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Seibert, Hubertus; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Grafen, Herzöge, Könige: der Aufstieg der frühen Staufer und das Reich (1079 - 1152) — Mittelalter-Forschungen, Band 18: Ostfildern, 2005

DOI Artikel:
Ziemann, Daniel,: Die Staufer – Ein elsässisches Adelsgeschlecht?
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https://doi.org/10.11588/diglit.34732#0112

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Daniel Ziemann

und verengt dieser auf Herkunft und Abstammung gerichtete Blick, denn er
reduziert die Komplexität einer vielschichtigen Vergangenheit, indem er von
einer starren, bewegungslosen Ursprungszeit ausgeht und den Blick meist auf
eine einzige Linie verkürzt.
Als der erste Stauferkaiser regierte, war für ihn die Frage nach der Herkunft
beantwortet, denn seine Ahnen waren für ihn die salischen Kaiser, die »Heinri-
che von Waiblingen« wie sein Onkel, der um 1157/1158 schreibende Otto von
Freising, sich ausdrückt, denn nur sie waren für die Gegenwart nützlich und
konnten erklären, warum Friedrich Barbarossa Kaiser war3. Dabei war es ohne
Belang, daß die Ahnenreihe mit Hilfe einer Frau hergestellt werden mußte, das
war ja bei den Welfen schließlich nicht anders4.
Die agnatischen Vorfahren, so scheint es, waren indessen bald aus dem
kulturellen Gedächtnis des staufischen Hauses entschwunden. Ein Graf na-
mens Friedrich, der erste durch mehr als seinen bloßen Namen bekannte Stau-
fer, tritt daher über Nacht aus dem Dunkel des Vergessens in das Licht der
Geschichte. 1079 wurde dieser Graf Friedrich zum Herzog von Schwaben ein-
gesetzt5. Nach seiner Amtsübernahme kämpfte er nicht nur lange Jahre an der

NOEL AZIZ HANNA (Trends in Linguistics. Studies and Monographs 138, ed. by WALTER
Bisang/Hans Henrich Hock/Werner Winter), Berlin/New York 2003, S. 453-472.
3 Ottonis et Rahewini Gesta Friderici I. Imperatoris, ed. GEORG Waitz/Bernhard VON SlMSON
(MGH SS rer. Germ, in usum scholarum [46]), Hannover/Leipzig 31912, lib. II, cap. 2, S. 103,
Z. 15-27: Duae in Romano orbe apud Galliae Germaniaeve fines famosae familiae hactenus fuere, una
Heinricorum de Gueibelinga, alia Gwelforum de Aldorfo, altera imperatores, altera magnos duces pro-
ducere solita. Istae, ut inter viros magnos gloriaeque avidos assolet fieri, frequenter sese invicem emulan-
tes rei publicae quietem multociens perturbarant. Nutu vero Dei, ut creditur, paci populi sui in posterum
providentis sub Heinrico V. factum est, ut Fridericus dux, pater huius, qui de altera, id est de regum
familia, descenderat, de altera, Heinrici scilicet Noricorum ducis filiam, in uxorem acciperet ex eaque
Fridericum, qui inpresentiarum est, generaret ... Siehe hierzu u. a. KARL SCHMID, De regia stirpe
Waiblingensium. Bemerkungen zum Selbstverständnis der Staufer, in: Zeitschrift für die Ge-
schichte des Oberrheins 124, 1976, S. 63-73, wiederabgedruckt in: DERS., Gebetsgedenken und
adliges Selbstverständnis im Mittelalter. Ausgewählte Beiträge, Sigmaringen 1983, S. 454-466;
GERD Althoff, Genealogische und andere Fiktionen in mittelalterlicher Historiographie, in:
Fälschungen im Mittelalter. Internationaler Kongreß der MGH München 16.-19. September
1986, hg. von HORST FUHRMANN, Teil I (Schriften der MGH 33/1), Hannover 1988, S. 417-441,
hier S. 422, interpretiert die Stelle bei Otto von Freising als »Programm staufischer Legitimati-
onspropaganda«; dagegen: WERNER HECHBERGER, Staufer und Welfen 1125-1190. Zur Verwen-
dung von Theorien in der Geschichtswissenschaft, Köln/Weimar/Wien 1996, S. 165.
4 Die Historia Welforum versucht, dies zu überdecken. Historia Welforum, ed. ERICH KÖNIG
(Schwäbische Chroniken der Stauferzeit Bd. 1), Sigmaringen * 21978, cap. 12, S. 18. Hierzu u. a.
BERND Schneidmüller, Große Herzoge, oft Kaisern widerstehend? Die Welfen im hochmittel-
alterlichen Europa, in: Heinrich der Löwe und seine Zeit. Herrschaft und Repräsentation der
Welfen 1125-1235, Katalog der Ausstellung Braunschweig 1995, Bd. 2, hg. von JOCHEN LUCK-
HARDT/FRANZ Niehoff, München 1995, S. 49-61, bes. S. 52.
5 Bertholdi Chronicon 1054-1080, in: Die Chroniken Bertholds von Reichenau und Bemolds
von Konstanz 1054-1100, hg. von lAN S. ROBINSON (MGH SS rer. Germ, nova series 14),
Hannover 2003, S. 161-381, S. 357: ... Ipse denique pascha Ratisponae quomodocumque egit,
ducatum Alemanniae in erroris irritamentum comiti Friderico ibidem commendans ...; die spätere
Klostergeschichte von Petershausen nennt den neuen Herzog Friedrich von Staufen: Casus
monasterii Petrishusensis, ed. OTTO ABEL/LUDWIG WEILAND, in: MGH SS 20, Hannover 1868,
S. 621-683, hier lib. II, c. 33, S. 646: ... rex Heinricus dedit Friderico de Stouphin ducatum Suevo-
rum, et filiam suam iunxit ei in matrimonium, quae genuit ei Fridericum et Cuonradum postea regem
 
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