DAS MILTITZSCHE GRABDENKMAL VON KÄNDLER
Figuren »vorgestellet« worden, wie es in den Akten heißt. Es ist nur
nötig, das Meißner Modellverzeichnis oder die Spezifikationen durchzusehen,
die die einzelnen Künstler über ihre Arbeiten haben aufstellen müssen, so
finden sich gerade in diesen Jahren zahlreiche Beispiele. Zwei weiß ange-
strichene Holzfiguren, Glaube und Liebe, sind auf dem 1745 entstandenen
Altar der Dorf kirche zu Tauscha bei Radeburg vereinigt, vgl. B K D XXXVII
(Großenhain), S. 417, Figur 474.
Auch Famen sind genug aus der Meißner Fabrik hervorgegangen,
für sich allein, z. B. ein Modell vom Jahre 1746: eine fliegende Fama, in
der einen Hand eine Posaune, in der anderen einen Lorbeerkranz haltend,
oder wie hierin umfangreicher Komposition, z.B. auf der Vase für Franko
reich vom Jahre 1741/42, von der bei Sponsel S. 144 und 145 alte Exemp-
lare abgebildet sind. Endlich auf den beiden Viktorien vom April und Mai
1773, die Kandier für Katharina II. von Rußland ausführte, die so lange
durch die Akten sich hinziehende »russische Bestellung«. Abbildungen und
alles nötige bei Beding, Meißner Porzellangruppen in Oranienbaum Tafel
13 und 14.
Kindengel bieten sich im Kändlerschen Porzellanwerke fast unzählige
zum Vergleiche, einzelne und in Gruppen, ja zu ganzen Scharen vereinigte.
Sie wollen meist irgend etwas vorstellen und hantieren mit irgendwelchen
Attributen, sodaß sie zu Erdteilen, Künsten und Wissenschaften, etwa
des alten trivium und quadrivium, Elementen, Jahreszeiten und sonst was
werden. Aber abgesehen von diesem mehr kuriosen Zug, dem man ohne
die vorhandenen Beschreibungen gar nicht so leicht und immer gerecht wird,
offenbart sich in ihnen eine erstaunlich eindringliche Beobachtung kindlichen,
natürlichen, naiven Lebens, die ganz ohne Nebenzwecke die bloße Freude
an all dieser Bewegtheit und Lebensfülle der Kindergesichtchen und Kör-
perchen in ihren Freuden und Leiden verrät. Sie beleben und umtanzen
mit ihren oft drastischen Geberden in ausgelassenem Reigen das ganze
Schaffen Kändlers vom Schwanenservice bis zur russischen Bestellung.—
Endlich der Saturn,- auch er gehört zu den beliebtesten Gegenständen von
Kändlers Kunst. Worauf es ihm ankam, das lehrt die wiederholte Be-
merkung: An der Figur sind wegen des Alters Muskeln und Adern gar
deutlich zu sehen (1740), oder bei den beiden Saturnen der russischen
Bestellung: Saturn in sehr alter und männlicher Gestalt, und: Dieses Bild
der Zeit ist gebührend sehr alt, musculeux, wohlbekleidet und geflügelt
vorgebildet.
So ist das Naustädter Denkmal aufs tiefste in Kändlers Gesamt-
werk verankert, von dem es sicher einen Höhepunkt bildet.
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Figuren »vorgestellet« worden, wie es in den Akten heißt. Es ist nur
nötig, das Meißner Modellverzeichnis oder die Spezifikationen durchzusehen,
die die einzelnen Künstler über ihre Arbeiten haben aufstellen müssen, so
finden sich gerade in diesen Jahren zahlreiche Beispiele. Zwei weiß ange-
strichene Holzfiguren, Glaube und Liebe, sind auf dem 1745 entstandenen
Altar der Dorf kirche zu Tauscha bei Radeburg vereinigt, vgl. B K D XXXVII
(Großenhain), S. 417, Figur 474.
Auch Famen sind genug aus der Meißner Fabrik hervorgegangen,
für sich allein, z. B. ein Modell vom Jahre 1746: eine fliegende Fama, in
der einen Hand eine Posaune, in der anderen einen Lorbeerkranz haltend,
oder wie hierin umfangreicher Komposition, z.B. auf der Vase für Franko
reich vom Jahre 1741/42, von der bei Sponsel S. 144 und 145 alte Exemp-
lare abgebildet sind. Endlich auf den beiden Viktorien vom April und Mai
1773, die Kandier für Katharina II. von Rußland ausführte, die so lange
durch die Akten sich hinziehende »russische Bestellung«. Abbildungen und
alles nötige bei Beding, Meißner Porzellangruppen in Oranienbaum Tafel
13 und 14.
Kindengel bieten sich im Kändlerschen Porzellanwerke fast unzählige
zum Vergleiche, einzelne und in Gruppen, ja zu ganzen Scharen vereinigte.
Sie wollen meist irgend etwas vorstellen und hantieren mit irgendwelchen
Attributen, sodaß sie zu Erdteilen, Künsten und Wissenschaften, etwa
des alten trivium und quadrivium, Elementen, Jahreszeiten und sonst was
werden. Aber abgesehen von diesem mehr kuriosen Zug, dem man ohne
die vorhandenen Beschreibungen gar nicht so leicht und immer gerecht wird,
offenbart sich in ihnen eine erstaunlich eindringliche Beobachtung kindlichen,
natürlichen, naiven Lebens, die ganz ohne Nebenzwecke die bloße Freude
an all dieser Bewegtheit und Lebensfülle der Kindergesichtchen und Kör-
perchen in ihren Freuden und Leiden verrät. Sie beleben und umtanzen
mit ihren oft drastischen Geberden in ausgelassenem Reigen das ganze
Schaffen Kändlers vom Schwanenservice bis zur russischen Bestellung.—
Endlich der Saturn,- auch er gehört zu den beliebtesten Gegenständen von
Kändlers Kunst. Worauf es ihm ankam, das lehrt die wiederholte Be-
merkung: An der Figur sind wegen des Alters Muskeln und Adern gar
deutlich zu sehen (1740), oder bei den beiden Saturnen der russischen
Bestellung: Saturn in sehr alter und männlicher Gestalt, und: Dieses Bild
der Zeit ist gebührend sehr alt, musculeux, wohlbekleidet und geflügelt
vorgebildet.
So ist das Naustädter Denkmal aufs tiefste in Kändlers Gesamt-
werk verankert, von dem es sicher einen Höhepunkt bildet.
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