DIE WEGMESSER DES KURFÜRSTEN
AUGUST VON SACHSEN
von
MAX ENGELMANN
Der aus der Geschichte bekannte Wegmesser (Hodometer, Viatorium,
Perambulator> ist durch mehr denn zwei Jahrtausende ein wichtiges
Hilfsmittel der messenden und darstellenden Erdkunde gewesen. Die
jüngsten Sprossen dieser Instrumentenfamilie, denen wir heute an öffent«
liehen Lohnfuhrwerken und anderen Beförderungsmitteln begegnen, muten
zwar gewöhnlich als eine Errungenschaft unserer Zeit an und genießen
zum Teil auch gesetzlichen Schutz1), sind aber nicht viel mehr als neuzeit«
lieh gewandelte Abbilder ihrer ehrwürdigen Vorgänger. In ihrer Zweck«
bestimmung haben aber letztere Höheres geleistet.
Wir stehen auch in diesem Teil der Instrumentenkunst auf den Schul«
fern hellenischer Techniker. Die erste sichere Kunde von einem Wegmesser
kommt uns, aus nachchristlicher Zeit, von Heron von Alexandrien, dem Schüler
des Ktesibios. Als Ergänzung zu seiner Vermessungslehre <Dioptra> be«
merkt er, daß irdische Entfernungen schneller als mit der von ihm entwor«
fenen Dioptra, einem Winkelmeßinstrument oder Meßkette und Bandmaß,
durch einen Wagen gemessen werden können, dessen Radumdrehungen
auf ein Instrument übertragen, die zurückgelegte Strecke durch Zeiger auf
Zifferblättern anzeige.’) Er erläutert noch des näheren Einzelheiten des
Instrumentes, die Radumfänge, Verzahnungs« und Übersetzungsverhält«
nisse usw., so daß man ein klares Bild gewinnen kann. Der Wegmesser
saß demnach neben der eigentlichen Radachse. Ein Zapfen am benach-
barten Wagenrad beförderte nach jeder vollen Umdrehung des letzteren
ein aus dem Messer herausragendes sternförmiges Rad um einen Zahn
weiter und damit auch entsprechend die uhrwerkartige Einrichtung im
Innern des Messers. Heron sagt aber selbst, daß einige seiner Vorgänger
schon Methoden solcher Wegmesser auseinandergesetzt hätten. Er er«
’) Marie Trenn geb. Pape erhielt 1848 ein preußisches Patent auf einen Wegmesser
zur Kontrollierung der Droschkenkutscher, den W. F. Nadler zu seinem Droschken-Fahr»
preis« Anzeiger »Taxanom« — Patent von 1877 und F. Dencker durch Zusatzpatent 1885
zu seinem »Taxameter« entwickelte. (Nach Feldhaus: Die Technik der Vorzeit, Lpz. Bin.
1914.) — Ein »Fuhrlohn» und Entfernungs-Indicator« von Robert Fosler kurz beschrieben
in R. Biedermann: Bericht üb. d. Ausstell. wissensch. Apparate London 1876, S. 75. —
Theod. Schaarschmidt: Patentschrift Nr. 29599: Maschine zur Aufnahme und graphischen
Darstellung ebener Wege.
2> H. Schöne: Herons v. A. Dioptra, Lpz. 1903 S. 293,- H. Diels: Antike Technik,
Lpz. Bin. 1914,- und Cantor: Gesch. der Mathern., Lpz. 1880, S. 325. In ersteren beiden
bildliche Darstellung des Heronschen Wegmessers.
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AUGUST VON SACHSEN
von
MAX ENGELMANN
Der aus der Geschichte bekannte Wegmesser (Hodometer, Viatorium,
Perambulator> ist durch mehr denn zwei Jahrtausende ein wichtiges
Hilfsmittel der messenden und darstellenden Erdkunde gewesen. Die
jüngsten Sprossen dieser Instrumentenfamilie, denen wir heute an öffent«
liehen Lohnfuhrwerken und anderen Beförderungsmitteln begegnen, muten
zwar gewöhnlich als eine Errungenschaft unserer Zeit an und genießen
zum Teil auch gesetzlichen Schutz1), sind aber nicht viel mehr als neuzeit«
lieh gewandelte Abbilder ihrer ehrwürdigen Vorgänger. In ihrer Zweck«
bestimmung haben aber letztere Höheres geleistet.
Wir stehen auch in diesem Teil der Instrumentenkunst auf den Schul«
fern hellenischer Techniker. Die erste sichere Kunde von einem Wegmesser
kommt uns, aus nachchristlicher Zeit, von Heron von Alexandrien, dem Schüler
des Ktesibios. Als Ergänzung zu seiner Vermessungslehre <Dioptra> be«
merkt er, daß irdische Entfernungen schneller als mit der von ihm entwor«
fenen Dioptra, einem Winkelmeßinstrument oder Meßkette und Bandmaß,
durch einen Wagen gemessen werden können, dessen Radumdrehungen
auf ein Instrument übertragen, die zurückgelegte Strecke durch Zeiger auf
Zifferblättern anzeige.’) Er erläutert noch des näheren Einzelheiten des
Instrumentes, die Radumfänge, Verzahnungs« und Übersetzungsverhält«
nisse usw., so daß man ein klares Bild gewinnen kann. Der Wegmesser
saß demnach neben der eigentlichen Radachse. Ein Zapfen am benach-
barten Wagenrad beförderte nach jeder vollen Umdrehung des letzteren
ein aus dem Messer herausragendes sternförmiges Rad um einen Zahn
weiter und damit auch entsprechend die uhrwerkartige Einrichtung im
Innern des Messers. Heron sagt aber selbst, daß einige seiner Vorgänger
schon Methoden solcher Wegmesser auseinandergesetzt hätten. Er er«
’) Marie Trenn geb. Pape erhielt 1848 ein preußisches Patent auf einen Wegmesser
zur Kontrollierung der Droschkenkutscher, den W. F. Nadler zu seinem Droschken-Fahr»
preis« Anzeiger »Taxanom« — Patent von 1877 und F. Dencker durch Zusatzpatent 1885
zu seinem »Taxameter« entwickelte. (Nach Feldhaus: Die Technik der Vorzeit, Lpz. Bin.
1914.) — Ein »Fuhrlohn» und Entfernungs-Indicator« von Robert Fosler kurz beschrieben
in R. Biedermann: Bericht üb. d. Ausstell. wissensch. Apparate London 1876, S. 75. —
Theod. Schaarschmidt: Patentschrift Nr. 29599: Maschine zur Aufnahme und graphischen
Darstellung ebener Wege.
2> H. Schöne: Herons v. A. Dioptra, Lpz. 1903 S. 293,- H. Diels: Antike Technik,
Lpz. Bin. 1914,- und Cantor: Gesch. der Mathern., Lpz. 1880, S. 325. In ersteren beiden
bildliche Darstellung des Heronschen Wegmessers.
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