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Seibert, Hubertus; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Grafen, Herzöge, Könige: der Aufstieg der frühen Staufer und das Reich (1079 - 1152) — Mittelalter-Forschungen, Band 18: Ostfildern, 2005

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Hechberger, Werner,: Konrad III. – Königliche Politik und ›staufische Familieninteressen‹?
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https://doi.org/10.11588/diglit.34732#0335

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WERNER HECHBERGER

Konrad III. - Königliche Politik und
> staufische Familieninteressen<?

Die Untersuchung des Verhältnisses zwischen königlicher Politik und den Inte-
ressen der königlichen Familie gehört zweifellos zu jenen Themen, die die Me-
diävistik schon immer beschäftigt haben1. Dabei sollte man allerdings berück-
sichtigen, daß dies nicht für den Zeitraum des gesamten Mittelalters gilt.
Während diese Frage für das Spätmittelalter, denkt man beispielsweise an
Karl IV. und seine Hausmachtpolitik, ohne Probleme gestellt werden kann, so
sieht dies im frühen Mittelalter, etwa in der Merowingerzeit, etwas anders aus.
Dies hängt natürlich damit zusammen, daß sich im Verlauf des Mittelalters
die >verfassungsgeschichtlichen< Rahmenbedingungen änderten. Dies gilt für
die Entwicklung der >Staatlichkeit< des Reichs, vor allem aber wandelte sich
die Familienstruktur. Das wirft die Frage auf, ab welchem Zeitpunkt man
überhaupt von >Familieninteressen< sprechen kann und was unter diesem Be-
griff konkret zu verstehen ist.
Gerade für das frühe 12. Jahrhundert ist die Frage, was man sich unter einer
Adelsfamilie vorzustellen hat, von großer Bedeutung. Die heute vorherrschende
Meinung ist besonders durch die bahnbrechenden Forschungen von Karl
Schmid geprägt worden, nach dem gerade in diesem Zeitraum ein einschnei-
dender Wandel der Familienstruktur stattgefunden hat2. Kennzeichnend für das
frühe Mittelalter war nach Schmid ein zeitlich wenig stabiles Familienbewußt-
sein. Es habe in erster Einie die Gruppe der gleichzeitig lebenden Verwandten
umfaßt, die sich um bedeutende Familienangehörige sammelten; die Vorfahren
seien in diesem Kontext noch weniger von Bedeutung gewesen. Schmid sprach
von »Sippen«, verstand darunter aber keineswegs einen Rechtsbegriff. Wegen
ihrer zeitlichen Instabilität könne man diese Verwandtschafts gruppen auch
räumlich nur eher vage lokalisieren. Im Zeitraum zwischen dem ausgehenden

1 Die Vortragsfassung wurde weitgehend beibehalten, die Nachweise in den Anmerkungen
wurden auf das Nötigste beschränkt.
2 Vgl. die zahlreichen Aufsätze in Karl SCHMID, Gebetsgedenken und adliges Selbstverständnis
im Mittelalter. Ausgewählte Beiträge, Sigmaringen 1983, S. 183-446, sowie DERS., Geblüt, Herr-
schaft, Geschlechterbewußtsein. Grundfragen zum Verständnis des Adels im Mittelalter, Sigma-
ringen 1998; zusammenfassend DERS., Zur Entstehung und Erforschung von Geschlechterbe-
wußtsein, in: Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins 134, 1986, S. 21-33. Zu den Verhält-
nissen in Schwaben vgl. auch THOMAS ZOTZ, Ottonen-, Salier- und Frühe Stauferzeit (911-1167),
in: Handbuch der baden-württembergischen Geschichte, hg. von MEINRAD Schaab/Hans-
MARTIN SCHWARZMAIER, Bd. 1: Allgemeine Geschichte, Teil 1: Von der Urzeit bis zum Ende der
Staufer, Stuttgart 2001, S. 482M92.
 
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