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AUS DEN FREMDENBÜCHERN
DER DRESDNER KUNSTKAMMER
von
KONRAD HEYN
Die Kunst=Cammer, welche im Römischen Reiche, ja in ganz Europa
vor anderen berühmet und dannenhero offt frembde Personen einig
und allein dieselbe zu besehen uff viel meil weges anhero zu reißen pflegen« —
so schreibt in einer vom 8. Dezember 1648 datierten Eingabe an den Kur«
fürsten Johann Georg I. der damalige Kunstkämmerer Theodosius Häsel
über die ihm anvertraute berühmte Sammlung im Schlosse zu Dresden.
Und ähnlich rühmt der bekannte Chronist der Sächsischen Residenzstadt
Anton Weck in seiner 1679 erschienenen Beschreibung Dresdens die »für«
treffliche und in ganz Europa beschriebene fast für die allerwichtigste ge«
schätzte Kunstkammer«, von deren Reichtum an »Edelsteinen, Crystallen,
Schildereyen und Helffenbeinernen Stücken« wie auch an astronomischen
und physikalischen Instrumenten er eine eingehende Beschreibung gibt. Es
ist erklärlich, daß die Wunder, die hier dem fremden Beschauer geboten
wurden, sich auch in den Reisebeschreibungen jener Tage wiederspiegeln,
zumal es üblich war, daß die jungen Leute von Stande auf ihrer »Cavaliers«
tour« die kursächsische Hauptstadt besuchten. Am bekanntesten geworden
ist die Beschreibung der Kunstkammer des Augsburger Patriziers Philipp
Hainhofer, der sie verschiedene Male sah und dem der erwähnte Häsel
das Inventar der Sammlung zur Verfügung stellte.^ Seine Angaben sind
verständig und noch heute für den Forscher von Wichtigkeit, während an«
dere Reisende sich begnügen, das als wertvollstes Kleinod geltende, an
goldener Kette von der Decke eines der Zimmer herabhängende Einhorn
zu preisen.
Von Interesse ist es nun, daß sich in den seit dem Jahre 1902 an das
Königliche Hauptstaatsarchiv abgegebenen Akten der Generaldirektion der
Königlichen Sammlungen mehrere Fremdenverzeichnisse der vormaligen
Kunstkammer erhalten haben, in denen die Besucher unter genauer An«
gäbe von Namen, Stand und Herkunft aufgeführt sind. Einige weitere
Akten enthalten auf den Fremdenbesuch bezügliche Eingaben und Ver«
’> Des Augsburger Patriziers Philipp Heinhofer Reisen nach Innsbruck und Dresden.
Herausg. von Otto Doering, Wien 1901 (Quellenschriften für Kunstgeschichte Band XII.
S. 156flg.>. Vgl. des näheren hierüber und über die Geschichte der kurfürstlichen Kunst«
kammer die äußerst verdienstvolle Arbeit von Viktor Hantzsch »Beiträge zur älteren Ge«
schichte der kurfürstlichen Kunstkammer in Dresden« S. 220flg. des 23. Bandes des Neuen
Arch. f. Sachs. Geschichte. Die im vorliegenden Aufsatze behandelten Fremdenbücher und
einige damit zusammenhängende Akten haben Hantzsch anscheinend nicht vorgelegen.

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