Vorwort.
ans Makart starb am 3. October 1884. Sein Tod ward von
seiner ganzen Zeitgenossenschaft als ein schmerzlicher Verlust
empfunden und sein Begräbniss gestaltete sich zu einer Todten-
feier, an welcher ganz Wien im Herzen Antheil nahm. Als eine
weitere, ernste und erhebende Feier zu Ehren des grossen Todten
durfte die im Januar d. J. im Wiener Künstlerhause eröffnete
Makart-Ausstellung betrachtet werden, und nun kommt die letzte,
traurige Feier, da sein Atelier mit allen Schätzen, die es zur Stunde
seines Hinscheidens barg, zur Versteigerung gestellt wird.
Dass bei diesem Acte die geschäftliche Sorge und Erwägung sich mit in den Vorder-
grund drängt, das nimmt ihm nichts von seinem ernsten, weihevollen Charakter, das
wird auch die Gefühle der Pietät all’ der zahlreichen Freunde und Verehrer des uns so
jäh, in seiner vollen Schaffenskraft entrissenen Meisters nicht verletzen. Denn es handelt
sich nun darum, durch diesen letzten Act die Zukunft der verwaisten Kinder Hans Makart’s,
an welchen er mit inniger väterlicher Liebe hing, für die Dauer sicherzustellen. Auch
das ist eine Pflicht der Pietät, und darum sollen hier die geschäftlichen Interessen mit
ganz besonderer, aufmerksamer und hingebender Sorgfalt wahrgenommen werden; denn
sie bilden ein wesentliches Theil jener Dankes- und Ehrenschuld, deren Tilgung das
Andenken des grossen Künstlers heischt.
Makart’s künstlerische Gestaltungskraft zeigte sich nicht allein auf dem Felde der
Malerei, obschon sie da eine neue Welt der Farbe erschlossen zu haben schien, sondern
er übertrug dieselbe auch in die wechselvollen Erscheinungen des Lebens, wie sich dies
in seinen Festen, dem unvergesslichen Festzuge und in dem Gesammtkunstwerke seines
Ateliers den geblendeten und entzückten Blicken Aller offenbarte. Makart’s Atelier
bildete seit Jahren eine Berühmtheit, eine auserlesene Sehenswürdigkeit Wiens. Es gab
keinen heimischen und keinen aus der Fremde zugereisten Kunstfreund, zu dessen sehn-
lichsten Wünschen es nicht gehört hätte, dieses Wunderwerk decorativer Pracht zu
Gesichte zu bekommen, und Keinen, der es nicht im Innersten gehoben und begeistert
verlassen hätte.
Dieses Atelier nun, diese wahre Schatzkammer der durch einen tonangebenden
Geschmack geläuterten Prachtliebe und eines auf’s Höchste entwickelten Schönheitssinnes,
ist es, das hier einem kunstliebenden Publicum dargeboten wird. Wie das Ganze ein
Kunstwerk für sich ist, so auch jede Einzelheit. Das Alltägliche und das künstlerisch
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