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Genau wie man heute die Filmrollen für Heimlichtkinos in einem Schrank in
der Wohnung lagern läßt.

Es ist wahrscheinlich, daß die künftige Entwicklung den größten Wert auf die
kinetische projektorische Gestaltung legen wird, sogar wahrscheinlich mit im
Raume freischwebenden, einander durchdringenden Farbengarben und »massen
ohne direkte Projektionsfläche; sie wird durch die ständige Vervollkommnung
ihrer Instrumente viel größere Spannungsbereiche umfassen als das entwickelteste
statische Bild. Daraus folgt, daß in den künftigen Perioden nur derjenige „MALER“
werden und bleiben kann, der tatsächlich suveräne und maximale Leistungen
hervorbringt.

Andererseits setzt eine richtige Handhabung der reflektorischen (Film) und pro*
jektorischen Gestaltung, welche die herrschende Farbenkunst der nächsten Zeit
werden wird, gründliche Kenntnisse der Optik und ihrer mechanisch»technischen
Verwertung (so der Fotografie) voraus.

Es ist überraschend, daß der heutige „geniale“ Maler gegenüber dem „nüchternen“
Techniker recht wenig wissenschaftliche Kenntnisse besitzt. Der Techniker
arbeitet schon lange damit. So benutzt er aus der Optik z. B. Interferenz«
und Polarisationserscheinungen, subtraktive und additive Mischungen des Lichtes
usw. Aber daß diese mit der gleichen Selbstverständlichkeit in die farbige Ge»
staltungsarbeit einbezogen werden, scheint vorläufig Utopie zu sein, obwohl
gegen ihre Verwendung nichts anderes angeführt wird als eine mißverstandene
Wertung des künstlerischen Arbeitsprozesses. Man glaubt zur Entstehung eines
Kunstwerkes die handwerkliche Ausführung als untrennbaren Wesensteil fordern
zu müssen. In Wahrheit ist neben dem schöpferischen geistigen Prozeß des
Werkentstehens die Ausführungsfrage nur insofern wichtig, als sie bis aufs Äußerste
beherrscht werden muß. Ihre Art dagegen — ob persönlich oder durch Arbeits«
Übertragung, ob manuell oder maschinell — ist gleichgültig.

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