BILDER DAVID RyCKAERTS D. J.
IN DRESDEN UND LEIPZIG
von
KURT ZOEGE VON MANTEUTTEL
Bei den meisten flämischen Malern des 17. Jahrhunderts begegnet der
Versuch, ihre Werke in eine Entwickelungsreihe zu ordnen, einer
großen Schwierigkeit: man findet nur zu selten datierte Bilder. Handelt es
sich um Künstler von der Bedeutung eines Rubens oder van Dyck, so ist
dieser LIbelstand bis zu einem gewissen Grade durch Heranziehung ur-
kundlichen oder biographischen Materials zu beseitigen. Bei weniger be-
achteten Persönlichkeiten fällt diese Möglichkeit aus Mangel an sicheren
Nachrichten fort. Besonders gilt das für die Maler von Genrebildern, da
diese nie auf Bestellung gemalt wurden und auch in keiner anderen Weise
mit Zeitereignissen sich verknüpfen lassen. Eine Ausnahme bildet der
jüngere David Ryckaert. Von ihm gibt es etwa zwei Dutzend mit Daten
versehene Bilder, die sich über die Zeit von 1638 bis 1659 verteilen. Ihre
Betrachtung ermöglicht es, seine Entwickelung genau zu verfolgen und be-
sonders auch ihren Ausgangspunkt zu bestimmen.
Die Galerien in Dresden und Leipzig besitzen Werke aus allen Perioden
der Tätigkeit Ryckaerts. Besonders gut ist die für seine künstlerische Her-
kunft wichtige Frühzeit durch die Bilder aus den Jahren 1638, 1639 und
1642 in der Dresdner Galerie vertreten. Als Beispiel für den Stil der mitt-
leren Zeit bietet sich ein Stück des Leipziger Museums von 1648 dar. Und
aus den letzten Jahren des Künstlers stammt ein Stilleben von 1659 in
Dresden. Dazu kommen noch einige undatierte Bilder.
Das erste der Dresdner Bilder ist einwandfrei D.RyC.F. 1638 be«
zeichnet und stellt das Innere eines Bauernhauses mit bäuerlicher Staffage
dar <Abb. 1>'>. Man sieht in einen düsteren, dielenartigen Raum, dessen
rohverputzte Wände nur ein Kamin und eine Tür unterbrechen,- aus einer
Öffnung der Bretterdecke hängt Stroh herab. Ein runder Backofen aus
Ziegelwerk steht in einer Ecke. In seiner Nähe sind Fässer, Kessel,
Töpfe und allerlei ländliche Geräte und Produkte aufgehäuft. Vor dem
Kamin sitzen und stehen einige trinkende und rauchende Bauern um einen
rohen Tisch.
Die Art, wie dieses Interieur dargestellt ist, weist eine Reihe von
Zügen auf, die es von den bekannten Bildern Ryckaerts aus seiner reifen
Zeit deutlich unterscheiden. Bei näherer Untersuchung zeigt sich, daß diese
*> Dresden, Kgl. Gemälde « Galerie Nr. 1092. Auf Eichenholz, 0,505x0,805. Bez.
D.Ryc.F. 1638.
53
IN DRESDEN UND LEIPZIG
von
KURT ZOEGE VON MANTEUTTEL
Bei den meisten flämischen Malern des 17. Jahrhunderts begegnet der
Versuch, ihre Werke in eine Entwickelungsreihe zu ordnen, einer
großen Schwierigkeit: man findet nur zu selten datierte Bilder. Handelt es
sich um Künstler von der Bedeutung eines Rubens oder van Dyck, so ist
dieser LIbelstand bis zu einem gewissen Grade durch Heranziehung ur-
kundlichen oder biographischen Materials zu beseitigen. Bei weniger be-
achteten Persönlichkeiten fällt diese Möglichkeit aus Mangel an sicheren
Nachrichten fort. Besonders gilt das für die Maler von Genrebildern, da
diese nie auf Bestellung gemalt wurden und auch in keiner anderen Weise
mit Zeitereignissen sich verknüpfen lassen. Eine Ausnahme bildet der
jüngere David Ryckaert. Von ihm gibt es etwa zwei Dutzend mit Daten
versehene Bilder, die sich über die Zeit von 1638 bis 1659 verteilen. Ihre
Betrachtung ermöglicht es, seine Entwickelung genau zu verfolgen und be-
sonders auch ihren Ausgangspunkt zu bestimmen.
Die Galerien in Dresden und Leipzig besitzen Werke aus allen Perioden
der Tätigkeit Ryckaerts. Besonders gut ist die für seine künstlerische Her-
kunft wichtige Frühzeit durch die Bilder aus den Jahren 1638, 1639 und
1642 in der Dresdner Galerie vertreten. Als Beispiel für den Stil der mitt-
leren Zeit bietet sich ein Stück des Leipziger Museums von 1648 dar. Und
aus den letzten Jahren des Künstlers stammt ein Stilleben von 1659 in
Dresden. Dazu kommen noch einige undatierte Bilder.
Das erste der Dresdner Bilder ist einwandfrei D.RyC.F. 1638 be«
zeichnet und stellt das Innere eines Bauernhauses mit bäuerlicher Staffage
dar <Abb. 1>'>. Man sieht in einen düsteren, dielenartigen Raum, dessen
rohverputzte Wände nur ein Kamin und eine Tür unterbrechen,- aus einer
Öffnung der Bretterdecke hängt Stroh herab. Ein runder Backofen aus
Ziegelwerk steht in einer Ecke. In seiner Nähe sind Fässer, Kessel,
Töpfe und allerlei ländliche Geräte und Produkte aufgehäuft. Vor dem
Kamin sitzen und stehen einige trinkende und rauchende Bauern um einen
rohen Tisch.
Die Art, wie dieses Interieur dargestellt ist, weist eine Reihe von
Zügen auf, die es von den bekannten Bildern Ryckaerts aus seiner reifen
Zeit deutlich unterscheiden. Bei näherer Untersuchung zeigt sich, daß diese
*> Dresden, Kgl. Gemälde « Galerie Nr. 1092. Auf Eichenholz, 0,505x0,805. Bez.
D.Ryc.F. 1638.
53