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Knut Görich
fenkönigs« ist schon lange überwunden8. Und die neuere Forschung hat in
vielen Einzelproblemen neue Akzente gesetzt: Das gilt etwa für Konrads Bünd-
nis mit Byzanz9 und für seine Nachfolgeregelung10, für seine Königswahl* 11 und
den Konflikt mit den Welfen12. Mit noch weiterreichenden Konsequenzen ist
außerdem das Fundament, auf dem die traditionelle Sicht Konrads III. beruht, in
mehrfacher Hinsicht brüchig geworden: Erstens mehren sich die Indizien, daß
Reformgesinnung im deutschen Episkopat nach dem Wormser Konkordat und
Grundüberzeugungen des Königs keine Gegensätze sein mußten13, wenngleich
8 Vgl. dazu den Überblick über den Forschungsgang bei WERNER HECHBERGER, Staufer und
Welfen 1125-1190. Zur Verwendung von Theorien in der Geschichtswissenschaft (Passauer
Historische Forschungen 10), Köln/Weimar/Wien 1996, S. 226 mit Anm. 39.
9 Hanna Vollrath, Konrad in. und Byzanz, in: Archiv für Kulturgeschichte 59, 1977, S. 321-
365; JAN-PAUL Niederkorn, Die Mitgift der Kaiserin Irene. Anmerkungen zur byzantinischen
Politik König Konrads III., in: Römische Historische Mitteilungen 28, 1986, S. 125-139; RUDOLF
HlESTAND, Neptis tua und fastus Graecorum. Zu den deutsch-byzantinischen Verhandlungen um
1150, in: Deutsches Archiv für Erforschung des Mittelalters 49,1993, S. 501-555.
10 WERNER GOEZ, Von Bamberg nach Frankfurt und Aachen. Barbarossas Weg zur Königskrone,
in: Jahrbuch für fränkische Landesforschung 52, 1992, S. 61-71; Jan-Paul NIEDERKORN, Fried-
rich von Rothenburg und die Königswahl von 1152, in: Von Schwaben bis Jerusalem. Facetten
staufischer Geschichte, hg. von SÖNKE LORENZ/ULRICH SCHMIDT, Sigmaringen 1995, S. 51-59;
THOMAS ZOTZ, Friedrich Barbarossa und Herzog Friedrich (IV.) von Schwaben. Staufisches Kö-
nigtum und schwäbisches Herzogtum um die Mitte des 12. Jahrhunderts, in: Mediaevalia Au-
giensia. Forschungen zur Geschichte des Mittelalters, hg. von JÜRGEN PETERSOHN (Vorträge
und Forschungen 54), Stuttgart 2001, S. 285-306. Einen Hausvertrag zwischen Herzog Fried-
rich II. und Konrad III., wonach Konrad für seine Königserhebung seinen eigenen Sohn von der
Nachfolge im Königsamt ausschließen mußte, vermuten neuerdings HANSMARTIN SCHWARZ-
MAIER, Pater imperatoris. Herzog Friedrich II. von Schwaben, der gescheiterte König, in: PETER-
SOHN, Mediaevalia Augiensia (wie oben), S. 247-284; ODILO ENGELS, Beiträge zur Geschichte
der Staufer im 12. Jahrhundert (II), in: Von Sacerdotium und Regnum. Geistliche und weltliche
Gewalt im frühen und hohen Mittelalter. Festschrift für Egon Boshof, hg. von FRANZ-REINER
ERKENS (Passauer Historische Forschungen 12), Köln/Weimar/Wien 2002, S. 423-459, insb.
S. 445f. und S. 459.
11 ROLAND Pauler, War König Konrads III. Wahl irregulär?, in: Deutsches Archiv für Erfor-
schung des Mittelalters 52, 1996, S. 135-160; GERHARD LlTBICH, Beobachtungen zur Wahl Kon-
rads III. und ihrem Umfeld, in: Historisches Jahrbuch 117, 1997, S. 311-339; JUTTA SCHLICK, Kö-
nig, Fürsten und Reich. Herrschaftsverständnis im Wandel (1056-1159) (Mittelalter-For-
schungen 7), Stuttgart 2001, S. 134-143.
12 EGON Boshof, Staufer und Welfen in der Regierungszeit Konrads III: Die ersten Weifenprozes-
se und die Opposition Welfs VI., in: Archiv für Kulturgeschichte 70, 1988, S. 313-341; JAN- PAUL
Niederkorn, Der »Prozeß« Heinrichs des Stolzen, in: Diplomatische und chronologische Stu-
dien aus der Arbeit an den Regesta Imperii, hg. von PAUL-JOACHIM HEINIG (Forschungen zur
Kaiser- und Papstgeschichte des Mittelalters 8), Köln 1991, S. 67-82; Hanna VOLLRATH, Für-
stenurteile im staufisch-welfischen Konflikt von 1138 bis zum Privilegium Minus. Recht und
Gericht in der oralen Rechtswelt des früheren Mittelalters, in: Funktion und Form. Quellen und
Methodenprobleme der mittelalterlichen Rechtsgeschichte, hg. von KARL KROESCHELL/
ALBRECHT CORDES (Schriften zur Europäischen Rechts- und Verfassungsgeschichte 18), Berlin
1996, S. 39-62; GERD ALTHOFF, Konfliktverhalten und Rechtsbewußtsein. Die Welfen in der Mit-
te des 12. Jahrhunderts, in: Frühmittelalterliche Studien 26, 1992, S. 331-352, wiedergedruckt in:
DERS., Spielregeln der Politik im Mittelalter. Kommunikation in Frieden und Fehde, Darmstadt
1997, S. 57-84.
13 GERHARD Dilcher, Königliche Privilegienemeuerung und kirchliches Reformdenken bei Kon-
rad III., in: Nit anders denn liebs und guets. Petershauser Kolloquium aus Anlaß des achtzig-
Knut Görich
fenkönigs« ist schon lange überwunden8. Und die neuere Forschung hat in
vielen Einzelproblemen neue Akzente gesetzt: Das gilt etwa für Konrads Bünd-
nis mit Byzanz9 und für seine Nachfolgeregelung10, für seine Königswahl* 11 und
den Konflikt mit den Welfen12. Mit noch weiterreichenden Konsequenzen ist
außerdem das Fundament, auf dem die traditionelle Sicht Konrads III. beruht, in
mehrfacher Hinsicht brüchig geworden: Erstens mehren sich die Indizien, daß
Reformgesinnung im deutschen Episkopat nach dem Wormser Konkordat und
Grundüberzeugungen des Königs keine Gegensätze sein mußten13, wenngleich
8 Vgl. dazu den Überblick über den Forschungsgang bei WERNER HECHBERGER, Staufer und
Welfen 1125-1190. Zur Verwendung von Theorien in der Geschichtswissenschaft (Passauer
Historische Forschungen 10), Köln/Weimar/Wien 1996, S. 226 mit Anm. 39.
9 Hanna Vollrath, Konrad in. und Byzanz, in: Archiv für Kulturgeschichte 59, 1977, S. 321-
365; JAN-PAUL Niederkorn, Die Mitgift der Kaiserin Irene. Anmerkungen zur byzantinischen
Politik König Konrads III., in: Römische Historische Mitteilungen 28, 1986, S. 125-139; RUDOLF
HlESTAND, Neptis tua und fastus Graecorum. Zu den deutsch-byzantinischen Verhandlungen um
1150, in: Deutsches Archiv für Erforschung des Mittelalters 49,1993, S. 501-555.
10 WERNER GOEZ, Von Bamberg nach Frankfurt und Aachen. Barbarossas Weg zur Königskrone,
in: Jahrbuch für fränkische Landesforschung 52, 1992, S. 61-71; Jan-Paul NIEDERKORN, Fried-
rich von Rothenburg und die Königswahl von 1152, in: Von Schwaben bis Jerusalem. Facetten
staufischer Geschichte, hg. von SÖNKE LORENZ/ULRICH SCHMIDT, Sigmaringen 1995, S. 51-59;
THOMAS ZOTZ, Friedrich Barbarossa und Herzog Friedrich (IV.) von Schwaben. Staufisches Kö-
nigtum und schwäbisches Herzogtum um die Mitte des 12. Jahrhunderts, in: Mediaevalia Au-
giensia. Forschungen zur Geschichte des Mittelalters, hg. von JÜRGEN PETERSOHN (Vorträge
und Forschungen 54), Stuttgart 2001, S. 285-306. Einen Hausvertrag zwischen Herzog Fried-
rich II. und Konrad III., wonach Konrad für seine Königserhebung seinen eigenen Sohn von der
Nachfolge im Königsamt ausschließen mußte, vermuten neuerdings HANSMARTIN SCHWARZ-
MAIER, Pater imperatoris. Herzog Friedrich II. von Schwaben, der gescheiterte König, in: PETER-
SOHN, Mediaevalia Augiensia (wie oben), S. 247-284; ODILO ENGELS, Beiträge zur Geschichte
der Staufer im 12. Jahrhundert (II), in: Von Sacerdotium und Regnum. Geistliche und weltliche
Gewalt im frühen und hohen Mittelalter. Festschrift für Egon Boshof, hg. von FRANZ-REINER
ERKENS (Passauer Historische Forschungen 12), Köln/Weimar/Wien 2002, S. 423-459, insb.
S. 445f. und S. 459.
11 ROLAND Pauler, War König Konrads III. Wahl irregulär?, in: Deutsches Archiv für Erfor-
schung des Mittelalters 52, 1996, S. 135-160; GERHARD LlTBICH, Beobachtungen zur Wahl Kon-
rads III. und ihrem Umfeld, in: Historisches Jahrbuch 117, 1997, S. 311-339; JUTTA SCHLICK, Kö-
nig, Fürsten und Reich. Herrschaftsverständnis im Wandel (1056-1159) (Mittelalter-For-
schungen 7), Stuttgart 2001, S. 134-143.
12 EGON Boshof, Staufer und Welfen in der Regierungszeit Konrads III: Die ersten Weifenprozes-
se und die Opposition Welfs VI., in: Archiv für Kulturgeschichte 70, 1988, S. 313-341; JAN- PAUL
Niederkorn, Der »Prozeß« Heinrichs des Stolzen, in: Diplomatische und chronologische Stu-
dien aus der Arbeit an den Regesta Imperii, hg. von PAUL-JOACHIM HEINIG (Forschungen zur
Kaiser- und Papstgeschichte des Mittelalters 8), Köln 1991, S. 67-82; Hanna VOLLRATH, Für-
stenurteile im staufisch-welfischen Konflikt von 1138 bis zum Privilegium Minus. Recht und
Gericht in der oralen Rechtswelt des früheren Mittelalters, in: Funktion und Form. Quellen und
Methodenprobleme der mittelalterlichen Rechtsgeschichte, hg. von KARL KROESCHELL/
ALBRECHT CORDES (Schriften zur Europäischen Rechts- und Verfassungsgeschichte 18), Berlin
1996, S. 39-62; GERD ALTHOFF, Konfliktverhalten und Rechtsbewußtsein. Die Welfen in der Mit-
te des 12. Jahrhunderts, in: Frühmittelalterliche Studien 26, 1992, S. 331-352, wiedergedruckt in:
DERS., Spielregeln der Politik im Mittelalter. Kommunikation in Frieden und Fehde, Darmstadt
1997, S. 57-84.
13 GERHARD Dilcher, Königliche Privilegienemeuerung und kirchliches Reformdenken bei Kon-
rad III., in: Nit anders denn liebs und guets. Petershauser Kolloquium aus Anlaß des achtzig-