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Claudia Zey
chungen den hypothetischen Charakter dieser Erkenntnisse offen. Darüber
hinaus wurde auch die Annahme, es habe schon in der Frühzeit ein staufi-
sches Hausbewußtsein gegeben, weitgehend zurückgewiesen5.
Diese Forschungslage regte die Organisatoren dazu an, in München ein
Diskussionsforum für diejenigen zu schaffen, deren Arbeiten die frühe Phase
staufischer Herrschaftsgeschichte zu erhellen suchen. Konkret ist damit der
Zeitraum zwischen 1079 und 1152 gemeint, an dessen Beginn Friedrich I. die
schwäbische Herzogswürde von Heinrich IV. empfing und zugleich dessen
Tochter zur Frau erhielt, und an dessen Ende die Königsherrschaft Kon-
rads III. stand.
Die 12 Beiträge dieses Kolloquiumsbandes aus der historischen, archäolo-
gischen und germanistischen Zunft behandeln vorrangig drei zentrale The-
menbereiche:
1) die genealogisch-verwandtschaftlichen Voraussetzungen und die herr-
schaftlichen Rahmenbedingungen des Aufstiegs der Staufer zu einem Adels-
geschlecht,
2) die personalen Netzwerke im Reich mit den staufischen Herzogen bzw.
mit dem späteren König Konrad III. im Zentrum, und
3) die Wahrnehmung und Deutung von Königtum und Adel im Spiegel der
Historiographie, der volkssprachigen Literatur und des Burgenbaus6. Selbstver-
ständlich gibt es zwischen diesen drei Themenfeldern in mehreren Aufsätzen
inhaltliche Überschneidungen, dennoch erscheint es sinnvoll, einige wesentli-
che Linien der einzelnen Abhandlungen im Hinblick auf diese drei Kernkom-
plexe zu resümieren7.
Die Beiträge zu den Fragen nach der Herkunft, der Verwandtschaft und
dem Besitz der Staufer mischen sich ein in die aktuelle Diskussion um den
Erwerb des Elsaß als frühestem Territorium der Staufer und führen in der
Herkunftsfrage und in der Frage nach dem politischen Aufstieg der Staufer
weiter. Die Frage nach einem staufischen Haus hat von der Frage nach der
Herkunft bzw. der Verwurzelung der Staufer in jener Zeit auszugehen, vor
der Herzog Friedrich als erster Protagonist 1079 geschichtsmächtig in Erschei-
nung trat. Die Antworten der staufischen Geschichtsschreibung auf die Her-
kunftsfrage unterscheiden sich erheblich von den Antworten der modernen
Geschichtsschreibung, wie Daniel Ziemann in seinem Beitrag »Die Staufer -
Ein elsässisches Adelsgeschlecht?« (S. 99-133) zeigt. Während für Otto von
Freising und Wibald von Stablo der Kulminationspunkt von Barbarossas Ah-
nenreihe eben jener Herzog Friedrich war, hat die moderne Forschung bis in
5 WERNER Hechberger, Staufer und Welfen 1125-1190. Zur Verwendung von Theorien in der
Geschichtswissenschaft, Köln/Weimar/Wien 1996, S. 110-115.
6 Siehe die grundlegenden Bemerkungen von SEIBERT (wie Anm. 2) zu den Themenkomplexen
>Herkunft und Verwandtschaft», »Verhältnis zum Königtum» sowie »Nutzung von Besitz-
und Herrschaftsrechten».
7 Die Akzentuierung entlang dieser drei inhaltlichen Hauptlinien führt hinsichtlich der Rei-
henfolge der Beiträge im folgenden zu Abweichungen gegenüber dem Inhaltsverzeichnis des
Bandes.
Claudia Zey
chungen den hypothetischen Charakter dieser Erkenntnisse offen. Darüber
hinaus wurde auch die Annahme, es habe schon in der Frühzeit ein staufi-
sches Hausbewußtsein gegeben, weitgehend zurückgewiesen5.
Diese Forschungslage regte die Organisatoren dazu an, in München ein
Diskussionsforum für diejenigen zu schaffen, deren Arbeiten die frühe Phase
staufischer Herrschaftsgeschichte zu erhellen suchen. Konkret ist damit der
Zeitraum zwischen 1079 und 1152 gemeint, an dessen Beginn Friedrich I. die
schwäbische Herzogswürde von Heinrich IV. empfing und zugleich dessen
Tochter zur Frau erhielt, und an dessen Ende die Königsherrschaft Kon-
rads III. stand.
Die 12 Beiträge dieses Kolloquiumsbandes aus der historischen, archäolo-
gischen und germanistischen Zunft behandeln vorrangig drei zentrale The-
menbereiche:
1) die genealogisch-verwandtschaftlichen Voraussetzungen und die herr-
schaftlichen Rahmenbedingungen des Aufstiegs der Staufer zu einem Adels-
geschlecht,
2) die personalen Netzwerke im Reich mit den staufischen Herzogen bzw.
mit dem späteren König Konrad III. im Zentrum, und
3) die Wahrnehmung und Deutung von Königtum und Adel im Spiegel der
Historiographie, der volkssprachigen Literatur und des Burgenbaus6. Selbstver-
ständlich gibt es zwischen diesen drei Themenfeldern in mehreren Aufsätzen
inhaltliche Überschneidungen, dennoch erscheint es sinnvoll, einige wesentli-
che Linien der einzelnen Abhandlungen im Hinblick auf diese drei Kernkom-
plexe zu resümieren7.
Die Beiträge zu den Fragen nach der Herkunft, der Verwandtschaft und
dem Besitz der Staufer mischen sich ein in die aktuelle Diskussion um den
Erwerb des Elsaß als frühestem Territorium der Staufer und führen in der
Herkunftsfrage und in der Frage nach dem politischen Aufstieg der Staufer
weiter. Die Frage nach einem staufischen Haus hat von der Frage nach der
Herkunft bzw. der Verwurzelung der Staufer in jener Zeit auszugehen, vor
der Herzog Friedrich als erster Protagonist 1079 geschichtsmächtig in Erschei-
nung trat. Die Antworten der staufischen Geschichtsschreibung auf die Her-
kunftsfrage unterscheiden sich erheblich von den Antworten der modernen
Geschichtsschreibung, wie Daniel Ziemann in seinem Beitrag »Die Staufer -
Ein elsässisches Adelsgeschlecht?« (S. 99-133) zeigt. Während für Otto von
Freising und Wibald von Stablo der Kulminationspunkt von Barbarossas Ah-
nenreihe eben jener Herzog Friedrich war, hat die moderne Forschung bis in
5 WERNER Hechberger, Staufer und Welfen 1125-1190. Zur Verwendung von Theorien in der
Geschichtswissenschaft, Köln/Weimar/Wien 1996, S. 110-115.
6 Siehe die grundlegenden Bemerkungen von SEIBERT (wie Anm. 2) zu den Themenkomplexen
>Herkunft und Verwandtschaft», »Verhältnis zum Königtum» sowie »Nutzung von Besitz-
und Herrschaftsrechten».
7 Die Akzentuierung entlang dieser drei inhaltlichen Hauptlinien führt hinsichtlich der Rei-
henfolge der Beiträge im folgenden zu Abweichungen gegenüber dem Inhaltsverzeichnis des
Bandes.