260
Kapitel 8
Dass die Kurie Rom verlassen mußte, war an sich keine neue Erfahrung. Im-
mer wieder hatten die Stimmung in der ewigen Stadt oder die Strapazen der
sommeriichen Hitze den Papst und die Kardinale veranlaßt, ihre Residenz im
Umland zu wählen.^ Im Falle von Clemens V., dem Nachfolger des dramatisch
gescheiterten Bonifaz VIII., lag der Fall etwas anders. Clemens mußte Rom nicht
verlassen, um seine angeschlagene Gesundheit zu schonen. Er verzichtete viel-
mehr darauf, nach seiner Wahl nach Rom zu reisen. Nach den dramatischen Erfah-
rungen mit Bonifaz VIII. und einem sehr kurzen Pontifikat seines Nachfolgers
Benedikts XI. hatte das Kardinalskolleg am 5. Juni 1305 den Erzbischof von Bor-
deaux zum neuen Papst gewählt.^ Die Konflikte aus der Amtszeit Bonifaz' VIII.
wirkten noch nach, die Frage der Haltung gegenüber den einstmals so scharf ver-
folgten Colonna-Kardinälen und die schwierige Position der Kurie gegenüber dem
französischen König bargen einigen Konfliktstoff. Das hatte dazu geführt, dass der
Wahl von Clemens V. ein Konklave von fast einjähriger Dauer vorausgegangen
ward Der Erzbischof von Bordeaux, der dem Kolleg nicht angehörte, erschien eine
diplomatisch vertretbare Lösung zu seind Die Wahl erwies sich als eine Entschei-
dung mit erheblichen Folgen. Der neue Pontifex kam nicht nach Rom, um sein
Amt anzutretend Und er kam auch später nicht nach Rom, um sein Amt auszu-
üben: Clemens zyitztzfHS uoczzftzs deüheraf z'zz cozrzz'fzzftz Penei/sz'n?' rcsz'&rzfz'zzm /aeere nee
nntynam monfes frzzrzsz're, sz'czzf zzec^ecz'f, ^ztzztzzuz's prorzzz'serzzf/
Clemens V. wirkte weniger durch seine Entscheidungen als eher durch seine
Ernennungen. Auch ein schwacher Papst konnte Kardinäle ernennen. Das Kardi-
nalskolleg, das bei seiner Wahl noch in zwei etwa gleich starke Gruppen geteilt
war (dzüz'sz z'rz partes e^zzzzles), wurde unter Clemens durch die Ernennung von 24
neuen Mitgliedern erheblich umgeformt. Die deutliche Mehrzahl der neuen Kar-
dinäle kam aus dem Königreich Frankreichd Das hatte Folgen.
2 Zur Mobilität des päpstlichen Wohnsitzes im 13. Jahrhundert vgl. A. PARAVICINI BAGLIANI,
La mobilitä della curia romana nel secolo XIII. Riflessi locali, in: Societä e istituzioni dell Ita-
lia communale: Tesempio di Perugia (secoli XII-XIV), Perugia 1988, S. 155-278.
3 Vgl. EUBEL, Hierarchia Catholica Medii Aevi, Bd. 1, S. 12-14; vgl. zu diesem Übergang etwa
SCHIMMELPFENNIG, Das Papsttum, S. 223-225; zu Clemens vgl. etwa S. MENACHE, Clement V
(Cambridge Studies in Medieval Life and Thought 4,36), Cambridge 1998; J. H. DENTON, Po-
pe Clement V's Early Career as a Royal Clerk, in: The English Historical Review 83 (1968),
S.303-314.
4 Vgl. dazu etwa die Schilderung in der Quarta Vita der Vitae Paparum Avenionensium, Bd. 1,
ed. Baluze/Mollat, S. 59-80, hier S. 60: Cnnnpze cardiziaics pro eiectione snnznzi ponti/i'cis in Peraszo
incinsi stetissent nzensi&ns X/ et artati, dioisi z'n partes epnaies, non est innen tns in eis iapis angularis
(?ni Mirnm^ne parietezn con/nngeret, nnnzn Jäceret ex eisdezn.
5 Vgl. auch: G. FORMASERI, 11 conclave perugino del 1304-1305, in: Rivista di storia della chiesa
in Italia 10 (1956), S. 321-344.
6 Vgl. die verschiedenen Viten, in: Vitae paparum Avenionensium , Bd. 1, ed. Baluze/Mollat,
S. 1: ...et coronatns Lngdnni, cardinaiAns, rege Francie et &aroni&MS assistentz'&ns ...(Prima Vita);
S. 24 (Secunda Vita); S. 55 (Tertia Vita).
7 Ebda, S. 24.
8 Vgl. EUBEL, Hierarchia Catholica Medii Aevi, Bd. 1, S. 14f.
Kapitel 8
Dass die Kurie Rom verlassen mußte, war an sich keine neue Erfahrung. Im-
mer wieder hatten die Stimmung in der ewigen Stadt oder die Strapazen der
sommeriichen Hitze den Papst und die Kardinale veranlaßt, ihre Residenz im
Umland zu wählen.^ Im Falle von Clemens V., dem Nachfolger des dramatisch
gescheiterten Bonifaz VIII., lag der Fall etwas anders. Clemens mußte Rom nicht
verlassen, um seine angeschlagene Gesundheit zu schonen. Er verzichtete viel-
mehr darauf, nach seiner Wahl nach Rom zu reisen. Nach den dramatischen Erfah-
rungen mit Bonifaz VIII. und einem sehr kurzen Pontifikat seines Nachfolgers
Benedikts XI. hatte das Kardinalskolleg am 5. Juni 1305 den Erzbischof von Bor-
deaux zum neuen Papst gewählt.^ Die Konflikte aus der Amtszeit Bonifaz' VIII.
wirkten noch nach, die Frage der Haltung gegenüber den einstmals so scharf ver-
folgten Colonna-Kardinälen und die schwierige Position der Kurie gegenüber dem
französischen König bargen einigen Konfliktstoff. Das hatte dazu geführt, dass der
Wahl von Clemens V. ein Konklave von fast einjähriger Dauer vorausgegangen
ward Der Erzbischof von Bordeaux, der dem Kolleg nicht angehörte, erschien eine
diplomatisch vertretbare Lösung zu seind Die Wahl erwies sich als eine Entschei-
dung mit erheblichen Folgen. Der neue Pontifex kam nicht nach Rom, um sein
Amt anzutretend Und er kam auch später nicht nach Rom, um sein Amt auszu-
üben: Clemens zyitztzfHS uoczzftzs deüheraf z'zz cozrzz'fzzftz Penei/sz'n?' rcsz'&rzfz'zzm /aeere nee
nntynam monfes frzzrzsz're, sz'czzf zzec^ecz'f, ^ztzztzzuz's prorzzz'serzzf/
Clemens V. wirkte weniger durch seine Entscheidungen als eher durch seine
Ernennungen. Auch ein schwacher Papst konnte Kardinäle ernennen. Das Kardi-
nalskolleg, das bei seiner Wahl noch in zwei etwa gleich starke Gruppen geteilt
war (dzüz'sz z'rz partes e^zzzzles), wurde unter Clemens durch die Ernennung von 24
neuen Mitgliedern erheblich umgeformt. Die deutliche Mehrzahl der neuen Kar-
dinäle kam aus dem Königreich Frankreichd Das hatte Folgen.
2 Zur Mobilität des päpstlichen Wohnsitzes im 13. Jahrhundert vgl. A. PARAVICINI BAGLIANI,
La mobilitä della curia romana nel secolo XIII. Riflessi locali, in: Societä e istituzioni dell Ita-
lia communale: Tesempio di Perugia (secoli XII-XIV), Perugia 1988, S. 155-278.
3 Vgl. EUBEL, Hierarchia Catholica Medii Aevi, Bd. 1, S. 12-14; vgl. zu diesem Übergang etwa
SCHIMMELPFENNIG, Das Papsttum, S. 223-225; zu Clemens vgl. etwa S. MENACHE, Clement V
(Cambridge Studies in Medieval Life and Thought 4,36), Cambridge 1998; J. H. DENTON, Po-
pe Clement V's Early Career as a Royal Clerk, in: The English Historical Review 83 (1968),
S.303-314.
4 Vgl. dazu etwa die Schilderung in der Quarta Vita der Vitae Paparum Avenionensium, Bd. 1,
ed. Baluze/Mollat, S. 59-80, hier S. 60: Cnnnpze cardiziaics pro eiectione snnznzi ponti/i'cis in Peraszo
incinsi stetissent nzensi&ns X/ et artati, dioisi z'n partes epnaies, non est innen tns in eis iapis angularis
(?ni Mirnm^ne parietezn con/nngeret, nnnzn Jäceret ex eisdezn.
5 Vgl. auch: G. FORMASERI, 11 conclave perugino del 1304-1305, in: Rivista di storia della chiesa
in Italia 10 (1956), S. 321-344.
6 Vgl. die verschiedenen Viten, in: Vitae paparum Avenionensium , Bd. 1, ed. Baluze/Mollat,
S. 1: ...et coronatns Lngdnni, cardinaiAns, rege Francie et &aroni&MS assistentz'&ns ...(Prima Vita);
S. 24 (Secunda Vita); S. 55 (Tertia Vita).
7 Ebda, S. 24.
8 Vgl. EUBEL, Hierarchia Catholica Medii Aevi, Bd. 1, S. 14f.