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II. Organisation und Zuständigkeiten: Gesandtschaften und Außenpolitik
und Gesandten übermittelte. Somit erfüllte er eine Art Botenfunktion.454 Dies
machte ihn allerdings noch nicht zu einem städtischen Boten. In der Forschung
wurde diese Vorgehensweise als „Pendelverfahren" bezeichnet.455 Möglicher-
weise fielen also eher organisatorische Aufgaben - wie eben auch der Austausch
von Nachrichten - in das Tätigkeitsfeld Blumensteins. In einem Gesandtenbe-
richt des Jahres 1417 wird explizit erwähnt, dass er für eine Besprechung der
Gesandtschaft Schriftstücke aus den mitgenommenen Dokumenten heraussu-
chen sollte. Ein Dokument war jedoch nicht auffindbar. Man schrieb nach
Straßburg und bat um Nachsendung.456 Als Johannes Blumenstein 1419 ge-
meinsam mit einem Vertreter des Straßburger Bischofs und einem städtischen
Schreiber zu Papst Martin V entsandt wurde, war er für die Aufbewahrung des
mitgeführten Geldes und die anschließende Kostenabrechnung in Straßburg
zuständig. Er übernahm somit die bereits geschilderte Funktion des seckeler.457
Dennoch war Blumenstein auch in Beratungen involviert. Dies zeigt ein inner-
städtisches Protokoll. Darin wird er als einer von mehreren Gesandten genannt,
die an einer innerstädtischen Besprechung bezüglich vergangener Missionen
nach Konstanz beteiligt waren.458
Vieles ist bezüglich der Person und der Hintergründe für die Gesandtentä-
tigkeit des Johannes Blumenstein im Unklaren. Aufgrund der wenigen und
zumeist unspezifischen Aussagen über seine diplomatischen Aktivitäten bleiben
die dargelegten Ausführungen daher lediglich Erklärungsversuche. Dennoch
zeigt das Beispiel dieses eher außergewöhnlichen Gesandten, dass die Stadt auch
Personen außerhalb der städtischen Führungskreise als Gesandte einsetzte. Dies
geschah bei Blumenstein vor allem kontextabhängig, da sich seine Tätigkeit auf
das Konstanzer Konzil und zwei darauffolgende Gesandtschaften zum Papst
beschränkte.
454 Vgl. hierzu exemplarisch zwei aufeinanderfolgende Briefe einer Gesandtschaft (August 1416):
AVES, AA 168,17: [...] woellend wisszen dasz wir nach dem und Blumenstein von uns geritten ist [...]
und uf die zedel so wir uch bi Bluomenstein heim gesendet haben Einige Tage später ist Blu-
menstein schon wieder aus Straßburg zur Gesandtschaft mit neuen Informationen zurückge-
kehrt, AVES, AA 168,21: [... ] und wir woellen ufuwer mein ung und den sin als ir uns bi Bluomenstein
enbotten hand halten und suchen, so wir best moegen Weitere Beispiele: AVES, AA 168, 39 und
54.
455 Kreutz, Botenwesen, S. 99.
456 AVES, AA 168, 35: [...] laut wir uch wissen alsz wir ufhut zistag über uwer suche wollten sitzen un
Bluomenstein die brieffe her für suocht, die zu uwern suchen hortten, do fanden wir der einunge nut, dar
unbe lieben herren, so redet mit her Klauwez dem schriber, duz er su suche un forderlich har uf schickent
[...]■
457 AVES, AA 1453,16: [... ] und auch mit den xxviii ducat die Blumenstein her wider mit im brüht und den
drien an dem ungelt geantwortet het Vgl. hierzu auch das Kapitel II (1.3.2) in der vorliegenden
Studie.
458 AVES, AA 1450, 54-56, hier 54r-v: Item als die heren gerotslaget hant, die ob der Stett suche gesessen
sint, mitnamen her Heinrich von Landesperg Ritter, her HugVoltsche, her Ulrich Bock [...] her Johannes
Heilman, [...], her Johannes Lumbart, Johans Blumenstein und Meister Ulrich [. ..J Aber do her Johans
Bock und Blumenstein und Meister Hermann mit Hern Heilman zwo Meister Ulrich hin uf kamen.
II. Organisation und Zuständigkeiten: Gesandtschaften und Außenpolitik
und Gesandten übermittelte. Somit erfüllte er eine Art Botenfunktion.454 Dies
machte ihn allerdings noch nicht zu einem städtischen Boten. In der Forschung
wurde diese Vorgehensweise als „Pendelverfahren" bezeichnet.455 Möglicher-
weise fielen also eher organisatorische Aufgaben - wie eben auch der Austausch
von Nachrichten - in das Tätigkeitsfeld Blumensteins. In einem Gesandtenbe-
richt des Jahres 1417 wird explizit erwähnt, dass er für eine Besprechung der
Gesandtschaft Schriftstücke aus den mitgenommenen Dokumenten heraussu-
chen sollte. Ein Dokument war jedoch nicht auffindbar. Man schrieb nach
Straßburg und bat um Nachsendung.456 Als Johannes Blumenstein 1419 ge-
meinsam mit einem Vertreter des Straßburger Bischofs und einem städtischen
Schreiber zu Papst Martin V entsandt wurde, war er für die Aufbewahrung des
mitgeführten Geldes und die anschließende Kostenabrechnung in Straßburg
zuständig. Er übernahm somit die bereits geschilderte Funktion des seckeler.457
Dennoch war Blumenstein auch in Beratungen involviert. Dies zeigt ein inner-
städtisches Protokoll. Darin wird er als einer von mehreren Gesandten genannt,
die an einer innerstädtischen Besprechung bezüglich vergangener Missionen
nach Konstanz beteiligt waren.458
Vieles ist bezüglich der Person und der Hintergründe für die Gesandtentä-
tigkeit des Johannes Blumenstein im Unklaren. Aufgrund der wenigen und
zumeist unspezifischen Aussagen über seine diplomatischen Aktivitäten bleiben
die dargelegten Ausführungen daher lediglich Erklärungsversuche. Dennoch
zeigt das Beispiel dieses eher außergewöhnlichen Gesandten, dass die Stadt auch
Personen außerhalb der städtischen Führungskreise als Gesandte einsetzte. Dies
geschah bei Blumenstein vor allem kontextabhängig, da sich seine Tätigkeit auf
das Konstanzer Konzil und zwei darauffolgende Gesandtschaften zum Papst
beschränkte.
454 Vgl. hierzu exemplarisch zwei aufeinanderfolgende Briefe einer Gesandtschaft (August 1416):
AVES, AA 168,17: [...] woellend wisszen dasz wir nach dem und Blumenstein von uns geritten ist [...]
und uf die zedel so wir uch bi Bluomenstein heim gesendet haben Einige Tage später ist Blu-
menstein schon wieder aus Straßburg zur Gesandtschaft mit neuen Informationen zurückge-
kehrt, AVES, AA 168,21: [... ] und wir woellen ufuwer mein ung und den sin als ir uns bi Bluomenstein
enbotten hand halten und suchen, so wir best moegen Weitere Beispiele: AVES, AA 168, 39 und
54.
455 Kreutz, Botenwesen, S. 99.
456 AVES, AA 168, 35: [...] laut wir uch wissen alsz wir ufhut zistag über uwer suche wollten sitzen un
Bluomenstein die brieffe her für suocht, die zu uwern suchen hortten, do fanden wir der einunge nut, dar
unbe lieben herren, so redet mit her Klauwez dem schriber, duz er su suche un forderlich har uf schickent
[...]■
457 AVES, AA 1453,16: [... ] und auch mit den xxviii ducat die Blumenstein her wider mit im brüht und den
drien an dem ungelt geantwortet het Vgl. hierzu auch das Kapitel II (1.3.2) in der vorliegenden
Studie.
458 AVES, AA 1450, 54-56, hier 54r-v: Item als die heren gerotslaget hant, die ob der Stett suche gesessen
sint, mitnamen her Heinrich von Landesperg Ritter, her HugVoltsche, her Ulrich Bock [...] her Johannes
Heilman, [...], her Johannes Lumbart, Johans Blumenstein und Meister Ulrich [. ..J Aber do her Johans
Bock und Blumenstein und Meister Hermann mit Hern Heilman zwo Meister Ulrich hin uf kamen.