Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kaufhold, Martin; Schneidmüller, Bernd [Bibliogr. antecedent]; Weinfurter, Stefan [Bibliogr. antecedent]
Die Rhythmen politischer Reform im späten Mittelalter: institutioneller Wandel in Deutschland, England und an der Kurie 1198 - 1400 im Vergleich — Mittelalter-Forschungen, Band 23: Ostfildern, 2008

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.34739#0063
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Kapitel 2
Zwei Ordnungsentwürfe für das 13. Jahrhundert:
Magna Carta und das IV. Laterankonzil 1215

Die Überschrift des Kapitels wäre missverständlich, würde man sie als Beschrei-
bung der Intentionen lesen, die hinter der Magna Carta und dem Laterankonzil
von 1215 standen. Die Magna Carta und die Kanones des IV. Laterankonzils galten
den Urhebern der Texte eher als die Essenz einer grundsätzlichen Ordnung, die im
Falle der Magna Carta ihren Wert dadurch erhielt, dass sie eine sehr alte Ordnung
ward Die Formulierung zielt auf die praktische Rezeptionsgeschichte der Texte,
die für die Verfassungsordnung Englands und der Kirche im 13. Jahrhundert zu-
nehmend zu einem Leitfaden wurdenT Beide Texte zielten auf eine Rechtsord-

1 In einer etwas legendenhaften, aber in ihrem Grundtenor sehr treffenden Szene berichtet der
Chronist Roger Wendover, wie sich Stephen Langton bei einem konspirativen Treffen mit
den englischen Baronen 1213 für die alten Rechtsgarantien durch den König eingesetzt habe:
Lggs deshMeret [i. e. König Johann], et ieges &onßs, uz'&Ncet ieges regzs Eadwanh, re-
nocaret .... Die Geschichte, die in die engere Vorgeschichte der Magna Carta gehört, lässt die
Rechtszustände des letzten angelsächsischen Königs Edward des Bekenners (+1066) als Vor-
bild erscheinen (Matthaeus Parisiensis, Chronica maiora, Bd. 2, ed. Luard, S. 552). Für den
Text der Magna Carta verwende ich die Edition von Bemont: Chartes des Libertes Anglaises,
S. 26-39; für die Kanones des IV. Laterankonzils nun die Edition von Garcia y Garcia: Consti-
tutiones Concilii Quarti Lateranensis una cum commentariis glossatorum (Monumenta Iuris
Canonici A 2), hg. von A. Garcia y Garcia, Cittä del Vaticano 1981.
2 Vgl. zur Verfassungsgeschichte Englands und der Kurie im 13. Jahrhundert für einen Über-
blick: Select Documents of English Constitutional History. 1307-1485, hg. von S. B. Chri-
mes/A. L. Brown, London 1961; K. KLUXEN, Englische Verfassungsgeschichte. Mittelalter,
Darmstadt 1987; J. E. A. JOLIFFE, The Constitutional History of Medieval England from the
English Settlement to 1485, 3. Aufl. London 1954; Crown, Community and Parliament in the
Later Middle Ages: Studies in English Constitutional History (Studies in Medieval His-
tory 6), hg. von G. Lapsley/H. M. Cam/G. Barraclough, Oxford 1951; B. WlLKINSON, The Con-
stitutional History of England 1216-1399, Bd. 1-3, London 1948-1958; vgl. auch die klas-
sische, immer noch lohnende und vielfach nachgedruckte Darstellung von F. W. MAITLAND,
The Constitutional History of England, Cambridge 1909; zur spezielleren Frage der Wirkung
der Magna Carta jetzt R. V. TURNER, Magna Carta: Through the Ages, Harlow 2002; zur
Entwicklung der Magna Carta im 13. Jahrhundert vgl. auch: W. S. McKECHNIE, Magna Carta.
A Commentary on the Great Charter of King John, 2. Aufl. Glasgow 1914; F. THOMPSON, The
First Century of Magna Carta: Why it persisted as a Document (Research Publications of the
University of Minnesota 16), Minneapolis 1925; J. C. HOLT, Magna Carta and the Origin of
Statute Law, in: Studia Gratiana 15 (1972), S. 487-507; zur kirchlichen Verfassungsgeschichte
vgl. etwa: H. E. FEINE, Kirchliche Rechtsgeschichte. Die Katholische Kirche, 5. Aufl.
Köln/Wien 1972, vgl. besonders unten Kapitel 5 u. 8; zur Frage der Rezeption der Beschlüsse
 
Annotationen