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Seibert, Hubertus; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Grafen, Herzöge, Könige: der Aufstieg der frühen Staufer und das Reich (1079 - 1152) — Mittelalter-Forschungen, Band 18: Ostfildern, 2005

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Görich, Knut,: Wahrung des honor. Ein Grundsatz im politischen Handeln König Konrads III.
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https://doi.org/10.11588/diglit.34732#0279

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KNUT GORICH

Wahrung des honor
Ein Grundsatz im politischen Handeln König Konrads III.
In den letzten Oktobertagen des Jahres 1147 setzten Hunger und Durst den
deutschen Kreuzfahrern unter Führung Konrads III. ebenso schwer zu wie die
fremdartige Kampfweise der Türken: Berittene Bogenschützen griffen die
Marschkolonne immer wieder an und wichen rasch zurück, sobald die schwer
gepanzerten Ritter ihnen nachzusetzen versuchten. Bestenfalls die Hälfte des
Weges nach Iconium war zurückgelegt, als sich die griechischen Führer ab-
setzten und das Heer in öder Landschaft ohne Orientierung zurückließen.
Jeder weitere Tag hätte das geschwächte Kreuzfahrerheer den Angriffen eines
überlegenen Feindes ausgesetzt. In dieser Situation, in der »nicht mehr das
Gute oder Schlechte, sondern nur noch das kleinste Übel« gewählt werden
konnte, beriet sich Kortrad III. mit den Fürsten, die ihn begleiteten: »Es mußte
vorgerückt oder umgekehrt werden. Aber der Hunger verbot das Vorrücken
ebenso wie der Feind und das unbekannte Labyrinth der Berge, der Hunger
und die Furcht vor Schmach verboten aber auch die Umkehr. In der Umkehr
lag die Hoffnung, irgendwie zu entkommen, wenn auch mit Schande, im Vor-
rücken der sichere Tod ohne Nutzen und Ruhm. Was also wird die hungrige
Tapferkeit machen? Wird sie im Dienst Gottes die Flucht ergreifen, was sie in
ihrem eigenen Dienst zu tun sonst nicht gewohnt ist? Wird sie erfolglos vorrü-
cken, um gewiß zu sterben, obwohl sie doch, unversehrt bewahrt, künftig Gott
dienen könnte? Gewiß zieht die Tapferkeit den ruhmreichen Tod einem
schmachvollen Leben vor; wenn aber die Schande beides befleckt, dann ist es
besser, schmachvoll künftigen Heldentaten erhalten zu bleiben als schmach-
voll ohne Tadel zu sterben.«1 Mit diesen Worten resümiert Odo von Deuil, zu-

1 Odo von Deuil, De profectione Ludovici VII in Orientem, zitiert nach der Edition: Eudes de
Deuil, La croisade de Louis VII roi de France, publiee par Henri WAQUET (Documents relatifs ä
l'histoire des croisades 3), Paris 1949, S. 56: Fiunt hec nota imperatori, tarn relatione suorum quam so-
lis. Consulit itaque in illo articulo sapientes suos, sed tarde, quia non erant de malo bonum, sed de malis
levius electuri. Procedendum erat vel recedendum; sed processum fames prohibebat et hostis et incognita
montium laberintus, recessum eque fames et obprobrii metus. In hoc tarnen erat spes aliqua evadendi, sed
cum turpitudine, in alio certa mors sine utilitate vel laude. Quid igitur faciet virtus jejuna? Fugiet in Dei
seruicio que non solet in suo? Item procedet incassum ilico moritura que adhuc seruire Deo poterit
conservata? Mailet certo mortem gloriosam quem turpem vitam. Sed, si utramque maculat turpitudo,
melius est strenuis actibus turpiter conservari quam turpiter sine correptione finiri. Derselbe Ge-
dankengang verkürzt in: Die Urkunden Konrads III. und seines Sohnes Heinrich, hg. von
FRIEDRICH Hausmann, MGH Diplomata regum et imperatorum Germaniae 9, Hannover 1969
(künftig als MGH D KIII. abgekürzt), Nr. 195, S. 354 Z. 36-37: exercitum, ut refocilaretur, reduxi-
mus, malentes incolumen ad maiora servare hierzu auch HEINZ KRIEG, Herrscherdarstellung in der
 
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