ZWEI HAUPTWERKE DES NÜRNBERGER
GEWICHTEMACHERS ALBRECHT WEINMAN
von
KARL BERLING
Das Dresdner Kunstgewerbemuseum besitzt unter seinen Messinge
arbeiten der deutschen Renaissance zwei Einsatzgewichte von seE
tener Schönheit, die 1876 aus dem Antiquitätenhandel erworben wurden
und die der Überlieferung zufolge aus dem Dresdner Hauptzeughause 4)
stammen sollen.
Der Umstand, daß dasWappen Kursachsens mehrfach auf ihnen vor-
kommt, läßt die Anfertigung für den Dresdner Hof mit Sicherheit an-
nehmen. Es ist aber auch bekannt, daß sich der zur Zeit ihrer Entstehung
herrschende Kurfürst August nicht nur mit besonders künstlerisch aus-
gestattetem Handwerkszeug umgab'2), sondern auch großes Interesse für
das von ihm 1559—63 erbaute Dresdner Hauptzeughaus3) gezeigt hat.
Für die Richtigkeit der erwähnten Überlieferung spricht aber weiter
der Umstand, daß der Minister von Lindenau, als er 1835 mit Hilfe von
Quandts das Historische Museum aus den Beständen der bisherigen »Rüst»
kammer« und der »Kunst- und Modellkammer« errichtete, die hierzu nötigen
Mittel nur durch Verkauf von einem Teil der im Zeughaus befindlichen
Vorräte glaubte erlangen zu können4).
Ein zweiter Verkauf, und zwar gleichfalls eine Versteigerung, fand
Mitte der 70er Jahre des 19. Jahrhunderts statt’). Bei dieser Gelegenheit
kamen die Gewichte in Privatbesitz und aus diesem durch Vermittelung eines
Händlers in den des Dresdner Kunstgewerbemuseums.
') Außer dem Hauptzeughaus in Dresden gab es im Kurfürstentum Sachsen Land-
zeughäuser zu Wittenberg, Leipzig, Königstein, Sonnenstein, Torgau und Senftenberg
(A. Weck, Dresden, 1680. S. 63.)
2) V. Hantzsch, Beiträge zur älteren Geschichte der kf. Kunstkammer in Dresden
(Neues Archiv f. S. Geschichte, 23. Bd. 1902. S. 220fg.) Vieles davon hatte ihm der
»Schraubenmacher« Leonhard Tanner aus Nürnberg geliefert, so u. a. auch (1562) eine
Schneliwage (Th. Harnpe, Nürnbg. Ratsverlässe über Kunst und Künstler, I, 3739/41,
3760, 3817 u. 3908.)
3> Das hinter der »Rampischen Gasse« gelegene Dresdner Hauptzeughaus, nach Um-
bau jetzt Albertinum, galt nach dem von Venedig für eines der größten. Es soll 1500 Ge-
schütze und Waffen für mehr als 100000 Mann enthalten haben. An das eigentliche Ge-
bäude lehnte sich der Zeughof mit seinen Werkstätten, wie Gießhaus, Münze und die
Wohnungen der hier beschäftigten Beamten und Handwerker. (Iccander, Dresden, 1723,
S. 41 und C. Gurlitt, Bau- und Kunstdenkmäler d. Kgr. Sachsen, XXII, S. 418 u. 421.)
4) H. von Friesen, Ein Beitrag zur Geschichte der Dresdner Gemälde-Galerie. (Neues
Archiv f. S. Geschichte, I, 1880, S. 321) und G. Klemm, Chronik von Dresden, 1837, S.511.
5) Dr. von Eye hat diese Gewichte in einem Aufsatze (Anzeiger für Kunde der
deutschen Vorzeit, 1877, Bd. 24, S. 141 f.) behandelt, den er »Die Normalgewichte des Kur-
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GEWICHTEMACHERS ALBRECHT WEINMAN
von
KARL BERLING
Das Dresdner Kunstgewerbemuseum besitzt unter seinen Messinge
arbeiten der deutschen Renaissance zwei Einsatzgewichte von seE
tener Schönheit, die 1876 aus dem Antiquitätenhandel erworben wurden
und die der Überlieferung zufolge aus dem Dresdner Hauptzeughause 4)
stammen sollen.
Der Umstand, daß dasWappen Kursachsens mehrfach auf ihnen vor-
kommt, läßt die Anfertigung für den Dresdner Hof mit Sicherheit an-
nehmen. Es ist aber auch bekannt, daß sich der zur Zeit ihrer Entstehung
herrschende Kurfürst August nicht nur mit besonders künstlerisch aus-
gestattetem Handwerkszeug umgab'2), sondern auch großes Interesse für
das von ihm 1559—63 erbaute Dresdner Hauptzeughaus3) gezeigt hat.
Für die Richtigkeit der erwähnten Überlieferung spricht aber weiter
der Umstand, daß der Minister von Lindenau, als er 1835 mit Hilfe von
Quandts das Historische Museum aus den Beständen der bisherigen »Rüst»
kammer« und der »Kunst- und Modellkammer« errichtete, die hierzu nötigen
Mittel nur durch Verkauf von einem Teil der im Zeughaus befindlichen
Vorräte glaubte erlangen zu können4).
Ein zweiter Verkauf, und zwar gleichfalls eine Versteigerung, fand
Mitte der 70er Jahre des 19. Jahrhunderts statt’). Bei dieser Gelegenheit
kamen die Gewichte in Privatbesitz und aus diesem durch Vermittelung eines
Händlers in den des Dresdner Kunstgewerbemuseums.
') Außer dem Hauptzeughaus in Dresden gab es im Kurfürstentum Sachsen Land-
zeughäuser zu Wittenberg, Leipzig, Königstein, Sonnenstein, Torgau und Senftenberg
(A. Weck, Dresden, 1680. S. 63.)
2) V. Hantzsch, Beiträge zur älteren Geschichte der kf. Kunstkammer in Dresden
(Neues Archiv f. S. Geschichte, 23. Bd. 1902. S. 220fg.) Vieles davon hatte ihm der
»Schraubenmacher« Leonhard Tanner aus Nürnberg geliefert, so u. a. auch (1562) eine
Schneliwage (Th. Harnpe, Nürnbg. Ratsverlässe über Kunst und Künstler, I, 3739/41,
3760, 3817 u. 3908.)
3> Das hinter der »Rampischen Gasse« gelegene Dresdner Hauptzeughaus, nach Um-
bau jetzt Albertinum, galt nach dem von Venedig für eines der größten. Es soll 1500 Ge-
schütze und Waffen für mehr als 100000 Mann enthalten haben. An das eigentliche Ge-
bäude lehnte sich der Zeughof mit seinen Werkstätten, wie Gießhaus, Münze und die
Wohnungen der hier beschäftigten Beamten und Handwerker. (Iccander, Dresden, 1723,
S. 41 und C. Gurlitt, Bau- und Kunstdenkmäler d. Kgr. Sachsen, XXII, S. 418 u. 421.)
4) H. von Friesen, Ein Beitrag zur Geschichte der Dresdner Gemälde-Galerie. (Neues
Archiv f. S. Geschichte, I, 1880, S. 321) und G. Klemm, Chronik von Dresden, 1837, S.511.
5) Dr. von Eye hat diese Gewichte in einem Aufsatze (Anzeiger für Kunde der
deutschen Vorzeit, 1877, Bd. 24, S. 141 f.) behandelt, den er »Die Normalgewichte des Kur-
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