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Lübecker Kunst-Auktions-Haus Cornelius C. M. Michaelsen [Editor]
Antiquitäten u. a. aus dem Nachlass der Lübecker Patrizier-Familie Freytag, des Grafen Eyben und anderer Nachlässe und Sammlungen: keramische Arbeiten ... ; Auktion in Lübeck vom 20. Februar 1911 und folgende Tage — Lübeck, 1911

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https://doi.org/10.11588/diglit.20585#0083
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Arbeiten in Holz
Möbel und Einrichtungsgegenstände.

Eichen- und J-farfholz-Möbel — Lübecker Schränke.

Diese Möbel, welche aus dem 16.—18. Jahrhundert stammen, sind besonders gute Erzeugnisse des
nordischen Tischler- und Schnitzerkunsthandwerkes; sie sind charakteristische gut deutsche Möbel des 16.,
17. und 18. Jahrhunderts von verschiedenen Stilarten; sie sind für alle Zwecke geeignet (für Museen, Sammler,
Hallen, Dielen, Herren- und Speisezimmer usw.) und tadellos im Stande. Eine sorgfältige Auswahl von kunst-
verständiger und kunstliebender Seite hat es erreicht, daß nur stilreine, meist hervorragend schöne Stücke
da sind, die durch die Schönheit oder den organischen Aufbau, die Echtheit des Materials und die herrliche
Arbeit imponieren. Die Möbel der Sammlung sind ohne fremde neue Zutaten so hergerichtet, daß sie ebenso
wie die später folgenden Mahagonimöbel ohne Aufwendung von Kosten in Gebrauch genommen oder aufge-
stellt werden können.

In Niederdeutschland traten nach der Mitte des 17. Jahrhunderts unter dem Einfluß Holländischer
Vorbilder die eichenen Holzschränke mit geschnitzten Füllungen ganz zurück, und an ihre Stelle kamen four-
nierte Möbel. Es gibt selbst in den Museen kaum Stücke von dieser Schönheit und Größe; sie sind durch einen
reinen Zufall entdeckt worden. (Die genauere Beschreibung folgt bei den einzelnen Schränken.) Der innere
Schrank ist aus mehrere Zentimeter dickem unverwüstlichem Eichenholz massiv gearbeitet. Das Aeußere
ist auf allen Seiten mit poliertem Nußholz und anderen Hölzern von verschiedener Farbe belegt. Reicher
Sehmuck (allegorische Figuren, Ranken, Blumensträuße, Wandornamente u. a.) ziert den Schrank auf allen
Seiten über und über. Die ganze Fläche ist poliert und wirkt, da alles in Naturfarbe dargestellt ist, außerordent-
lich prächtig. Die Schränke sind Museumsstücke, aber auch ein Schmuck für Säle, Dielen und Hallen.

1638 Zierlicher Lübecker Barock-Prunkschrank, Eiche, mit Nußbaum fourniert und verschiedenfarbigen Hölzern
vollständig eingelegt. Auf dem Unterteil Muscheln, Ranken und Blumenzweige. Auf den Türen vertieft
eingelassene verkröpfte Füllungen, reiche Ornamente; in der Mitte jeder Füllung eine sitzende weibliche
Figur, die sich im Spiegel betrachtet, in reichem Gewände (Venus?), daneben ein Adler, darüber ein
Baldachin und Krone. Die vier Ecken jeder Füllung mit reichem eingelegten Schmuck. Drei flache
Pfeiler sind mit den allegorischen, figürlichen Darstellungen von Glaube, Hoffnung und Liebe, die auf
Konsolen und unter einem Baldachin stehen, geschmückt. Kapitelle reich mit Blattwerk und Voluten
geziert. Das schön geschweifte Kopfstück ist ebenfalls vollständig eingelegt. In Mittelstück eine vierte
allegorische Figur. Schloß und Schlüssel reich gearbeitet. Erstklassig, für Museen, Sammler, Saal oder
Halle. Mitte bis Ende 17. Jahrh. Breite 205, Höhe 245, Tiefe 82 cm.

1639 Lübecker Barockschrank, kleiner als die folgenden drei, Eiche, Nußbaum fourniert, an allen Seiten mit
Intarsien und verschiedenfarbigen Hölzern bedeckt, die verschlungene Bandornamente, Blumen
und Vögel auf Zweige darstellen. Ueber dem festen Unterteil eine Doppeltür, die durch drei flache
Pfeiler mit eingelassenen Verzierungen gegliedert ist. Das Sims sehr charakteristisch; in der Mitte
ist es durch ein konsolenartiges Schmuckstück unterbrochen, in welches eine kleine Elfenbeinschnitzerei
(zwei springende Hirsche) eingelassen ist. Für Sammler oder Wohnräume. Höhe 235 cm, Breite 215
cm, Tiefe 62 cm.
 
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