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MODERNE KUNST.
Wänden ging es hin, auf engen gründurchbrandeten, schauerlich dunkel-
bedrohlichen Gassen. Nie hatte Helga etwas so mutbetörend Dräuendes
erlebt wie diese Westmännerdurchfahrt im Einbrucli der Nacht. Und
plötzlich klaffte in diese Unheimlichkeit hinein zur Rechten eine Lich-
tung, eine breite Helle strömte heraus auf das Meer: in sanftem Abend-
glanz träumte dort in grüner Au ein trauliches weißes Dorf mit abend-
rotumflossener Kirche. Ein liebliches Idyll mitten im Meeresgrauen.
Wie die Falken durchforschten die beiden Seeleute an Bord die
stille Bucht. Nein, dort war der Schuft nicht untergekrochen.
Vorwärts, vorwärts, hinaus in die brausende Dunkelheit.
Es war, als stoße das Schiff mit noch vergrimmterer Wucht in die
schwarze Endlosigkeit dort draußen hinein. Jetzt stand Arni Einarsson
neben dem jungen Weibe am Geschütz, das spähende Glas am Auge.
Der Mond kroch klein und blutig hervor. Vorwärts, vorwärts. Mit ab-
geblendeten Lichtern, wie das schwarze Schicksal, stürmte das Schiff voran.
Helga blickte sich sekundenlang um. Geisterhaft-unklar umrissen
huschte die Takelei hinter ihr her durch den grauschwarzen Luftraum.
Jetzt glomm eine stille Helle zur Linken. Das war die Südküste Islands
mit ihren nachtleuchtenden Riesengletschern. Ein bläulicher Luftschleier
hing über den Felswänden, die steil ins Meer hinabsanken.
Dann stand gerad voraus ein rotes Licht in der See. Ein kurzes
Kommando hinab zur Maschine — Helga krallte sich ans Geschütz —
das Blut sauste hellklingend in den Ohren — es war, als rissen die
Nerven — sekundenlang war sie ohne Bewußtsein — „Nichts", schüttelte
Arni den Kopf. „Holzdampfer nach Norwegen."
Sie hetzten an ihm vorbei. Vorwärts — vorwärts — dem Schurken
nach! Und plötzlich wetterte grell durch Helga Helaasons Hirn der Ge-
danke, daß nicht nur er, der feige Hund, in den Wellen verrecken würde
nein, auch — sie sah das verträumte gute Gesicht des Dichters — und
die lustig-behäbige Beleibtheit des Sängers. Und die schuldlose Beman-
nung! — Eine lähmende Angst schraubte sie an ihren Platz. Mein Gott
— mein Gott — in der nächsten Sekunde konnte das rote Licht der
Jacht am Horizont stehen — dann dauerte es noch Minuten — sie fühlte
den Aprall — Splittern — - entsetzensgelle Todesschreie — plötzlich stand
vor ihren Augen das Boot, das der Wal zerschlug. Nein - nein. —
Mit übernatürlicher Kraft entwand sie sich der Grauenumklammerung,
tastete ins Dunkel hinein nach Arnis Arm: „Arni — nein — nicht! Ich —
wir — es sind Schuldlose an Bord — !"
„Alle sind schuldig", stieß er hervor und starrte geradaus.
„Nein — nein, Arni, er allein ist schuldig. Und die Bemannung.
Deine Kameraden!"
„Ja was?" knurrte er trotzig ungeduldig.
„Könnten wir ihn nicht allein -?"
„Unmöglich."
„Wenn wir dicht neben sie fahren und sie anrufen und ihnen
drohen —."
„Wie denn, Helga? Laß nur. Sie haben alle dabei geholfen."
„Nein, Arni. Überleg, schnell — schnell. Gleich können wir ran
sein. Dann nimmt Jon Jonsson seinen Kurs. Wir zwingen sie zu stoppen
und ihn auszuliefern. Und wenn sie nicht gehorchen — dann — dann —"
„Dann ist es zu spät", grollte Arni.
„Warum -— ? Wohin sollen sie uns entrinnen?"
„Sie werden uns ausweichen."
„Arni, diese Lustjacht einem isländischen Walfänger ausweichen, der
wie eine Möve um den Wal herumzukreisen gewohnt ist! Lauf — lauf,
Arni. — Sag es Jonsson. Ich eile hinab und sag es Bjarni Thorlaksson.
Schnell, schnell."
Im nächsten Augenblick schrie sie auf. „Da — da! Rot — das ist
die Jacht -— das ist die Jacht!"
Sie fiel wie ein Sack in den Maschinenraum hinab. „Bjarni," schrie
sie, doch die Stimme klang kaum vernehmlich, wie in einem bösen Angst-
traum war es, „stopp sofort, wenn das Kommando kommt. Wir wollen
die Jacht anhalten." Und hinauf stürzte sie, sich bei der heftigen
Schwankung des Schiffes mit ganzem Körper die Treppe hinaufwälzend.
Arni stand schon wieder an seinem Geschütz. Vorwärts gings, dem
roten Lichte nach. Mit letzter verzweifelter Kraft keuchte die Maschine.
Unbeweglich standen sie nebeneinander im Bug und starrten auf das
wachsende rote Licht. Die Entfernung zersetzte es noch in blutige
Streifen mit schwarzen Zwischenlinien. Reißend kamen sie näher. Schon
war das Licht eine längliche rote Scheibe. Jetzt sal i man deutlich die
Bogenlampe am Top. Der Wind trieb den Rauch weiß-wolkig über den
Lichtkreis hin. Immer schärfer wuchsen Einzelheiten aus dem Dunkel
heraus. Das war die erleuchtete Brücke — zwei Mann standen darauf
— Kapitän und Steuermann. — Vorwärts — vorwärts. — Jetzt hielten
sie den Schurken umklammert. Wie sie den schwimmenden Wal hun-
dertmal beschlichen hatten, schossen sie an die Jacht heran. Mit dem
verwegenen wildschaukelnden Bogen, mit dem sie haarscharf an dem
ahnungslosen Tier hinpürschten, wenn die Harpune schwirrte, stürmten
sie auf Meterbreite an die Seite der Jacht. Blendende Helle fiel über
das dunkle Deck des Walfängers — schrill schrie sein Nebelhorn auf-
jagend, schrecklähmend, dicht neben der Bordwand der schlafenden Jacht
durch die Nacht.
Drüben auf der Brücke prallten die beiden Männer wie körperlich
von dem markdurchbebenden Ton getroffen, gegeneinander, taumelten
dann zur Seite über das Geländer des Laufsteges und schrien hinein in
das Dunkel. Eine gleitende Unheimlichkeit sahen sie neben sich in ihrem
eignen Lichte.
Gefahrdrohend dicht rannten die beiden Schiffe nebeneinander dahin.
Jetzt verlangsamte sich drüben die Fahrt, auch Jonsson stoppte ab. Wenige
Augenblicke später glitten sie, von den Wellen torkelnd auf und nieder-
geschleudert, Seite an Seite her.
Nun hatte der Kapitän drüben das Sprachrohr am Munde: „Seid ihr
des Teufels, ihr da drüben," klang es gröhlend aus dem Schalltrichter
herüber, „wo habt ihr eure Lichter?"
„Schert euch nicht um unsere Lichter," drang Jon Jonssons Stimme
aus dem Rohre durch den heulenden Sturm, „holt den Herrn an Deck."
„Wer seid ihr?" schallte es zurück.
„Schert euch nicht darum. Holt den Herrn."
„Seid ihr ein Regierungsschiff?"
„Fragt nicht. Holt den Herrn. Rasch. Sonst geschieht ein Unglück."
Dem Kapitän drüben graute von dem schwarzen Gespensterschiff,
das, jäh aufschreiend, neben ihm aus der Nacht aufgeschossen war. Er
schickte den Steuermann zu Foehres Kabine.
Einige Augenblicke schaukelten die Schiffe nebeneinander auf und
nieder. Dann trat drüben aus dem erleuchteten Eingang zum Unterdeck
Carl Foehre hervor. Sein schwarzes Haar hing, von den Kissen ver-
wühlt, in sein verschlafenes Gesicht, um seine Glieder schlotterte ein
langer Schlafrock in der Nachtbrise. Bei seinem Anblick schlug Helga
Helaason in jäh aufschäumender Wut mit den geballten Fäusten auf die
Eisenstange des Geländers, daß sie aufsang mit hellem Klange. Sie beugte
sich in die Dunkelheit hinaus und schrie hinein in den Sturm: „Du Hund
— du Hund!" Und spie haßtoll hinüber.
Arni Einarsson packte in eisiger Ruhe den Hebel seines Geschützes.
Der Kapitän rief seinem Herrn jetzt von der Brücke aus etwas zu
und deutete auf den irrenden Schatten dort in der See. Foehre starrte
begriffsstutzig.
„Sie, Mensch," rief Jon Jonssons Rohr, „ins Boot mit Ihnen. Sie
sind unser Gefangener."
Foehre tastete, Halt suchend, hinter sich gegen die Wand des Treppen-
eingangs. Es schien Helga, als würde er grün vor Grauen ob der aus
dem stürmenden Dunkel gebietenden Geisterstimme. Sein Schuldbewußt-
sein ahnte die Verfolger. Er blickte mit angstgehetzten Augen hilfe-
suchend umher.
„Sputen Sie sich, Mensch," rief die furchtbare Dröhnstimme vom
Meere wieder, „in drei Minuten sind Sie hier oder wir rammen Ihren
Kahn."
Jetzt trat drüben der Tenor mit schlafrotem, neugierigen Gesicht an
Deck. Der Dichter folgte, ein langes Ausrufungszeichen des Schreckens
ihm auf den Fersen. Die gesamte Mannschaft kroch hervor aus ihren
Hängematten und Verschlägen. Einer brachte dem Herrn ein Sprachrohr.
Foehre setzte es an die Lippen. „Was wollt ihr von mir?" tönte die
Stimme angstgebrochen herüber.
„Das werden Sie hier erfahren. Marsch ins Boot und herüber."
„Kommen Sie aus Reykjavik?" schrie sein furchtgerütteltes Gewissen.
MODERNE KUNST.
Wänden ging es hin, auf engen gründurchbrandeten, schauerlich dunkel-
bedrohlichen Gassen. Nie hatte Helga etwas so mutbetörend Dräuendes
erlebt wie diese Westmännerdurchfahrt im Einbrucli der Nacht. Und
plötzlich klaffte in diese Unheimlichkeit hinein zur Rechten eine Lich-
tung, eine breite Helle strömte heraus auf das Meer: in sanftem Abend-
glanz träumte dort in grüner Au ein trauliches weißes Dorf mit abend-
rotumflossener Kirche. Ein liebliches Idyll mitten im Meeresgrauen.
Wie die Falken durchforschten die beiden Seeleute an Bord die
stille Bucht. Nein, dort war der Schuft nicht untergekrochen.
Vorwärts, vorwärts, hinaus in die brausende Dunkelheit.
Es war, als stoße das Schiff mit noch vergrimmterer Wucht in die
schwarze Endlosigkeit dort draußen hinein. Jetzt stand Arni Einarsson
neben dem jungen Weibe am Geschütz, das spähende Glas am Auge.
Der Mond kroch klein und blutig hervor. Vorwärts, vorwärts. Mit ab-
geblendeten Lichtern, wie das schwarze Schicksal, stürmte das Schiff voran.
Helga blickte sich sekundenlang um. Geisterhaft-unklar umrissen
huschte die Takelei hinter ihr her durch den grauschwarzen Luftraum.
Jetzt glomm eine stille Helle zur Linken. Das war die Südküste Islands
mit ihren nachtleuchtenden Riesengletschern. Ein bläulicher Luftschleier
hing über den Felswänden, die steil ins Meer hinabsanken.
Dann stand gerad voraus ein rotes Licht in der See. Ein kurzes
Kommando hinab zur Maschine — Helga krallte sich ans Geschütz —
das Blut sauste hellklingend in den Ohren — es war, als rissen die
Nerven — sekundenlang war sie ohne Bewußtsein — „Nichts", schüttelte
Arni den Kopf. „Holzdampfer nach Norwegen."
Sie hetzten an ihm vorbei. Vorwärts — vorwärts — dem Schurken
nach! Und plötzlich wetterte grell durch Helga Helaasons Hirn der Ge-
danke, daß nicht nur er, der feige Hund, in den Wellen verrecken würde
nein, auch — sie sah das verträumte gute Gesicht des Dichters — und
die lustig-behäbige Beleibtheit des Sängers. Und die schuldlose Beman-
nung! — Eine lähmende Angst schraubte sie an ihren Platz. Mein Gott
— mein Gott — in der nächsten Sekunde konnte das rote Licht der
Jacht am Horizont stehen — dann dauerte es noch Minuten — sie fühlte
den Aprall — Splittern — - entsetzensgelle Todesschreie — plötzlich stand
vor ihren Augen das Boot, das der Wal zerschlug. Nein - nein. —
Mit übernatürlicher Kraft entwand sie sich der Grauenumklammerung,
tastete ins Dunkel hinein nach Arnis Arm: „Arni — nein — nicht! Ich —
wir — es sind Schuldlose an Bord — !"
„Alle sind schuldig", stieß er hervor und starrte geradaus.
„Nein — nein, Arni, er allein ist schuldig. Und die Bemannung.
Deine Kameraden!"
„Ja was?" knurrte er trotzig ungeduldig.
„Könnten wir ihn nicht allein -?"
„Unmöglich."
„Wenn wir dicht neben sie fahren und sie anrufen und ihnen
drohen —."
„Wie denn, Helga? Laß nur. Sie haben alle dabei geholfen."
„Nein, Arni. Überleg, schnell — schnell. Gleich können wir ran
sein. Dann nimmt Jon Jonsson seinen Kurs. Wir zwingen sie zu stoppen
und ihn auszuliefern. Und wenn sie nicht gehorchen — dann — dann —"
„Dann ist es zu spät", grollte Arni.
„Warum -— ? Wohin sollen sie uns entrinnen?"
„Sie werden uns ausweichen."
„Arni, diese Lustjacht einem isländischen Walfänger ausweichen, der
wie eine Möve um den Wal herumzukreisen gewohnt ist! Lauf — lauf,
Arni. — Sag es Jonsson. Ich eile hinab und sag es Bjarni Thorlaksson.
Schnell, schnell."
Im nächsten Augenblick schrie sie auf. „Da — da! Rot — das ist
die Jacht -— das ist die Jacht!"
Sie fiel wie ein Sack in den Maschinenraum hinab. „Bjarni," schrie
sie, doch die Stimme klang kaum vernehmlich, wie in einem bösen Angst-
traum war es, „stopp sofort, wenn das Kommando kommt. Wir wollen
die Jacht anhalten." Und hinauf stürzte sie, sich bei der heftigen
Schwankung des Schiffes mit ganzem Körper die Treppe hinaufwälzend.
Arni stand schon wieder an seinem Geschütz. Vorwärts gings, dem
roten Lichte nach. Mit letzter verzweifelter Kraft keuchte die Maschine.
Unbeweglich standen sie nebeneinander im Bug und starrten auf das
wachsende rote Licht. Die Entfernung zersetzte es noch in blutige
Streifen mit schwarzen Zwischenlinien. Reißend kamen sie näher. Schon
war das Licht eine längliche rote Scheibe. Jetzt sal i man deutlich die
Bogenlampe am Top. Der Wind trieb den Rauch weiß-wolkig über den
Lichtkreis hin. Immer schärfer wuchsen Einzelheiten aus dem Dunkel
heraus. Das war die erleuchtete Brücke — zwei Mann standen darauf
— Kapitän und Steuermann. — Vorwärts — vorwärts. — Jetzt hielten
sie den Schurken umklammert. Wie sie den schwimmenden Wal hun-
dertmal beschlichen hatten, schossen sie an die Jacht heran. Mit dem
verwegenen wildschaukelnden Bogen, mit dem sie haarscharf an dem
ahnungslosen Tier hinpürschten, wenn die Harpune schwirrte, stürmten
sie auf Meterbreite an die Seite der Jacht. Blendende Helle fiel über
das dunkle Deck des Walfängers — schrill schrie sein Nebelhorn auf-
jagend, schrecklähmend, dicht neben der Bordwand der schlafenden Jacht
durch die Nacht.
Drüben auf der Brücke prallten die beiden Männer wie körperlich
von dem markdurchbebenden Ton getroffen, gegeneinander, taumelten
dann zur Seite über das Geländer des Laufsteges und schrien hinein in
das Dunkel. Eine gleitende Unheimlichkeit sahen sie neben sich in ihrem
eignen Lichte.
Gefahrdrohend dicht rannten die beiden Schiffe nebeneinander dahin.
Jetzt verlangsamte sich drüben die Fahrt, auch Jonsson stoppte ab. Wenige
Augenblicke später glitten sie, von den Wellen torkelnd auf und nieder-
geschleudert, Seite an Seite her.
Nun hatte der Kapitän drüben das Sprachrohr am Munde: „Seid ihr
des Teufels, ihr da drüben," klang es gröhlend aus dem Schalltrichter
herüber, „wo habt ihr eure Lichter?"
„Schert euch nicht um unsere Lichter," drang Jon Jonssons Stimme
aus dem Rohre durch den heulenden Sturm, „holt den Herrn an Deck."
„Wer seid ihr?" schallte es zurück.
„Schert euch nicht darum. Holt den Herrn."
„Seid ihr ein Regierungsschiff?"
„Fragt nicht. Holt den Herrn. Rasch. Sonst geschieht ein Unglück."
Dem Kapitän drüben graute von dem schwarzen Gespensterschiff,
das, jäh aufschreiend, neben ihm aus der Nacht aufgeschossen war. Er
schickte den Steuermann zu Foehres Kabine.
Einige Augenblicke schaukelten die Schiffe nebeneinander auf und
nieder. Dann trat drüben aus dem erleuchteten Eingang zum Unterdeck
Carl Foehre hervor. Sein schwarzes Haar hing, von den Kissen ver-
wühlt, in sein verschlafenes Gesicht, um seine Glieder schlotterte ein
langer Schlafrock in der Nachtbrise. Bei seinem Anblick schlug Helga
Helaason in jäh aufschäumender Wut mit den geballten Fäusten auf die
Eisenstange des Geländers, daß sie aufsang mit hellem Klange. Sie beugte
sich in die Dunkelheit hinaus und schrie hinein in den Sturm: „Du Hund
— du Hund!" Und spie haßtoll hinüber.
Arni Einarsson packte in eisiger Ruhe den Hebel seines Geschützes.
Der Kapitän rief seinem Herrn jetzt von der Brücke aus etwas zu
und deutete auf den irrenden Schatten dort in der See. Foehre starrte
begriffsstutzig.
„Sie, Mensch," rief Jon Jonssons Rohr, „ins Boot mit Ihnen. Sie
sind unser Gefangener."
Foehre tastete, Halt suchend, hinter sich gegen die Wand des Treppen-
eingangs. Es schien Helga, als würde er grün vor Grauen ob der aus
dem stürmenden Dunkel gebietenden Geisterstimme. Sein Schuldbewußt-
sein ahnte die Verfolger. Er blickte mit angstgehetzten Augen hilfe-
suchend umher.
„Sputen Sie sich, Mensch," rief die furchtbare Dröhnstimme vom
Meere wieder, „in drei Minuten sind Sie hier oder wir rammen Ihren
Kahn."
Jetzt trat drüben der Tenor mit schlafrotem, neugierigen Gesicht an
Deck. Der Dichter folgte, ein langes Ausrufungszeichen des Schreckens
ihm auf den Fersen. Die gesamte Mannschaft kroch hervor aus ihren
Hängematten und Verschlägen. Einer brachte dem Herrn ein Sprachrohr.
Foehre setzte es an die Lippen. „Was wollt ihr von mir?" tönte die
Stimme angstgebrochen herüber.
„Das werden Sie hier erfahren. Marsch ins Boot und herüber."
„Kommen Sie aus Reykjavik?" schrie sein furchtgerütteltes Gewissen.