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4. ^ = altem pi n (E3 § 172) umschreibe ich pa, ^ (= altem ti nt) ta.

5. ob t oder d zu transkribieren ist, entscheidet das Altägyptische, ob in Wortzeichen d oder d, t oder t das
Koptische. Ich umschreibe also ^ ntr wegen ks nou-re, ^w wegen thtt (Wind), Dhzvtj wegen boott.

Eine Transkription des Demotischen, die sowohl den tatsächlich noch erhaltenen Lautbestand darstellt als auch
dem Leser einen brauchbaren Anhalt zur Lösung der paläographischen Schwierigkeiten bietet, ist meines Erachtens
nicht möglich. Die zweite dieser beiden Aufgaben scheint mir die wichtigere, ich umschreibe daher Zeichen für Zeichen,

ob es sich nun um historische Schreibungen wie (= A^lK [][) also pSj-kx transkribiert) oder um junge

Schreibungen so ungeheuerlichen Aussehens handelt wie z.B. ^£X\)J\%^{^= ' ^ (j ^jä^n' ~ 'fr'fi-t.

I. Die Handschriften.

Die beiden „bilinguen" — hieratisch und demotisch geschriebenen — Papyrus Rhind befinden sich im
Museum schottischer Altertümer zu Edinburg, wohin sie als Geschenk ihres Finders, Mr. A. H. Rhind, gelangt sind.
Sie tragen dort die Nummern 908 und 909; ein kleines, von H. WALKER als zugehörig erkanntes Bruchstück der ersten
Seite von Papyrus Rhind I2 ist unter Nr. 540 inventarisiert. I Rh. mißt 3,03 m bei einer Blatthöhe von 32 cm und
umfaßt ii Seiten, II Rh. ist 9 Seiten lang und mißt 2,21 m, die Blatthöhe beträgt 27 cm. Die Schutzstreifen sind nur
unvollständig erhalten. Der Erhaltungszustand ist im allgemeinen gut, nur hat die größere Handschrift — die Papyri
lagen neben den Mumien in den Binden — eine Durchtränkung mit den bei der Balsamierung verwendeten Drogen
erfahren, wodurch besonders die ersten Seiten sehr dunkel geworden sind. II Rh. ist nur an den Rändern etwas
asphaltfleckig.

Sämtliche Seiten der beiden Handschriften sind in ihrem obersten Drittel mit bunt ausgemalten Darstellungen
geschmückt, den einzelnen Figuren sind vielfach erklärende — meist demotisch abgefaßte — Beischriften hinzugefügt.
Bilder wie Beischriften sind übrigens mehrfach durch die Nachlässigkeit des Schreibers oder Illustrators an unrichtige
Stellen geraten.

Unter den Vignetten steht der Text, zunächst in hieratischer, darunter in demotischer Fassung. Die Bild- und
Schriftfläche ist durch Doppelstriche umrahmt, was übrigens bei Buchhandschriften aus dem Ende der Ptolemäerzeit
und dem ersten Jahrhundert nach Chr. häufig zu belegen ist, vgl. meine Paläographie III, S. 5-

Über die Herkunft und die Fundumstände der beiden Papyri sind wir durch Rhinds in Gemeinschaft mit
S. Birch unternommene erste Veröffentlichung „Facsimiles of two papyri found in a tomb at Thebes", London 1863,
unterrichtet. Danach sind dieselben 1860 in einem Familiengrab bei Schech cabd el Qurna gefunden, das, anscheinend
unter der 18. Dynastie angelegt, gegen Ende der Ptolemäerzeit noch einmal benutzt worden ist. Aus dieser sekundären
Belegung stammen unsere Papyri, I Rh. ist bei der Bestattung IV — vgl. den Plan des Grabes auf Tafel II des ge-
nannten Werkes — II Rh. in einem der Särge in Kammer III gefunden, s. S. 26—28 des Fundberichts.

II. Literatur über die beiden Papyrus Rhind.

Eine vollständige Abbildung der beiden Handschriften in farbigen Lithographien mit einem Fundbericht
sowie einer von BlRCH herrührenden Übersetzung der hieratischen Textteile enthält die schon erwähnte erste Ausgabe:
A. H. rhind, Facsimiles of two papyri found in a tomb at Thebes, London 1863. Die Tafeln dieses Werkes, die
Netherclift, der Zeichner der Select Papyri, hergestellt hat, sind, wenn auch für paläographische Zwecke nicht
immer ausreichend, do ch recht gut. Da die Handschriften seither mehrfach mit Textverlust verbundene Beschädigungen
erlitten haben, so hat diese editio princeps auch neben unseren Lichtdrucktafeln bleibenden Wert.

Der Fundbericht allein ist mit leicht abweichender Einleitung schon vorher erschienen in RlllNDs Thebes, its
tombs and their tenants, London 1862, Cap. IV (Seite 77 ff).

Im Jahre 1865 lieferte H. Brugsch eine Bearbeitung der demotischen Fassung mit Gegenüberstellung der
hieratischen und demotischen Texte, sowie ein Wörterverzeichnis unter dem Titel: A. H. Rhinds zwei bilingue Papyri
hieratisch und demotisch. Leipzig, Hinrichs'sche Buchhandlung. Eine neue Übersetzung der größeren Handschrift, die
gegenüber dieser ersten, glänzenden Bearbeitung einen entschiedenen Rückschritt bedeutet, hat Brugsch über zwanzig
Jahre später in seiner Ägyptologie S. 189—195 gegeben. Kürzere Auszüge mit Interlinearversionen enthält auch
BrüGSCHs Thesaurus S. 897—902. Die Datierungen der Handschriften hat brugsch schließlich ausführlich in dem-
selben Werke S. 44Öff. 462 behandelt; seine kalendarischen Schlüsse sind freilich, weil auf einer irrigen Interpretation
der betreffenden Stellen beruhend, verfehlt3.

1) Der faktische Lautbestand war schon ein Jahrtausend vor der Entstehung des Demotischen pj-k; zur Erklärung der Schreibung vgl. E3 § 206.

2) Künftig als I Rh. bezeichnet, die kleinere Handschrift nenne ich II Rh. 3) s. Kommentar Nr. 13.
 
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