Kapitel 4
Die Dynamik politischer Traditionsbildung:
Der Rhythmus der Erinnerung
Im Jahr 1290 fanden der englische König Edward I. und die Barone seines Landes
zu einem Kompromiß, der das Erinnerungsvermögen nicht unbeträchtlich heraus-
forderte: Der König sagte seinen Untertanen zu, dass er die Freiheiten und Rechte
bestätigen würde, die sie oder ihre Vorfahren seit der Zeit König Richards I. (1189-
1199) ohne Unterbrechung innehatten und deren Verleihung vermittels eines kö-
niglichen Schreibens bewiesen werden konntet Dabei ging ging es um Besitz- und
Rechtstitel, die von den Untertanen des Königs gehalten wurden und die der Kö-
nig nun daraufhin überprüfen ließ, ob sie ursprünglich rechtmäßig erworben wor-
den waren. Diese Überprüfung hatte im Jahre 1278 begonnene Allerdings erwies
sie sich in der praktischen Durchführung als erheblich schwieriger, als der König
erwartet hatte. In vielen Fällen war ein eindeutiger Nachweis der Verleihung eines
alten Rechts nicht ohne weiteres möglich. Viele Privilegien waren in allgemeiner
Form abgefaßt, und es ergab sich ein erheblicher Ermessenspielraumü
Nach zwölf Jahren mußte der König einsehen, dass die Forderung, jedes bean-
spruchte Recht müsse nachgewiesen werden, nicht durchsetzbar war, und er einig-
te sich mit den Baronen auf die eingangs genannte Formel. Jedes Recht, von dem
... tyaod omaes & regao sao ^afcaa^ae/aerfaf ... ^af per boaam nayaisicioaem pafrie aaf affo modo
fsa)jicieafij oert/tcare poferiaf tyaod ipsi et eoram aafecessores oef predecessores asf/aeraaf ffberfaff-
bas ^afbascaa^ae de (?aibas per breuia predfcfa/Herauf impiacifafi ante fempas regis Ricardi coasaa-
gafaef saf [i. e. Richard I. 1189-1199] aaf fofo tempore sao et bacas^ae fsfae faferrapffoaej coaff-
aaaraaf... doan'aaa! regem adire possz'af cam recordo Jasffcfarforam ... et domfaas rex stafaa! eoram
a/drmabft per äfferas saas. Text in: SUTHERLAND, Quo Warranto Proceedings, Appendix I. IX,
S. 203f.
Die Standarddarstellung zu dieser sogenannten Qao Warraafo-Kampagne ist die bereits
zitierte Untersuchung von SUTHERLAND, Quo Warranto Proceedings, die auch die einschlä-
gigen Quellentexte in den Appendices wiedergibt. Vgl. zum Beginn der Kampagne Appen-
dix 1.1, S. 190-193, Zitat S. 191: Cam tgtfar prefatf, comifes, baroaes et ata & regao A'oersas ffberfa-
fes babere cfameaf ad ^aas examfaaadas et JaA'caadas rex t:atasmod;' prefaffs, comtfAas, baroafbas, et
afds dfem prefiheraf, prooisam esf et coacordffer coacessam <?aod predfcff prefatf, comtfes, baroaes et
alü bafasmodf ffbertatfbas afaafar ia /orma breofs ... Der König verlangte eine standardisierte
Überprüfung sämtlicher alter Rechtstitel, wobei das Versäumnis den Verlust der entspre-
chenden Rechte zur Folge hatte, die dann an den König übergingen (S. 192: ... et st ad diem d-
fam aoa oeaeriaf, faac fiberfafes die aomfae dfsfrfcffoafs capfaafar fa maaam domiai regis per pfce-
comffem foci...).
Vgl. die verschiedenen Beispiele in SUTHERLAND, Quo Warranto Proceedings, S. 113-129.
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Die Dynamik politischer Traditionsbildung:
Der Rhythmus der Erinnerung
Im Jahr 1290 fanden der englische König Edward I. und die Barone seines Landes
zu einem Kompromiß, der das Erinnerungsvermögen nicht unbeträchtlich heraus-
forderte: Der König sagte seinen Untertanen zu, dass er die Freiheiten und Rechte
bestätigen würde, die sie oder ihre Vorfahren seit der Zeit König Richards I. (1189-
1199) ohne Unterbrechung innehatten und deren Verleihung vermittels eines kö-
niglichen Schreibens bewiesen werden konntet Dabei ging ging es um Besitz- und
Rechtstitel, die von den Untertanen des Königs gehalten wurden und die der Kö-
nig nun daraufhin überprüfen ließ, ob sie ursprünglich rechtmäßig erworben wor-
den waren. Diese Überprüfung hatte im Jahre 1278 begonnene Allerdings erwies
sie sich in der praktischen Durchführung als erheblich schwieriger, als der König
erwartet hatte. In vielen Fällen war ein eindeutiger Nachweis der Verleihung eines
alten Rechts nicht ohne weiteres möglich. Viele Privilegien waren in allgemeiner
Form abgefaßt, und es ergab sich ein erheblicher Ermessenspielraumü
Nach zwölf Jahren mußte der König einsehen, dass die Forderung, jedes bean-
spruchte Recht müsse nachgewiesen werden, nicht durchsetzbar war, und er einig-
te sich mit den Baronen auf die eingangs genannte Formel. Jedes Recht, von dem
... tyaod omaes & regao sao ^afcaa^ae/aerfaf ... ^af per boaam nayaisicioaem pafrie aaf affo modo
fsa)jicieafij oert/tcare poferiaf tyaod ipsi et eoram aafecessores oef predecessores asf/aeraaf ffberfaff-
bas ^afbascaa^ae de (?aibas per breuia predfcfa/Herauf impiacifafi ante fempas regis Ricardi coasaa-
gafaef saf [i. e. Richard I. 1189-1199] aaf fofo tempore sao et bacas^ae fsfae faferrapffoaej coaff-
aaaraaf... doan'aaa! regem adire possz'af cam recordo Jasffcfarforam ... et domfaas rex stafaa! eoram
a/drmabft per äfferas saas. Text in: SUTHERLAND, Quo Warranto Proceedings, Appendix I. IX,
S. 203f.
Die Standarddarstellung zu dieser sogenannten Qao Warraafo-Kampagne ist die bereits
zitierte Untersuchung von SUTHERLAND, Quo Warranto Proceedings, die auch die einschlä-
gigen Quellentexte in den Appendices wiedergibt. Vgl. zum Beginn der Kampagne Appen-
dix 1.1, S. 190-193, Zitat S. 191: Cam tgtfar prefatf, comifes, baroaes et ata & regao A'oersas ffberfa-
fes babere cfameaf ad ^aas examfaaadas et JaA'caadas rex t:atasmod;' prefaffs, comtfAas, baroafbas, et
afds dfem prefiheraf, prooisam esf et coacordffer coacessam <?aod predfcff prefatf, comtfes, baroaes et
alü bafasmodf ffbertatfbas afaafar ia /orma breofs ... Der König verlangte eine standardisierte
Überprüfung sämtlicher alter Rechtstitel, wobei das Versäumnis den Verlust der entspre-
chenden Rechte zur Folge hatte, die dann an den König übergingen (S. 192: ... et st ad diem d-
fam aoa oeaeriaf, faac fiberfafes die aomfae dfsfrfcffoafs capfaafar fa maaam domiai regis per pfce-
comffem foci...).
Vgl. die verschiedenen Beispiele in SUTHERLAND, Quo Warranto Proceedings, S. 113-129.
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