A. Tongefäße.
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zweiten Kultur erklärt. Mag auch da und dort aus älteren Schichten einmal eine Scherbe mit handhaben-
artiger Verzierung zutage gekommen sein wie z. B. im Westdelta (Taf. 22 a; Merimde Vorbericht 1929
S. 235), immer noch hat es sich um gänzlich andere Waren dabei gehandelt und niemals um am Bauch
sitzende Wülste mit Fingereindrücken. Ich kann im Gegensatz zu Junker (Westdelta S. 30) auf Grund
der bisherigen Westdeltafunde unter diesen keinerlei Spuren sehen, die auf einen Zusammenhang mit den
mittelvorgeschichtlichen Wellenhenkelgefäßen deuten.
Das große Problem, wo und wie die Wellenhenkeltöpfe und damit auch die rotbemalten zuerst auf-
gekommen sind, ist noch nicht restlos gelöst (vgl. Einleitung S. 25ff.). Auf keinen Fall scheint sich mir das Er-
scheinen dieser Topfgattungen in Ägypten als Fortentwicklung aus Früherem zu erklären. Sie bringen etwas
durchaus Neues und Fremdes in den damaligen frühvorgeschichtlichen Kulturbestand hinein, das weit mehr be-
deutet als etwa die kleinen Unterschiede innerhalb der rotschwarzen Ware der Badärikultur, der ersten
Negädekultur und der ähnlichen nubischen Ware. All die rot- oder schwarzpolierten, rotschwarzen oder
weißbemalten Töpfe der vorangehenden Kulturen bestehen im wesentlichen aus derselben dunklen, ver-
hältnismäßig weichen Tonmasse, während mit den Wellenhenkeltöpfen eine grundsätzlich andere, härtere
Ware auftritt, ganz abgesehen von der Form und der Verzierung. Beide Gattungen haben sich auch nie
vermischt; ebenso unmöglich etwa wie ein rotschwarzer Topf mit Wellenverzierung wäre ein harter
brauner Wellenhenkeltopf mit Schwärzung innen und außen am Rande.
Man hat schon immer darauf hingewiesen, daß die Wellenhenkelgattung ähnlich auch in den ältesten
Schichten Palästinas vorkommt; sogar die rote Netzbemalung ist auch in Palästina belegt (Bliss-Macalister,
Gezer II S. 133 Fig. 303; weitere Nachweise in Abusir el-Meleq I S. 18). Sicher palästinischen Töpfen
nachgebildet sind ägyptische der spätesten Vorzeit und der Frühzeit, die manchmal Handhaben und
richtige Traghenkel nebeneinander zeigen (z. B. Corpus Taf. 28 Nr. 2 b, 2 c von Gerze; Nouv. Fouilles
95/96 Taf. 15; Arch. Obj. S. 134 und Taf. 29 Nr. 11652/4). Über Gefäße mit Traghenkeln wie Corpus
Taf. 28 Nr. 2 a, die Petrie meines Erachtens hier zu Unrecht eingereiht hat, vgl. Junker, Giza I S. 119ff.;
hier sind sie bei den fremden Gefäßarten erwähnt (s. S. 194 und 196 Nr. 541).
Die Hauptmasse der Wellenhenkelgefäße der Berliner Sammlung
gehört zu den Funden von Abusir el-Meleq und ist hier nicht nochmals
veröffentlicht (s. dort S. 17 ff. und Taf. 9—11). An den unserer Ver-
öffentlichung verbleibenden Stücken kann man den oben geschilderten Ent-
wicklungsgang weniger gut darlegen, da die ältesten, übrigens sehr seltenen
Beispiele mit benutzbaren Handhaben (Corpus Taf. 28 Nr. 1; hier Abb. 45)
fehlen. Dagegen ist die jüngste Gruppe, zylindrische Form mit und ohne Punkt-
reihe, gut vertreten, sogar mit zwei durch Königsnamen ausgezeichneten Bei-
spielen (Nr. 326 a, b). Interessant ist die völlige Entartung dieser Gefäßgattung
während der 1. Dynastie, wenn man etwa den Unterschied der beiden Gefäß-
gruppen Nr. 321 und 322 von Tura betrachtet. Die Töpfchen Nr. 323/5 aus
Abb. 45. Ältester Typ der
Wellenhenkelgefäße.
(Nach Corpus Taf. 28 Nr. 1.)
der späten 1. Dynastie, vielleicht schon aus der zweiten, gehören kaum mehr hierher, auch ihre Masse
ist weit gröber; dafür soll gerade bei den spätesten Stücken manchmal ein dicker gelblicher Farbüberzug
dem Gefäß zu einiger Schönheit verhelfen (Nr. 325).
aa) Leicht gebauchte Töpfe mit gewellten Handhaben oder Wellenornament.
311. Zwei Töpfe. (Tafel 13.)
1896 von Prof. Petrie geschenkt, aus seinen Funden bei Negäde, Grab 252 und 210.
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zweiten Kultur erklärt. Mag auch da und dort aus älteren Schichten einmal eine Scherbe mit handhaben-
artiger Verzierung zutage gekommen sein wie z. B. im Westdelta (Taf. 22 a; Merimde Vorbericht 1929
S. 235), immer noch hat es sich um gänzlich andere Waren dabei gehandelt und niemals um am Bauch
sitzende Wülste mit Fingereindrücken. Ich kann im Gegensatz zu Junker (Westdelta S. 30) auf Grund
der bisherigen Westdeltafunde unter diesen keinerlei Spuren sehen, die auf einen Zusammenhang mit den
mittelvorgeschichtlichen Wellenhenkelgefäßen deuten.
Das große Problem, wo und wie die Wellenhenkeltöpfe und damit auch die rotbemalten zuerst auf-
gekommen sind, ist noch nicht restlos gelöst (vgl. Einleitung S. 25ff.). Auf keinen Fall scheint sich mir das Er-
scheinen dieser Topfgattungen in Ägypten als Fortentwicklung aus Früherem zu erklären. Sie bringen etwas
durchaus Neues und Fremdes in den damaligen frühvorgeschichtlichen Kulturbestand hinein, das weit mehr be-
deutet als etwa die kleinen Unterschiede innerhalb der rotschwarzen Ware der Badärikultur, der ersten
Negädekultur und der ähnlichen nubischen Ware. All die rot- oder schwarzpolierten, rotschwarzen oder
weißbemalten Töpfe der vorangehenden Kulturen bestehen im wesentlichen aus derselben dunklen, ver-
hältnismäßig weichen Tonmasse, während mit den Wellenhenkeltöpfen eine grundsätzlich andere, härtere
Ware auftritt, ganz abgesehen von der Form und der Verzierung. Beide Gattungen haben sich auch nie
vermischt; ebenso unmöglich etwa wie ein rotschwarzer Topf mit Wellenverzierung wäre ein harter
brauner Wellenhenkeltopf mit Schwärzung innen und außen am Rande.
Man hat schon immer darauf hingewiesen, daß die Wellenhenkelgattung ähnlich auch in den ältesten
Schichten Palästinas vorkommt; sogar die rote Netzbemalung ist auch in Palästina belegt (Bliss-Macalister,
Gezer II S. 133 Fig. 303; weitere Nachweise in Abusir el-Meleq I S. 18). Sicher palästinischen Töpfen
nachgebildet sind ägyptische der spätesten Vorzeit und der Frühzeit, die manchmal Handhaben und
richtige Traghenkel nebeneinander zeigen (z. B. Corpus Taf. 28 Nr. 2 b, 2 c von Gerze; Nouv. Fouilles
95/96 Taf. 15; Arch. Obj. S. 134 und Taf. 29 Nr. 11652/4). Über Gefäße mit Traghenkeln wie Corpus
Taf. 28 Nr. 2 a, die Petrie meines Erachtens hier zu Unrecht eingereiht hat, vgl. Junker, Giza I S. 119ff.;
hier sind sie bei den fremden Gefäßarten erwähnt (s. S. 194 und 196 Nr. 541).
Die Hauptmasse der Wellenhenkelgefäße der Berliner Sammlung
gehört zu den Funden von Abusir el-Meleq und ist hier nicht nochmals
veröffentlicht (s. dort S. 17 ff. und Taf. 9—11). An den unserer Ver-
öffentlichung verbleibenden Stücken kann man den oben geschilderten Ent-
wicklungsgang weniger gut darlegen, da die ältesten, übrigens sehr seltenen
Beispiele mit benutzbaren Handhaben (Corpus Taf. 28 Nr. 1; hier Abb. 45)
fehlen. Dagegen ist die jüngste Gruppe, zylindrische Form mit und ohne Punkt-
reihe, gut vertreten, sogar mit zwei durch Königsnamen ausgezeichneten Bei-
spielen (Nr. 326 a, b). Interessant ist die völlige Entartung dieser Gefäßgattung
während der 1. Dynastie, wenn man etwa den Unterschied der beiden Gefäß-
gruppen Nr. 321 und 322 von Tura betrachtet. Die Töpfchen Nr. 323/5 aus
Abb. 45. Ältester Typ der
Wellenhenkelgefäße.
(Nach Corpus Taf. 28 Nr. 1.)
der späten 1. Dynastie, vielleicht schon aus der zweiten, gehören kaum mehr hierher, auch ihre Masse
ist weit gröber; dafür soll gerade bei den spätesten Stücken manchmal ein dicker gelblicher Farbüberzug
dem Gefäß zu einiger Schönheit verhelfen (Nr. 325).
aa) Leicht gebauchte Töpfe mit gewellten Handhaben oder Wellenornament.
311. Zwei Töpfe. (Tafel 13.)
1896 von Prof. Petrie geschenkt, aus seinen Funden bei Negäde, Grab 252 und 210.
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