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Kaufhold, Martin; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Die Rhythmen politischer Reform im späten Mittelalter: institutioneller Wandel in Deutschland, England und an der Kurie 1198 - 1400 im Vergleich — Mittelalter-Forschungen, Band 23: Ostfildern, 2008

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https://doi.org/10.11588/diglit.34739#0190
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182

Kapitel 6

teln politische, rechtliche, personelle und wirtschaftliche Gravamina aufzählte und
die Wege zu ihrer Beilegung weisen solltet Die Magna Carta wurde ausdrücklich
genannt; sie sollte in allen Punkten eingehalten werden, und in den Punkten, in
denen ihre Bestimmungen unklar waren, sollten die OnNz'rwrs das Recht zur Klä-
rung erhaltend Wie in vergleichbaren Situationen zuvor, verlangten auch die New
Ordz'nances vom König, sich bei der Auswahl seiner wichtigsten Berater und Amts-
träger mit den Baronen abzustimmen, et ceo en pariamenfd Das Parlament mußte
nun auch herangezogen werden, wenn der König in den Krieg ziehen wollte, oder
wenn er Veränderungen der Münzpolitik plantet Dazu mußte das Parlament zu-
mindest einmal, im Bedarfsfall auch zweimal, im Jahr zusammentreten und zwar
an einem Ort, der den Baronen zugänglich ward
Die New Ondüiaticgs lassen in ihrem wiederholten Rekurs auf die parlamenta-
rische Entscheidung der Barone klar erkennen, dass die wichtigste Instanz für die
Belange des Königreichs in der Beratung des Königs mit den mächtigen Männern
seines Reiches bestand. Die großen Fragen sollten twn An^gsz'cdf zd Arzggsz'cFf bera-
ten und entschieden werden, diese Verfahrensregel ist wichtiger als programmati-
sche Festlegungen dessen, wie der König sich in Zukunft zu verhalten habe. Die
New Ordz'zMMCgs sind in diesem Sinne weniger ein schriftlich formuliertes Reform-
programm als vielmehr eine schriftliche Festlegung, wie die künftige Politik be-
deutende Fragen in Angriff nehmen solle. Es ist evident, dass die Or&z'ngrs den
ihrer Ansicht nach beklagenswerten Zustand des Königreiches auf die schlechte
Beratung des Königs zurückführten, und dass sie in erster Finie diesem Mangel
abhelfen wollten.s Mit diesem Anliegen standen sie in einer direkten Fortsetzung
der Reformentwürfe des 13. Jahrhunderts. Edward II. aber begegnete diesem An-
liegen nun in einer Weise, die über die vorwiegend schikanösen Praktiken hin-
auswies, mit denen sich die Akteure in der Zeit Simons de Montfort das heben
erschwert hatten, indem sie Beratungen kurzfristig einberiefen oder an andere
Orte verlegten.^ Edward begegnete dem Anspruch seiner Barone auf Mitsprache
im königlichen Rat schon im Jahr darauf grundsätzlicher.
Die Auseinandersetzung zwischen dem König und den Baronen hatte den
französischen König dazu veranlaßt, eine Gesandtschaft nach England zu entsen-

3 Ebda; J. H. TRUEMAN, The Personne! of Medieval Reform. The English Lords Ordainers of
1310, in: Medieval Studies 21 (1959), S. 247-271.
4 New Ordiaaaces (6), Select Documents, ed. Chrimes/Brown, S. 12: Derecdz'ef ordez'ae est z?e (a
Graaade Cdarire sod gardee ea (oaz ses poiaiz, ea tiea mauere (?e sd yed ea (a dite cdarire aa( poiai
oscMr OM dotif sod desciaree par (es ddz ordeiaoaz's, et aaires z?e d oorroaat a eax a ce appeder.
5 Ebda, S. 14 (14).
6 Ebda, S. 13 (9): aoas ordeiaoazs ^e (e roi desorezaes ne ade dors de sow roz'aaare, aeapreage coMMfre
aa(y Jad de gaerre, saaaz cozazaaa asseai de soa daraage, ei ceo ea pariezaeai; und 16 (30).
7 Ebda, S. 16 (29): MOMS ordeiaozas <?e (e roi (iegae pariezaeai aae Jbz'z par azz, oa deax ^oiz si zaesiier
sod, ei ceo ea (iea cooeaadie.
8 Ebda, S. 11: Porceo z?e par azaaaeis coasad ei deceioaaai aosire seigaar (e roi ei ioas (es soeas soai ea
io (es (er res dedoaarez ...
9 Vgl. dazu oben Kapitel 3.
 
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