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DAS MILTITZSCHE GRABDENKMAL VON
KAENDLER IN DER KIRCHE ZU NAUSTADT
von
JOHANNES SCHOENE
Es ist bekannt, daß der größte europäische Porzellankünstler, Johann
Joachim Kandier, zum mindesten in der ersten Zeit seines Meißner
Wirkens eine Anzahl Werke der Großplastik geschaffen hat. Das künst-
lerisch wertvollste ist wohl wegen der Entlegenheit des Ortes, in dem es
sein stilles Dasein führt, noch nicht der Öffentlichkeit zugänglich gemacht
worden. Es befindet sich in Naustadt, einem Dorfe unweit Meißen, und
ist das Grabdenkmal des 1738 verstorbenen Kammerherrn Alexander von
Miltitz, »ältesten und vorsitzenden würcklichen Geheimden Raths« Kur-
fürst Friedrich Augusts II., als Polenkönig Augusts III. Ein stattlicher
Band des Miltitzschen Familienarchivs zu Siebeneichen gibt reichliche Aus-
kunft über diesen Mann, der in Sachsens Geschichte keine unbeträchtliche
Rolle gespielt hat. Das uns angehende Hauptstück darin ist eine von dem
Naustädter Pfarrer Christian Gottlieb Gerlach gehaltene Gedächtnispredigt,
der ein Lebenslauf des heimgegangenen Patrons beigefügt ist. Am Schlüsse
ist ein Stich, 32:46 cm, beigeheftet, bezeichnet links unten Kaendler inv.,
rechts I.M.Bernigeroth sc. Lips. 1739<Abb. 1>. Ich fand außer diesem leider
stark gebrochenen Exemplar zwei weitere genau übereinstimmende Stücke bei
Sr. Excellenz Generalleutnant von Friesen=Miltitz in Dresden und Herrn
Major Freiherrn von Miltitz auf Siebeneichen, dieses gerahmt in der Schloßt
kapelle daselbst. Eine Suche im Königlichen Kupferstichkabinett in Dresden,
ebenso in der Kupferstichsammlung weiland Sr. Majestät FriedrichAugustll.
erwies sich als erfolglos, obwohl Heineken in seinem handschriftlichen Die»
tionnaire des artistes, Band XI, ihn erwähnt:
Joh. Joachim Kaendler, sculpteur et disciple de Thome, sculpteur ä
Dresde, devint modeleur de la Fabrique de Meißen avec le titre d'un
sculpteur du Roi,- il est mort ä Meißen 1775. Bernigeroth a grave ('Epitaphe
d'Alexander a Miltitz que Kaendler avoit fait. — Eine sehr kleine Ab-
bildung ist in der Neuen Sächsischen Kirchengalerie Ephorie Meißen
Spalte 547.
Der erwähnte Band des Siebeneichener Archivs enthält weiter hand-
schriftlich die Inschrift des Denkmals, und zwar neben einer geplanten, die
jedoch wegen ihrer Länge geändert werden mußte, die wirklich gebrauchte.
Sie stimmt mit dem Steine überein, soweit nicht kleine Abweichungen des
Schreibers oder Fehler des Steinmetzen vorliegen. Sie lautet:

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