ein im hergebrachten Sinn »echtes« Herzogtum gewissermaßen
als ewige Verlierer eingeschätzt. Angesichts einer historiographischen Überlie-
ferung, die im 12. Jahrhundert von staufischer Parteisicht dominiert wird, be-
steht in diesem Zusammenhang jedoch in besonderer Weise die Gefahr von
Fehldeutungen. Wenn daher »die Jagd der Zähringer«3 nach einem Herzogtum
geradezu als »ein archimedischer Punkt«4 ihrer Geschichte angesehen wird und
man ihnen vor diesem Hintergrund Erfolglosigkeit bescheinigt, so könnte eine
solche Bewertung vielleicht doch noch zu sehr von einer »stauferlastigen«
Sichtweise beeinflußt sein, die insbesondere Otto von Freising geprägt hat5.

1 Zit. nach Otto von Freising und Rahewin, Gesta Frederid seu rectius Cronica, hg. von FRANZ-JOSEF
SCHMALE (Ausgewählte Quellen zur deutschen Geschichte des Mittelalters, Freiherr vom Stein-
Gedächtnisausgabe 17), Darmstadt 1965, lib. I, cap. 9, S. 149, Z. 8f.
2 Gerd ALTHOFF, Die Zähringer - Herzoge ohne Herzogtum, in: Die Zähringer. Schweizer Vorträge
und neue Forschungen, hg. von KARL SCHMID (Veröffentlichung zur Zähringer-Ausstellung 3),
Sigmaringen 1990, S. 81-94; DERS., Die Zähringerherrschaft im Urteil Ottos von Freising, in: Die
Zähringer. Eine Tradition und ihre Erforschung, hg. von KARL SCHMID (Veröffentlichung zur Zäh-
ringer-Ausstellung 1), Sigmaringen 1986, S. 43-58.
3 ALTHOFF, Zähringer (wie Anm. 2), S. 94.
4 Ebd.
5 Gerade im Bereich der Geschichtsschreibung fehlt für die Zeit nach der heißen Phase der kriegeri-
schen Auseinandersetzungen des Investiturstreits ein zähringisches Gegengewicht zur Dominanz
der staufisch bzw. stauferfreundlich orientierten Überlieferung, wie sie vor allem im Umfeld des
Barbarossahofes entstanden ist. Vgl. HEINZ Krieg, Herrscherdarstellung in der Stauferzeit. Fried-
rich Barbarossa im Spiegel seiner Urkunden und der staufischen Geschichtsschreibung (Vorträge
 
Annotationen