IV
Die ungarländischen Mönchsorden können im 18. Jahrhundert keine Bauten vorweisen, die
den Vergleich mit den österreichischen Ordensbauten aushalten, da hier neben der kräftigen
Beihilfe des Herrscherhauses auch jene Kontinuität fehlte, welche in Österreich die mittel-
alterlichen Grundlagen zur Neuentwicklung des erheblichen Erbes ermöglichten. Von den
ungarischen Klöstern waren ja die größten - mit Ausnahme von Pannonhalma - gänzlich
vernichtet. Die mächtigen Klosterbauten der Benediktiner in Melk und Göttweig, der Au-
gustiner in St. Florian, Herzogenburg und Klosterneuburg, die zumeist nach einheitlich or-
ganisierten Plänen beinahe ununterbrochen durchgeführt werden konnten, haben in Ungarn
keine Entsprechungen gefunden. Wegen der Knappheit von Baumaterialien verlängert sich
die Bauzeit von Klöstern und Kirchen, wird oft sogar unterbrochen, und die Ergebnisse sind
ungleichmäßiger als in Österreich, Mähren und Schlesien. Mehrere kirchliche Bauten bleiben
unvollendet, bestenfalls nur zum Teil verwirklicht, und so konnte auf diesem Gebiet - der
Kirchenbau nicht mit eingerechnet - ein als klassisch geltendes Beispiel nicht reifen, das
für Ungarn hätte wegweisend werden können.
Einheimische waren die entwerfenden Meister der schönsten Kirchen der Paulaner ungarischer
Stiftung: von der in Pest, der späteren Universitätskirche (Mayerhoffer), der ihr stilverwand-
ten in Sasvär (erster Entwurf von Mätd Vepi) und jener in Nagyvärad (Großwardein, wahr-
scheinlich von Mäte Vepi). Das sich der Umgebung anschmiegende Verhalten der Jesuiten
veranlaßt ebenfalls oft die Beauftragung örtlicher Meister, dabei läßt sich besonders eine
Art italienischer Richtung erkennen (Jesuitenkirchen des 17. Jahrhunderts in Oberungarn und
die St.-Anna-Kirche in Buda). Ausschließlich örtliche Meister, oft auch eigene Architekten
wurden von den Piaristen zu Bauarbeiten herangezogen, die die der Jesuiten weit übertreffen
an Geschmack und die sich wegen der in ihrem Schulunterricht betriebenen Baukunde und
Zeichenlehre in der zweiten Jahrhunderthälfte auf dem ersten Platz behaupten können. So
und ähnlich ist auch das Vorgehen der einheimischen Bettelmönche, der Franziskaner und
Dominikaner.
Die Reihe der deutschen und österreichischen Klosterbauer eröffnet der in Tirol gebürtige
und aus Böhmen kommende Martin Witwer (Athanasius), der seinem Orden in Györ (Raab)
die Karmeliterkirche und zum Teil das Kloster in Szakolca errichtet hat. Sein Bautalent
nehmen auch Benediktiner, Zisterzienser und (zu einer kleineren, einmaligen Bauaufgabe)
Franziskaner in Anspruch. Sein hervorragendstes Werk, die Karmeliterkirche in Raab (nach
dem Muster ihrer Mutterkirche in Rom erbaut) leitet gleichzeitig jene Reihe ein, in der
Carlones Servitenkirche in Wien, die Paulaner- (später Benediktiner-) Kirche in Papa und
endlich die ganz provinzielle Pfarrkirche in Hajmäskär stehen*. Der nach einem Einheits-
plan in kurzer Zeit aus dem Boden gestampfte Klosterkomplex der Trinitarier in Altofen
verdankt seine Entstehung den gräflichen Mäzenen aus der Familie Zichy; die Entwürfe
sind von J. Entzenhoffer in Wien. Die Grundformen dieser Kirche und die Anlage der mäch-
tigen Gebäude zeigen eine gewisse verprovinzialisierte und ungelenke Version der Prandtauer
Klosterbauten, ansonsten ist das Bauwerk Entzenhoffers der Servitenkirche und dem Stiftshaus
in Jeutendorf nahe verwandt. Dem österreichischen Klosterbaukreis im Donauraum entstamm-
te die Ausgestaltung des Rathausturms in Preßburg (1734) und die Errichtung des Convictus
Nobilium in Nagyszombat (Tyrnau, 1747/54, von Anton Kessler) unter dem Einfluß des Klo-
sters in St. Florian.
* Die ungarischen Klosterbauten des 18. Jahrhunderts sind bis heute noch ohne zusammen-
tassende Arbeiten; einzelne Denkmäler hingegen behandeln zahlreiche Monographien.
Derartige, bedeutende Literatur erschien insbesondere in den Kunsttopographien und in
Istvän Genthon: Magyarorszäg Müveszeti Emldkei I (A Dunäntul). Budapest 1 959.
Die ungarländischen Mönchsorden können im 18. Jahrhundert keine Bauten vorweisen, die
den Vergleich mit den österreichischen Ordensbauten aushalten, da hier neben der kräftigen
Beihilfe des Herrscherhauses auch jene Kontinuität fehlte, welche in Österreich die mittel-
alterlichen Grundlagen zur Neuentwicklung des erheblichen Erbes ermöglichten. Von den
ungarischen Klöstern waren ja die größten - mit Ausnahme von Pannonhalma - gänzlich
vernichtet. Die mächtigen Klosterbauten der Benediktiner in Melk und Göttweig, der Au-
gustiner in St. Florian, Herzogenburg und Klosterneuburg, die zumeist nach einheitlich or-
ganisierten Plänen beinahe ununterbrochen durchgeführt werden konnten, haben in Ungarn
keine Entsprechungen gefunden. Wegen der Knappheit von Baumaterialien verlängert sich
die Bauzeit von Klöstern und Kirchen, wird oft sogar unterbrochen, und die Ergebnisse sind
ungleichmäßiger als in Österreich, Mähren und Schlesien. Mehrere kirchliche Bauten bleiben
unvollendet, bestenfalls nur zum Teil verwirklicht, und so konnte auf diesem Gebiet - der
Kirchenbau nicht mit eingerechnet - ein als klassisch geltendes Beispiel nicht reifen, das
für Ungarn hätte wegweisend werden können.
Einheimische waren die entwerfenden Meister der schönsten Kirchen der Paulaner ungarischer
Stiftung: von der in Pest, der späteren Universitätskirche (Mayerhoffer), der ihr stilverwand-
ten in Sasvär (erster Entwurf von Mätd Vepi) und jener in Nagyvärad (Großwardein, wahr-
scheinlich von Mäte Vepi). Das sich der Umgebung anschmiegende Verhalten der Jesuiten
veranlaßt ebenfalls oft die Beauftragung örtlicher Meister, dabei läßt sich besonders eine
Art italienischer Richtung erkennen (Jesuitenkirchen des 17. Jahrhunderts in Oberungarn und
die St.-Anna-Kirche in Buda). Ausschließlich örtliche Meister, oft auch eigene Architekten
wurden von den Piaristen zu Bauarbeiten herangezogen, die die der Jesuiten weit übertreffen
an Geschmack und die sich wegen der in ihrem Schulunterricht betriebenen Baukunde und
Zeichenlehre in der zweiten Jahrhunderthälfte auf dem ersten Platz behaupten können. So
und ähnlich ist auch das Vorgehen der einheimischen Bettelmönche, der Franziskaner und
Dominikaner.
Die Reihe der deutschen und österreichischen Klosterbauer eröffnet der in Tirol gebürtige
und aus Böhmen kommende Martin Witwer (Athanasius), der seinem Orden in Györ (Raab)
die Karmeliterkirche und zum Teil das Kloster in Szakolca errichtet hat. Sein Bautalent
nehmen auch Benediktiner, Zisterzienser und (zu einer kleineren, einmaligen Bauaufgabe)
Franziskaner in Anspruch. Sein hervorragendstes Werk, die Karmeliterkirche in Raab (nach
dem Muster ihrer Mutterkirche in Rom erbaut) leitet gleichzeitig jene Reihe ein, in der
Carlones Servitenkirche in Wien, die Paulaner- (später Benediktiner-) Kirche in Papa und
endlich die ganz provinzielle Pfarrkirche in Hajmäskär stehen*. Der nach einem Einheits-
plan in kurzer Zeit aus dem Boden gestampfte Klosterkomplex der Trinitarier in Altofen
verdankt seine Entstehung den gräflichen Mäzenen aus der Familie Zichy; die Entwürfe
sind von J. Entzenhoffer in Wien. Die Grundformen dieser Kirche und die Anlage der mäch-
tigen Gebäude zeigen eine gewisse verprovinzialisierte und ungelenke Version der Prandtauer
Klosterbauten, ansonsten ist das Bauwerk Entzenhoffers der Servitenkirche und dem Stiftshaus
in Jeutendorf nahe verwandt. Dem österreichischen Klosterbaukreis im Donauraum entstamm-
te die Ausgestaltung des Rathausturms in Preßburg (1734) und die Errichtung des Convictus
Nobilium in Nagyszombat (Tyrnau, 1747/54, von Anton Kessler) unter dem Einfluß des Klo-
sters in St. Florian.
* Die ungarischen Klosterbauten des 18. Jahrhunderts sind bis heute noch ohne zusammen-
tassende Arbeiten; einzelne Denkmäler hingegen behandeln zahlreiche Monographien.
Derartige, bedeutende Literatur erschien insbesondere in den Kunsttopographien und in
Istvän Genthon: Magyarorszäg Müveszeti Emldkei I (A Dunäntul). Budapest 1 959.